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Freitag Magazin: BYD Atto 3 im Reichweitentest. Volvo, Polestar, Electrify America übernehmen NACS. Geely-Premiummarke Zeekr kommt nach Europa.

BYD Atto 3 im Reichweitentest

BYD wird allgemein als der aussichtsreichste Kandidat für zukünftig hohen Absatz in Europa angesehen. Das chinesische Unternehmen scheint Tesla dicht auf den Fersen zu sein, was den Verkauf von reinen Stromern angeht. In China ist BYD nicht nur wegen der Autos hoch erfolgreich, sondern auch wegen der eigenen Batterietechnologie. Die Blade-Batterien, die sich unter anderem im Atto 3 befinden, weisen dank ihrer Bauart eine hohe Energiedichte auf, trotz LFP-Typus. Bislang scheint aber der Siegeszug in Europa noch nicht begonnen zu haben. Im Vorzeigeland Norwegen setzte BYD seit Marktdebüt insgesamt rund 4.800 Fahrzeuge ab, inklusive Elektrobussen versteht sich. Vom Atto 3 wurden dieses Jahr erst 145 Einheiten zugelassen. In Deutschland ist das Bild ähnlich. Nur 150 der Fahrzeuge wurden seit Anfang 2023 laut KBA zugelassen – die allermeisten dürften Mietautos für SIXT gewesen sein.

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SIXT hat u.a. bei BYD eingekauft. Bis zu 100.000 Fahrzeuge der Chinesen sollen es werden. War das eine gute Idee? Derzeit laufen die Zulassungen auch durch Privatkäufer in Europa noch schleppend

Die chinesische Revolution bleibt erst mal (teilweise) aus

Es scheint, als würde die chinesische Übernahme Europas in Punkto Elektrofahrzeugen erst mal ausbleiben. Zwar drängen immer mehr Hersteller auf die lukrativen lokalen Märkte wie Norwegen, Deutschland, UK, Niederlande und Frankreich, aber noch behaupten sich die üblichen Verdächtigen wie der VW-Konzern, Stellantis-Marken und die Premiummarken Audi, Mercedes und BMW. Mit dem weiteren wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands könnte sich das Blatt jedoch wenden, wenn plötzlich wieder Preis/Gegenwert eine höhere Rolle spielen. Einige chinesische Marken beginnen bereits sich einen Namen zu machen. MG und NIO beispielsweise, nicht zu vergessen Volvo, Polestar und Smart, die allerdings nicht als reine China-Marken wahrgenommen werde obwohl sie eng mit BYD-Konkurrenten Geely verbandelt sind. Die kommen erst noch, beispielsweise die neue Marke ZEEKR, die gerade in den Niederlanden und Norwegen debütiert (siehe weiter unten).

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BYD Atto 3 im Vergleich zum gerade vorgestellten Volvo EX30. Volvos 2. Generation mit Geely-Genen zeigt den Vorsprung der SEA-Palttform. Klick aufs Bild öffnet PDF

BYD Atto 3

Der BYD Atto 3 startete mit einer Menge Vorschuss. Günstig ist der Wagen nicht, denn die 44.625 Euro, die er vor Subventionen und Boni kostet, sind gemessen am Wettbewerb eine mutige Ansage. Da muss der Wagen schon ganz außergewöhnliche Qualitäten haben. Mit dem kommenden Volvo EX30 und dem bereits vorhandenen Smart #1 gibt es jedoch starke Konkurrenz, von den Stellantis-Marken ganz zu schweigen. Der Atto 3 verfügt über eine Leistung von 204 PS, mit 310 Nm Drehmoment. Der Spurt auf 100 wird so in 7,3 Sekunden erledigt, die realistische Reichweite mit der verbauten Batterie mit nutzbarer Kapazität von 60,5 kWh gibt ev-database mit 325 Kilometern an.

Die Ladeparameter überzeugen leider bezogen auf den Stand der Technik 2023 nicht. AC mit 11 kW ist OK, DC mit 89 kW ist jedoch ein Wert, der für ein modernes Elektroauto ohne wenn und aber als suboptimal zu bezeichnen ist. Die Abmessungen des chinesischen Stromers sind mit 4.455 mm Länge, 1.875 mm Breite und 1.615 mm Höhe der Klasse angemessen. Das Leegewicht gibt der Hersteller mit 1.825 kg an.

Reichweite und Verbrauch

motor.no ermittelte beim Sommertest eine Reichweite von 364 km (WLTP-Angabe 395 km), der Durchschnitts-Verbrauch lag damit bei 16,5 kWh auf 100 Kilometer. Bjørn Nyland, der unermüdliche norwegische Elektroautotester führt den Atto 3 bei einer Autobahngeschwindigkeit (ja, ist klar!) von 90 km/h mit einem Verbrauch von 13,4 kWh auf. Mit anderen Worten, der Atto 3 ist recht effizient – die Bandbreite ist hoch. Wer das Pedal streichelt, der kommt tatsächlich relativ weit. Der australische Youtube-Kanal „Juicd Garage“ hat sich der Problematik gerade auch angenommen.

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Realer Verbrauch beim Pendeln ermittelt durch Juicd Garage: Erst nach einer Woche und 407,6 Kilometern muss wieder geladen werden.

Reale Werte eines Pendlers

Kann man als Pendler mit durchschnittlichen Distanzen eine ganze Woche mit dem Atto 3 ohne Laden auskommen? Und wie weit kommt das Auto dann, wenn die Höchstgeschwindigkeit auf der Pendelstrecke 70 km/h nicht übersteigt, weil der Großteil der täglichen Pendelstrecke (um die 50 Kilometer) Stadtverkehr ist? Bekanntlich brilliert ein Stromer genau hier, denn durch das häufige Stop-and-Go sinkt der Verbrauch durch die ständige Rekuperation. Und tatsächlich. Die anfängliche Ladung auf 100% reicht für etwas mehr als 404 km (Rest-SoC: 2%), was in der Tat kein übler Wert ist. Fun Fact: die australische Variante zeigt bei 100% immer eine Reichweite von 480 Kilometern an, berechnet also nicht neu an Hand der typischen Verhaltensweisen des jeweiligen Fahrers.

e-engine meint: Dass BYD derzeit in Europa (noch) nicht in die sprichwörtlichen „Pötte“ kommt, dürfte viele Ursachen haben. Einmal ist die Marke für den Ottonormalfahrer recht unbekannt. Die Einstiegspreise wirken für den europäischen Durchschnittskäufer deshalb viel zu hoch. Hinzu kommt ein relativ unsicheres wirtschaftliches Umfeld, vor allem in Deutschland. Das manifestiert sich in Energiepreisen, die kontraproduktiv zum schnelleren Hochlauf der Elektromobilität sind. Vor allem die große Masse will nun überzeugt werden, die Early Adopter sind ohnehin schon versorgt. Wer über 40.000 Euro locker machen kann und will, konzentriert sich dann auf bekannte oder lokale Marken. Hersteller wie MG, Smart, Polestar und Volvo spielen hier bereits ihren „Markenbonus“ aus, obwohl sie zum Teil in chinesischer Hand sind.

Juicd Garage | BYD Atto 3 im realen Reichweitentest

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Volvo Stromer: Bekommen in Nordamerika ab 2025 serienmäßig den NACS-Stecker. CCS ab dann nur noch über Adapter.

Auch Volvo und Polestar wechseln zu NACS-Stecker – EA reagiert

Im Rahmen seines Ziels, bis 2030 ein reiner Elektroautohersteller zu werden, hat Volvo Cars als erster europäischer Automobilhersteller eine Vereinbarung mit Tesla unterzeichnet, die aktuellen und künftigen Fahrern von Volvo-Elektroautos Zugang zu Teslas riesigem Supercharger-Netz in den USA, Kanada und Mexiko ermöglicht.

NACS serienmäßig ab 2025

Im Rahmen der Vereinbarung werden künftige Volvo-Fahrzeuge ab 2025 in der Region mit dem nordamerikanischen Ladestandard (NACS) ausgestattet sein. Durch die Vereinbarung erhalten vollelektrische Volvo-Fahrer Zugang zu 12.000 neuen Schnellladepunkten – eine Zahl, die voraussichtlich noch steigen wird, da Tesla sein Supercharger-Netz in der Region weiter ausbaut. Fahrer zukünftiger Volvo-Fahrzeuge, die mit dem NACS-Ladeanschluss ausgestattet sind und weiterhin im Combined Charging System (CCS) laden möchten, können dies mit einem von Volvo Cars bereitgestellten Adapter weiterhin tun.

Mit der Volvo Cars App können Fahrer von vollelektrischen Volvo-Fahrzeugen in den USA und Kanada Zehntausende von öffentlichen Ladestationen finden, Echtzeit-Informationen über die Verfügbarkeit von Ladestationen abrufen und über eine einzige Schnittstelle für ihren Ladevorgang bezahlen, was das Aufladen eines Volvo-Fahrzeugs einfach macht.

e-engine meint: es mutet an wie die Kettenreaktion bei Dominosteinen. Nach GM, Ford, Rivian, Aptera nun also auch Volvo. Und am gestrigen Abend hat auch Polestar erklärt, NACS einzuführen. Sollte Geely als Polestar- und Volvo-Anteilseigner übrigens in den USA noch mit weiteren Elektromarken (beispielsweise Smart) debütieren, ist damit zu rechnen, dass auch hier NACS als Standard angenommen wird.  All das erhöht die „Manövriermasse“ dramatisch. Zudem dürften die Vereinbarungen Teslas Supercharger-Netzwerk einen weiteren Kick nach vorne verschaffen. Denn durch die Kooperationen wird auch neues Geld in die Kassen gespült. Ein wahrlich cleverer Schachzug.

Electrify America

Indessen merken große Anbieter wie Electrify America (eine Gründung der VW Group Canada und Electrify Canada), dass der Gegenwind größer geworden ist. Gestern abend kündigte das Unternehmen überraschend an, dass man ab 2025 die Ladeinfrastruktur durch den NACS-Anschluss erweitern werde. Gleichzeitig betonte man in einer Erklärung, dass man weiterhin den CCS1-Steckerstandard anbieten werde. Damit ist klar, dass NACS innerhalb kürzester Zeit den US-Markt völlig gedreht hat. Gerüchten zufolge soll der VW-Konzern bereits ebenfalls in Gesprächen mit Tesla sein.

In der Zwischenzeit versuchen gewisse Kreise in Deutschland weiter den CCS2-Standard als das Nonplusultra hinzustellen. Erinnert sich noch jemand an VHS und Betamax oder gar Video 2000 …?

VW aufgepasst: Zeekr kommt nach Schweden und die Niederlande

Im Mai hatten wir noch auf den gerade vorgestellten Zeekr X hingewiesen, den wir als VW ID.3 Wettbewerber identifizierten. Aus damaliger Sicht und Erfahrung erwarteten wir einen Verkaufspreis von 38.000 – 46.000 Euro für Europa. Nun sind die ersten „echten“ Preise für die Niederlande und Schweden draussen, wo die Geely-Premium-Marke Zeekr offiziell seit vorgestern debütiert.

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Zeekr X debütiert in den Niederlanden und Schweden. Der Einsteigspreis für die RWD-Version liegt (in den Niederlanden) bei 44.990 Euro

Zeekr X

Die Preise für den Zeekr X beginnen bei 44.990 Euro für das RWD Long Range Modell. Mit 272 PS/343 Nm, einem Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,6 Sekunden und einer Reichweite von bis zu 440 km ist der auf der neuesten Siliziumkarbid-Leistungselektronik basierende X bestens ausgestattet. Die Batterie, die übrigens von CATL geliefert wird, kommt mit einer 69 kWh Kapazität (Brutto)/62 kWh davon sind nutzbar. AC Laden funktioniert (optional) mit bis zu 22 kW, DC mit bis zu 150 kW. Die Systemarchitektur arbeitet mit 400 Volt-Technik.

Das größere, allradgetriebene Modell mit Dualmotor entwickelt übrigens 428 PS bei einme Drehmoment von 543 Nm. Der Preis für die „Performance-Ausgabe“ liegt dann bei 49.490 Euro. Beide Preise beziehen sich auf die Niederlande. Die deutschen Preise dürften in ähnlichen Gefielden liegen. Da die drunterliegende Geely-SEA-Plattform identisch mit dem Smart #1 Brabus und dem Volvo EX30 ist, dürften die realen Reichweiten und Fahrleistungen in etwa auch den beiden anderen Fahrzeugen entsprechen. Unsere Vorab-Besprechung des Zeekr X finden Sie hier.

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Das Luxus Elektro-SUV Zeekr X startet mit 100-kWh-Batterie und RWD-Antrieb bei 59.490 Euro (NL). Das Design reiht ihn unter den bislang attraktivsten eSUV auf dem Markt ein.

Zeekr 001

Der Zeekr 001 will das Unternehmen ganz klar im Premiumsegment verortet wissen. Die Produktion für den Premium-Stromer startete im Oktober 2021, nur wenige Monate nach der Vorstellung im April des selben Jahres. Durch die riesige Quilin-Batterie von CATL mit einer Bruttokapazität von 100 kWh (!) von der rund 92 kWh nutzbar sind, kommt die Single Motor-Long Range-Version bis zu 620 Kilometer weit nach WLTP-Standard. Die kleine RWD-Variante startet bei 59.490 Euro, und hat, da ebenfalls auf der SEA-Plattform basierend, 272 PS. Die beiden größeren Versionen mit Dualmotor und Allrad (Performance und Privilege) entwickeln 544 PS und starten bei 62.490 bzw. 67.490 Euro. Die neuartigen CATL-Batterien mit hoher Packdichte lassen DC-Schnellladen bis zu 200 kW zu. Die Fahrleistungen der Premium-Elektro-SUVs liegen für die AWD-Versionen bei gerade mal 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

e-engine meint: wir werden demnächst über die Ausstattungen der beiden Zeekr-Modelle ausführlicher berichten. Fakt ist aber, dass die Geely Premiummarke mit Fahrzeugen auf den europäischen Markt kommt, die zumindest auf dem Papier äußerst wettbewerbsfähig erscheinen. Der Zeekr 001 und der Zeekr X können ab sofort in den Niederlanden und Schweden vorbestellt werden. Bis zum Ende des Jahres will die Geely-Marke Flagship-Stores in Amsterdam und Stockholm eröffnet haben.

Fotos: Juicd Garage (Youtube Stills), BYD, Volvo, Zeekr, istock

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