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3,6 Milliarden für BYD - China drückt Tausende E-Autos in den Markt - jetzt parken sie in deutschen Häfen

3,6 milliarden für byd - china drückt tausende e-autos in den markt - jetzt parken sie in deutschen häfen

Das BLG Auto Terminal Bremerhaven aus der Luft. Lars Penning/dpa

In europäischen Häfen parken sich tausende chinesische Autos die Reifen platt. Das liegt auch an der schwachen Nachfrage nach E-Autos. Doch China will die europäischen Märkte erobern und subventioniert seine Autobauer. Werden E-Autos also bald viel billiger?

Mit großen Erwartungen waren Chinas Autohersteller in Europa angetreten.  Nach den ganz frühen Flops wie Landwind, Brilliance oder Borgward ermöglicht nun die Emobilität den Chinesen den Großangriff auch in Deutschland. Denn hier spielt China weltweit ganz vorn mit. Und die öko-planwirtschaftliche Politik der EU mit Verbrenner-Verbot sowie üppigen Subventionen und Steuergeschenken für die Emobilität spielt den Chinesen in die Hände.

Chinesische Autos stehen sich in Häfen die Reifen platt

Doch offenbar reicht das noch nicht. Die Zulassungszahlen chinesischer Autobauer in Deutschland sind ausgesprochen mau, wie die aktuellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) fürs erste Quartal 2024 zeigen:

  • Die Marke Aiways ist praktisch tot. Es gab laut offiziellen Daten von Janur bis März nur ein (!) neu zugelassenes Fahrzeug.
  • BYD (Build Your Dreams) , der Elektro-Gigant mit echtem Teslajäger-Potenzial , bringt es zwar auf eine irrsinnige Steigerungsrate von 514 Prozent im Jahresvergleich. Das sagt aber wenig aus. Die absoluten Zahlen zeigen, dass der Hype um BYD zumindest derzeit noch unbegründet ist: Nur knapp 400 Autos wurden im ersten Quartal zugelassen.
  • Auch Great Wall Motors , Lynk & Co. , Nio oder Polestar spielen nur winzige Nebenrollen auf dem Markt.
  • Die einzige Ausnahme ist MG : Die Elektro- und Hybrid-SUV des MG Roewe-Konzerns, der schon seit Jahren in Europa aktiv ist, wurden im ersten Quartal 2024 immerhin fast 4500-mal zugelassen, ein Plus von 16 Prozent. Importierte E-Autos in Deutschland – Weil sie nicht in Deutschland gebaut werden: Verstopfen E-Autos deutsche Häfen?

„Deutlich mehr Fahrzeuge als 2021 und 2022“

Von der großen Welle, die jetzt angeblich deutsche, koreanische, französische oder japanische Autohersteller in Deutschland überrollt, ist also noch nichts zu sehen. Stattdessen dominiert ein ganz anderes Bild. Tausende Neufahrzeuge blockieren europäische Häfen, wie unter anderem die „Automobilwoche“ berichtet . Neben einem Mangel an Lkw-Fahrern zum Weitertransport ist ein anderer Grund offensichtlich und wird von Insidern auch nicht bestritten: Es gibt viele bestellte, aber unverkaufte Pkw aus China, die nun in den Häfen zwischengeparkt werden. „Diese Situation betrifft derzeit alle europäischen Häfen, an denen größere Mengen von Fahrzeugen ankommen“, sagte der Sprecher der Verwaltung für die belgischen Häfen Antwerpen und Zeebrugge, Gert Ickx. Genaue Zahlen nannte die Hafenverwaltung zwar nicht, aber der Hafen sei derzeit mit deutlich mehr Fahrzeugen belegt als 2020 und 2021, schreibt die „Automobilwoche“. Das frühe Aus der Elektro-Kaufprämien hat ebenfalls dazu beigetragen. „Deshalb stehen Elektroautos länger in den Häfen. Das trifft importierte Elektroautos aller Marken”, so die „Automobilwoche“ unter Berufung auf einen Logistik-Experten. 3,6 milliarden für byd - china drückt tausende e-autos in den markt - jetzt parken sie in deutschen häfen

Wenn E-Auto-Batterien über einen längeren Zeitraum nicht aufgeladen werden, etwa weil Fahrzeuge auf Lager stehen, können je nach Ladezustand und Außentemperaturen deutliche Kapazitätseinbußen die Folge sein privat

Vorsicht vor Elektroautos nach langen Standzeiten

Laut verschiedener Medienberichte stehen die Fahrzeuge zum Teil 18 Monate, bis sie weitertransportiert werden. Gerade für Elektroautos wäre das problematisch, denn der Akku kann, wenn er nicht geladen wird, in dieser Zeit je nach Ausgangszustand und Außentemperatur Schaden nehmen und einen Teil seiner Kapazität verlieren.

Doch was bedeutet  die momentane Flaute auf dem deutschen und weitgehend auch dem europäischen Elektro-Markt für das Wachstum der chinesischen Hersteller als Auto-Exporteure außerhalb des üppig subventionierten Heimatmarktes? Schließlich rückt das Verbrenner-Verbot 2035 näher. Viele Autobauer wie Opel oder VW schmeißen schon bald alle Benziner, Diesel und Hybride aus dem Sortiment und der Absatzmarkt für E-Autos wird mittelfristig wohl wieder stark wachsen. BYD Seal U im Test – China-Autos doch überschätzt? Bei diesem E-SUV müssen Sie viele Augen zudrücken

3,6 Milliarden für BYD – wie Chinas Autohersteller von der Diktatur in Peking finanziert werden

Mehr als eine Atempause für VW, Renault, Hyundai und Co. könnte die aktuelle Situation also nicht sein, wenn man sich die Wachstumspläne der chinesischen Autohersteller anschaut. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat in einer aktuellen Analyse aufgeführt, welche gewaltigen Summen sich die Diktatur in Peking die Expansion ihrer Autobauer kosten lässt:

  • Zwischen 2018 und 2022 hat BYD, Chinas größter Elektroauto-Hersteller und eisenharter Konkurrent für Tesla, VW und Co. nicht nur auf dem chinesischen Markt, umgerechnet 3,4 Milliarden Euro allein an direkter staatlicher Unterstützung erhalten . „Dies spiegelt die stark expandierenden Technologie- und Produktionskapazitäten von BYD und die steigende Wettbewerbsfähigkeit wider“, so das ifW.
  • „Bezogen auf den Umsatz entspricht dies einem Anstieg der direkten Subventionen von 1,1 Prozent im Jahr 2020 auf 3,5 Prozent im Jahr 2022. BYD erhält außerdem weit mehr Kaufprämien für Elektroautos in China als alle anderen inländischen Hersteller wie etwa GAC oder auch die vor Ort produzierenden ausländischen Firmen wie Tesla oder die Joint-Ventures von VW“, so Dirk Dohse, Forschungsdirektor am IfW Kiel. 3,6 milliarden für byd - china drückt tausende e-autos in den markt - jetzt parken sie in deutschen häfen

    Chinas Autohersteller erhalten gewaltige Subventionen – besonders der gefeierte Hersteller BYD ifW Kiel

Zugriff auf Rohstoffe und abgekürzte Vergabeverfahren

Dabei handelt es sich nicht nur um direkte Unterstützung in Form von Subventionen oder Kaufprämien. Während die EU gerade erst mit dem neuen Lieferkettengesetz Unternehmen einen enormen Bürokratie-Aufwand aufgebürdet hat , passiert in China genau das Gegenteil: „In Kombination mit anderen Unterstützungsmaßnahmen, etwa dem bevorzugten Zugang zu kritischen Rohstoffen, einem teils gegenüber ausländischen Investoren erzwungenen Technologietransfer und der Vorzugsbehandlung in öffentlichen Vergabe- und Verwaltungsverfahren, konnten chinesischen Unternehmen in vielen grünen Technologiebereichen sehr schnell expandieren, den chinesischen Markt dominieren und zunehmend in EU-Märkte vordringen“, heißt es in der IfW-Studie weiter.

Bemerkenswert ist dabei die Erkenntnis, dass selbst im Elektro-affinen China neue Batterie-Modelle offenbar ohne Subventionen nicht im gewünschten Umfang an die Frau oder den Mann zu bringen sind. Denn vor einigen Jahren hatte China die Kaufprämien schon kappen wollen, weil man davon ausgegangen war, dass die Emobilität sie nicht mehr brauchen würde.

China macht weiter Druck – bei E-Autos, Hybriden und Verbrennern

Dem ist offenbar nicht so – und die aktuelle Antriebsstrategie der Chinesen sieht neben dem Ausbau der Batterie-Hoheit auch noch Forschung und Entwicklung im Bereich alternativer Kraftstoffe wie E-Fuels, Methanol oder Biokraftstoffe vor . Chinas Autohersteller werden VW und Co. also nicht nur bei E-Autos in die Zange nehmen, sondern auch noch bei Verbrennern; vor allem bei Plug-In-Hybriden, die in China im Gegensatz zu Deutschland immer noch einen enormen Zuwachs bei den Neuzulassungen verzeichnen. Die EU-Kommission hat nun einen vermeintlichen Rettungsanker für die europäischen Elektroauto-Bauer ausgemacht: Sie hat eine Wettbewerbsuntersuchung wegen staatlicher Unterstützung für Elektroauto-Hersteller in China eingeleitet. Eine solche Wettbewerbs-Untersuchung könnte beispielsweise zu Strafzöllen für importierte Autos führen. 3,6 milliarden für byd - china drückt tausende e-autos in den markt - jetzt parken sie in deutschen häfen

BYD Seal gegen BMW i4: China setzt etablierte Autobauer unter Druck BYD Seal – BMW i4 eDrive 35 / Bild: press-inform / Pedro Lopes

Letzter Ausweg Schutzzölle? Risiko für die EU ist groß

Das allerdings würde gerade die deutschen Hersteller und ihr Engagement in China gefährden, warnten mehrere Experten als Reaktion auf diese Ankündigung. So auch Jochen Siebert von JPW Asia: „Sollte China seinerseits mit Zöllen oder ähnlichen Maßnahmen regieren, würde das nicht zuletzt die deutschen Hersteller hart treffen. Denn sie importieren viele, mehr als 100.000 Euro teure und damit hochprofitable Fahrzeuge nach China wie den 7er BMW, Rolls-Royce oder Maybach. Auch bei kleineren Modellen wie dem 5er BMW werden die Top-Modelle nicht immer in China gefertigt. Porsche hat gar keine Produktion vor Ort, würde also von Zöllen voll getroffen”, so Siebert zu FOCUS online.

Auch die Autoren der IfW-Studie sehen Zölle kritisch und raten zu Verhandlungen. Sie empfehlen der EU, „im Zuge des jüngst eingeleiteten Antisubventionsverfahrens gegen Importe von Elektrofahrzeugen aus China mit der Regierung in Peking in Verhandlungen einzutreten, um sie zur Abschaffung von Subventionen zu bewegen, die für die EU besonders schädlich sind“. 3,6 milliarden für byd - china drückt tausende e-autos in den markt - jetzt parken sie in deutschen häfen

Wertverlust-Prognose für verschiedene Elektro-SUV: China-Modelle müssen mit einem höheren Wertverlust nach vier Jahren rechnen als etablierte Stromer von Skoda, Hyundai oder Kia Bähr & Fess Forecasts

Elektro-Käufer erwartet wahrscheinlich der nächste Preisrutsch

Für Autokäuferinnen und -käufer, die mit einem billigen E-Auto liebäugeln, dürfte sich vor diesem Hintergrund das Warten durchaus lohnen. Denn die aktuelle Flaute müssen die Chinesen mit Preissenkungen bekämpfen – schon allein deshalb, um die bereits zahlreich ins Boot geholten Händler nicht zu verprellen, die schon gehofft hatten, sich mit BYD, Nio oder Great Wall eine Art zweites Hyundai oder Kia an Land zu ziehen. Die Preise dürften also weiter fallen – mit hohen Rabatten ist zu rechnen.

Dazu kommt, dass ein China-Auto nach wie vor in Deutschland ein No-Name-Produkt ist, was sich auch auf den Restwert auswirkt . Michael Gerstner, Senior Analyst beim Restwert-Analysten Bähr & Fess Forecasts, erklärt das Dilemma der Chinesen: „Chinesische Hersteller, die eine Tiefpreisstrategie fahren, müssen mit geringeren Restwerten im Vergleich zur etablierten Konkurrenz rechnen. Folglich relativiert sich der enorme Preisvorteil bei der Anschaffung durch geringe Erlöse beim Wiederverkauf.“ Dieser Effekt dürfte sich künftig noch drastisch verschärfen – und zwar paradoxerweise deshalb, weil E-Autos immer besser werden: Erste China-Hersteller wie Nio haben bereits die Markteinführung neuer Modelle mit bis zu 1000 km Reichweite angekündigt . Ältere Modelle mit geringeren Reichweiten sind damit natürlich quasi über Nacht viel schwerer verkäuflich, was ebenfalls den Rabatt-Druck verstärkt.

VW ruft nach Verboten und neuen Prämien

Kein Wunder also, dass Hersteller, die ebenfalls zu 100 Prozent aufs E-Auto setzen und das immer noch in Europa stark überwiegende Verbrenner-Geschäft abstoßen, jetzt nach Hilfe vom Staat – oder vielmehr vom Steuerzahler – rufen. So verteidigte die VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo im Interview mit der dpa kürzlich die Verbots-Politik der EU beim Verbrenner und forderte gleichzeitig neue Subventionen: „Die Politik muss das auch unterstützen, nicht nur Vorgaben machen, die richtig sind“, so Cavallo. Für Käufer von E-Autos ist am Ende allerdings der Preis entscheidend, gerade vor dem Hintergrund der dramatisch schlechten Restwert-Aussichten eines E-Autos. Und da dürfte es für viele Käuferinnen und Käufer keinen Grund geben, ein China-Schnäppchen nicht einem VW vorzuziehen – vor allem im Leasing, wo das Restwert-Risiko bereits eingepreist ist und der Leasingnehmer den Wagen nach drei oder vier Jahren einfach durch ein besseres E-Auto eintauschen kann.

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