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BYD Tang (2024): Neues 7-Sitzer-SUV im Test

Der Tang macht einen sehr soliden Job, zwei Schwächen trüben aber das Gesamtbild

byd tang (2024): neues 7-sitzer-suv im test

BYD macht derzeit ja als einer der Hauptsponsoren der Fussball-EM von sich reden. Sicher werden Sie die drei Buchstaben des chinesischen Autoherstellers Build Your Dreams bereits auf irgendeiner Werbebande der zehn EM-Stadien erblickt haben.

Aber die Elektro-Spezialisten aus Shenzhen unterstützen nicht nur Fussballturniere, sie bauen tatsächlich auch noch Autos. Oder sie überarbeiten sie umfangreich. Wie etwa eines ihrer Flaggschiffe, den Tang. Der flog bisher in unseren Gefilden doch sehr unter dem Radar. Ob sich das mit dem großen Facelift ändern könnte, haben wir nun herausgefunden.

Was ist das?

Das neue 7-Sitzer-SUV des weltweit größten Herstellers von Elektrofahrzeugen. Der alte Tang kam in China 2018 auf den Markt und war in Europa ab 2021 erhältlich. Der Tang, den Sie hier sehen, gilt zwar als Überarbeitung, unterscheidet sich optisch und in den Ausmaßen jedoch deutlich vom bisherigen Modell.

Die große Modellpflege bringt dem Tang eine steifere Karosserie und ein gänzlich neues Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern. Die Chinesen vertrauen auf eine McPherson-Vorderachse und eine Mehrlenker-Achse hinten.

Den Antrieb mit den zwei E-Motoren (180 kW vorne, 200 kW hinten) gibt es seit Mitte 2022. Neu – zumindest bei uns – ist aber die Nickel-Eisen-Phosphat-Batterie, deren Kapazität von 86 auf fette 108,8 kWh gestiegen ist. Geladen wird mit maximal 170 kW. Ein WLTP-Verbrauch von 24 kWh/100 km ist sicher nicht das ganz große Ruhmesblatt, aber immerhin wird der Stadtverbrauch mit 18,7 kWh angegeben. Und so braucht sich der Tang weder mit der WLTP-Reichweite von 530 Kilometern (bisher waren es 400 km) noch mit seinen Fahrleistungen (0-100 km/h in 4,9 Sekunden/190 km/h Topspeed) zu verstecken.

Wobei die Frage eher lauten müsste, vor wem er sich überhaupt verstecken soll? Ein offenbar sehr erfolgreicher Aufenthalt auf der Streckbank brachte ihm gegenüber dem bisherigen Modell ein Wachstum von üppigen zehn Zentimeter auf 4,97 Meter. Damit stößt er in eine Nische, die bisher so gut wie nicht besetzt ist. Der Kia EV9 ist ähnlich dimensioniert, aber mit vergleichbarer Leistung/Ausstattung vermutlich deutlich teurer. Der neue Peugeot E-5008 hat immerhin sieben Sitzplätze, ist aber fast 20 Zentimeter kürzer.

Schnelle Daten BYD Tang (2024)
Leistung 180 kW + 200 kW (530 PS)
Drehmoment 700 Nm
Batterie 108,8 kWh
Reichweite 530 km (WLTP)
Ladeleistung 170 kW
Basispreis keine Angabe

Der neue Tang kommt in Europa im dritten Quartal 2024 auf den Markt und die Preise starten bei .. nun, das konnte man uns beim Testtermin leider noch nicht sagen. Bisher lag das Auto bei gut 70.000 Euro. Das könnte ein Grund gewesen sein, warum man kaum einen auf der Straße sieht. Ob der Facelift-Tang günstiger wird? Da wird uns nichts anderes übrig bleiben als abzuwarten. Immerhin wissen wir, dass es nur eine Ausstattungslinie gibt und die verspricht absolut volle Hütte.

Exterieur

Während man beim Vorgänger noch sieht, dass es ihn auch mit Verbrennungsmotoren gab, muss das neue “Dragon Face”-Frontdesign keine Kompromisse mehr machen. Da hat man dem Tang jedwede Altbackenheit aus dem Gesicht gewischt und obwohl das Heck ja größtenteils so aussieht wie vorher, passen vorne und hinten hier gut zusammen.

Das Auto ist zehn Zentimeter länger und zwei Zentimeter höher als bisher. Es steht auf 21-Zoll-Rädern mit 265/45er-Michelin Pilot Sport 4 SUV-Gummis. Ein riesiges Panorama-Glasdach ist genauso Serie wie LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten. Die Anhängelast beträgt 1.500 Kilogramm.

Abmessungen BYD Tang (2024)
Länge x Breite x Höhe 4.970 mm x 1.955 mm x 1.745 mm
Radstand 2.820 mm
Kofferraumvolumen 235/940/1.655 Liter
Leergewicht 2.630 kg
Zuladung 575 kg

Interieur

Ich konnte ja schon bei meiner letzten BYD-Erfahrung mit dem Seal U feststellen, dass die Chinesen bei Verarbeitungs- und Materialqualität durchaus wissen, was sie tun. Der Tang legt hier gefühlt noch eine Schippe drauf. Das Interieur wirkt absolut hochwertig mit einem gediegenen Materialmix und sehr schön gesteppten Ledersitzen.

Im Falle meines Testwagens ging es mit braunem Ledergestühl, grauem Alcantara samt beiger Nähte auf Armaturenbrett und Türen sowie dicken Lammfell-Style-Fußmatten mit roten Streifen reichlich bunt zu, aber verkehrt ist das alles nicht.

Zu den etwas schrägen Eigenheiten des Tang zählen ein oben angeschlagener Heckwischer sowie der typische BYD-Flip-Monitor, der sich per Knopfdruck von der Horizontale in die Vertikale drehen lässt. Der Infotainment-Screen misst 15,6 Zoll. Dazu kommen ein 12,3-Zoll-Instrumentendisplay sowie ein Head-up-Display.

Die Grafiken sind sehr sauber und das System reagiert schnell. Die Bedienung funktioniert per Touch oder über die Sprachsteuerung, die wie bei chinesischen Autos üblich, hervorragend funktioniert. Schön auch: Am Lenkrad gibt es richtige Tasten und keine Touch-Slider.

Sitze und Sitzposition vorne sind hervorragend. Die Sitzfläche lässt sich per Auszieh-Funktion vergrößern, dazu wird serienmäßig geheizt, gekühlt und massiert. Wie es sich für ein fast fünf Meter langes SUV gehört, nimmt man auch in Reihe Zwei feudal Platz. Und das erfreulicherweise selbst dann, wenn die verschiebbare Rückbank nicht ganz hinten eingerastet wird. Das ist wiederum wichtig in Bezug auf den Platz in der dritten Reihe. Denn wenn man die Rückbank ein wenig nach vorne bugsiert, sitzt man auch hier überraschend okay.

Nicht ganz uninteressant für Menschen mit sehr vielen Kindern (oder mit faulen Nachbarn, die ihre Zöglinge nicht selbst zur Schule bringen wollen): Der Tang hat gleich fünf Isofix-Halterungen an Bord.

Der Kofferraum fasst je nach Sitzkonfiguration 235, 940 oder 1.655 Liter. Die dritte Sitzreihe muss nicht ausgebaut werden, sondern verschwindet nach dem Umklappen eben im Kofferraumboden.

Dass der Tang aufpreisfrei über 32 Assistenzsysteme verfügt, ist Fluch und Segen zugleich. Schön, wenn man vor allen nur erdenklichen Gefahren geschützt wird oder beim Fahren für alles und jeden einen Helfer dabei hat. Weniger schön, wenn das alles permanent und in einer Tour piepst. Klar, man kann das meiste davon ausstellen, aber gefühlt gibt es in diesem Auto immer irgendetwas, das einen warnt, anblökt oder erzieht.

Fahrbericht

Dass der Tang mit seinen 380 kW Leistung sehr flott zu Werke geht, sollte trotz seines Kampfgewichts von mehr als 2,6 Tonnen nicht überraschen. Das Auto ist durchaus in der Lage, auch bei 130 noch einen schönen Tritt ins Kreuz zu platzieren. Der Testwagen lief laut Tacho 188 km/h.

Schon eher beachtlich: Das große SUV macht in Kurven eine wirklich ordentliche Figur, bricht da definitiv nicht ein. Die Karosserieneigung ist eher gering, das Auto schaukelt auch in schneller gefahrenen Kurven nicht auf, sondern hat sich gut im Griff. Die Lenkung tut, was sie soll, ohne irgendwelche besonders positiven oder negativen Gefühle herauf zu beschwören. Bei schnelleren Geschwindigkeiten wippt der Wagen in Längsrichtung hin und wieder etwas nach, das ist aber total okay. Sonst überzeugt er mit unauffälligem Gleiten.

Fahrleistungen BYD Tang (2024)
0-100 km/h 4,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 190 km/h
Verbrauch 24 kWh (WLTP)

Ein Problem ist eher der Federungskomfort bei kurzen Stößen, da holpert der Tang teils schon ordentlich rum und wirkt dann für ein Flaggschiff nicht so souverän. Übrigens auch im Comfort-Mode der neuen Adaptiv-Dämpfer. In Sport wirds eher hoppelig und die Lenkung etwas fester. Das überrascht dann doch ein wenig, denn gerade die elektronisch geregelten Dämpfer sind eine ziemlich aufwendige Geschichte, beziehen in ihre Arbeit Gaspedalstellung und Lenkwinkel mit ein. Zudem scannt eine Kamera die Straße und konditioniert sie entsprechend vor. Hier könnte man noch etwas Feinschliff betreiben.

Zum Verbrauch kann ich Ihnen aktuell nur die Daten aus dem Bordcomputer runterbeten. Der zeigte nach der Fahrt, die hauptsächlich Landstraßen, Autobahn und ein wenig Gezuckel durch schwäbische Dörfer beinhaltete, gute 25 kWh an.

Fazit

Der überarbeitete BYD Tang überzeugt mit starken Fahrleistungen, solider Fahrdynamik und einem geräumigen, qualitativ hochwertigen Innenraum mit modernsten Lösungen bei Assistenten, Infotainment und Kommunikation.

Abzüge gibt’s für ständiges Dauer-Gepiepse, die Schwächen beim Langsamfahrkomfort und den relativ hohen Stromverbrauch. Dennoch macht der Tang alles in allem einen sehr runden und guten Eindruck. Ob er sich bei einer breiteren Masse durchsetzen kann, wird sicher auch stark vom Preisschild abhängen. Mal sehen, ob die Chinesen es schaffen können, ihn für unter 70.000 Euro anzubieten.

Bildergalerie: BYD Tang (2024) im Test

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