Audi

BYD

BYD Tang macht Audi Q6 Konkurrenz

Zwei Jahre nach dem Verkaufsstart in Europa stellt BYD schon die nächste Generation des Elektro-SUV Tang vor. Die kann sich sehen lassen.

Wer oder was BYD ist, dürfte dank der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland inzwischen nicht nur hierzulande Jeder wissen. Als offizieller E-Mobilitäts-Partner der UEFA Euro 2024 kriegt der chinesische Autobauer durch die Präsentation seiner Modelle rund um die Spielstätten, aber auch durch klassische Bandenwerbung in den Stadien allergrößte Aufmerksamkeit. Dem Image der Marke dürfte das einen ordentlichen Schub geben. Ob es sich auch in den Verkaufszahlen und Marktanteilen niederschlägt, bleibt abzuwarten. Von traumhaften Zahlen – die drei Buchstaben BYD stehen immerhin für „Build Your Dream“ – ist der weltgrößte Hersteller von Elektroautos derzeit jedenfalls noch Lichtjahre entfernt: In Deutschland konnten die Chinesen in diesem Jahr gerade einmal 777 Fahrzeuge neu zulassen.

Viel hängt nun davon ab, wie sich der Handelsstreit zwischen der Europäischen Union und China entwickelt: Wegen einer angeblich unfairen Subventionierung der Wertschöpfungskette für batteriebetriebene Elektroautos durch die chinesische Regierung plant die EU ab Anfang Juli Strafzölle von bis zu 38,1 Prozent auf den Import der Stromer aus dem Fernen Osten zu verhängen. BYD wurde ein zusätzlicher „Ausgleichszoll“ von 17,4 Prozent in Aussicht gestellt.

byd tang macht audi q6 konkurrenz

Länge läuft Mit einer Länge von 4,97 Metern und einem Radstand von 2,82 Metern zählt der nach einer chinesischen Kaiserdynastie benannten BYD Tang schon zur elektrischen Luxusklasse. Bis zu sieben Personen haben in ihm Platz.

Das wäre natürlich eine schwere Belastung für den Verkauf nicht nur des neuen vollelektrischen BYD Tang, der nach den Sommerferien auf den Markt kommen soll. Das Vorgängermodell des nach einer chinesischen Kaiserdynastie benannten Luxus-Familienautos wurde in Deutschland zu Preisen ab 69.615 Euro angeboten. Was der Neue kosten wird, können sie in der Deutschlandzentrale von BYD in Stuttgart noch nicht sagen. Würde der volle Zollsatz angewandt, würde sich der siebensitzige Elektro-SUV auf wenigstens 78.975 Euro verteuern, hat ein gewiefter E-Autohändler aus Troisdorf bei Bonn schon einmal ausgerechnet, der über seine Plattform bereits Fahrzeuge von BYD vertreibt.

Chinesen lernen schnell

Das wäre natürlich ein schweres Handicap für das knapp fünf Meter lange Auto, das – so unser Eindruck nach einer ersten Testfahrt über die Schwäbische Alb – durch die Modellpflege keine drei Jahre nach der Markteinführung in Europa erheblich an Attraktivität gewonnen hat, sowohl optisch, als auch technisch und auch qualitativ. Nicht nur Chefdesigner Wolfgang Egger – ehemals in Diensten von Alfa-Romeo und Audi – hat einen guten Job gemacht.

byd tang macht audi q6 konkurrenz

Herrschaftlich reisen Der Tang verfügt über eine üppige Serienausstattung, die unter anderem ein riesiges Glasschibedach, Head-up-Display, eine Top-Soundanlage beinhaltet. Der 15,6 Zoll große Touchscreen auf der Mittelkonsole lässt sich um 90 Grad drehen.

Vor allem haben die Produktmanager in China erkannt, dass ein Auto, das im Heimatland gut ankommt, nicht automatisch gut genug ist auch für europäische Märkte. So kommt der 380 kW (517 PS) starke und bis zu 190 km/h schnelle Tang beispielsweise nun mit halbwegs ordentlichen Ladeleistungen daher: Statt mit 7,3 kW in der vorangegangenen Version fließt Wechselstrom nun mit 11 kW in die Lithium-Eisenphosphat-Batterie zwischen den Achsen. Und Gleichstrom wird am Schnelllader mit immerhin 170 kW in den Akku gejagt, dessen Kapazität zudem von 86,4 auf 108,8 kWh angewachsen ist.

Ladeleistung unter den Möglichkeiten

Die Reichweite des rund 2,6 Tonnen schweren Allradlers wuchs darüber von 400 auf 530 Kilometer im Drittelmix, im Stadtverkehr unter idealen Bedingungen sogar bis auf 682 Kilometer. Weiter kommt auch der neue konkurrierende Audi Q6 e-tron nicht (564-637 Kilometer), der etwas knapper geschnitten ist und deshalb ohne dritte Sitzreihe auskommen muss. Dafür spielt der Audi (ab 68.800 Euro) die Möglichkeiten seines 800-Volt-Systems voll aus, um die Ladeleistung auf bis zu 270 kW zu treiben und so die Ladezeit auf 21 Minuten (von 10-80 Prozent Ladestand) zu erhöhen. Unverständlich, dass BYD diesen Weg nicht ebenfalls geht und Ladezeiten von weit über 30 Minuten in Kauf nimmt. Verfügt der Tang doch bereits über ein 800 Volt-Bordnetz.

byd tang macht audi q6 konkurrenz

Verschenkter Raum Unter der Fronthaube des Tang wäre neben dem Inverter durchaus noch Platz für eine Ablageschale, um das Ladekabel auch bei gefülltem Kofferraum schnell griffbereit zu haben. Nicht auszuschließen, dass das nachgereicht wird.

Und auch an anderer Stelle staunten wir bei unserer Testfahrt nur – beim Öffnen der Motorhaube. Denn wir fanden dort nicht nur einen großen Beutel mit Trockenmittel, sondern auch jede Menge Platz für eine Unterbringung des Ladekabels. Auf die Idee, dort einen Frunk anzulegen, sei man in China noch nicht gekommen, musste Entwicklungschef Weijie Zhang später zugeben. Beide Punkte zeigen: Es gäbe durchaus noch Luft nach oben, Möglichkeiten für weitere Verbesserungen.

Luxus-Familienauto mit smarten Features

Dafür hat Tang in kürzester Zeit einen Reifegrad erreicht, der beeindruckend ist. Der im Testwagen verbaute 380 kW starke Allradantrieb zeigte sich nicht nur antrittsschnell – Tempo 100 ist damit in weniger als fünf Sekunden erreicht – sondern auch durchaus genügsam: Der Bordcomputer spuckte nach 165 Kilometern einen Verbrauch von 23,2 kWh/100 km aus, was für ein Auto dieser Gewichts- und Leistungsklasse durchaus respektabel ist. Und das Fahrwerk, das serienmäßig über adaptive Dämpfer verfügt, bietet europäischen Vorlieben entsprechend, einen guten Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit. Die Lenkung könnte allerdings etwas direkter sein – und die Bremse schneller reagieren: Es dauert gefühlt eine Sekunde, ehe die Verzögerung eintritt.

byd tang macht audi q6 konkurrenz

Raumschiff Auch bei voller Bestuhlung bleibt noch Platz für das Reisegepäck. Lässt man die beiden Sitze der dritten Reihe im Boden verschwinden, wächst der Gepäckraum von 235 auf 940 Liter. 1655 Liter sind es mit nur den Vordersitzen.

Ansonsten hat der Tang nicht nur alles, was man von einem Luxus-Familienauto erwartet – und darüber hinaus noch einiges mehr. Eine verstellbare und verschiebbare Rücksitzbank, zwei ausklappbare (Not-)Sitze im Kofferraum, dazu eine wahre Armada an Assistenzsystemen, ein Head-up Display, ein feines Soundsystem, ein Panoramadach sowie einen 15,6 Zoll großen Touchscreen auf der Mittelkonsole, der sich zudem auf Knopfdruck um 90 Grad drehen lässt, um etwa während der Ladepause Filme zu streamen. Zudem könnte der in der Batterie gespeicherte Strom dazu genutzt werden, um während längerer Pausen über ein spezielles Kabel mit Mehrfachstecker bis zu vier Elektrogeräte zu betreiben – Kaffeemaschine, Elektrogrill oder was auch immer.

Üppige Ausstattung

„Vehicle-to-Load (V2L) heißt das Angebot, das ebenfalls in der Serienausstattung enthalten ist. Würde man den Audi Q6 e-tron mit Quattro-Antrieb (ab 74.700 Euro) auf ein ähnliches Ausstattungsniveau heben wollen, wäre da die Marke von 100.000 Euro schnell gerissen. Allein die 21-Zoll-Räder kosten da schon 3000 Euro Aufpreis. Für das Glas-Schiebendach und die gerade angesagten (Kunst-)Ledersitze kämen noch einmal vierstellige Beträge obendrauf.

Der üppig ausgestattete BYD bietet in der Tat eine Menge fürs Geld. Allerdings könnte der angedrohte Strafzoll die Rechnung verhageln. Erst einmal: In Ungarn zieht der chinesische Autobauer gerade ein neues Werk hoch. Was dort gebaut wird, steht angeblich noch nicht fest. Nicht ausgeschlossen aber, dass dort ab 2025 unter anderem der Tang vom Band rollt. Je nachdem, wie die Gespräche mit der EU-Kommission in den kommenden Wochen so verlaufen.

TOP STORIES

Top List in the World