BYD

Fahrbericht Denza N7: Der Benz von BYD

BYD will Denza über der eigenen Marke positionieren und nach Europa bringen. Eine erste Fahrt im N7 gab eine Idee davon, ob das klappen kann.

fahrbericht denza n7: der benz von byd

(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Einst war „Denza“ ein 50:50-Joint-Venture zwischen Mercedes-Benz und BYD, daher auch der an „Benz“ angelehnte Name. Doch dann verkaufte „Benz“ 40% an BYD, sodass man jetzt eine 10:90-Beteiligung hat. Mit „Denza“ ging es nach einem euphorischen Start zuletzt rapide bergab, sodass man bei BYD schnell vor der Entscheidung stand: Halten, verkaufen oder gar einstellen? Man entschied sich für Ersteres und: Legte dafür neue Modelle auf. Die man auch nach Europa bringt. Die Frage sein nicht mehr, ob, sondern wie man das tue, so ein Insider.

Also: Denza wird über BYD positioniert und der N7 ist ganz grob gesprochen eine Variante des BYD Seal, der sich optisch ja auch schon Richtung Premium streckt. Und jetzt wird es diffizil: Tatsächlich bietet der N7 eine im Detail merklich bessere Qualität, zurückhaltendere Optik, ein eleganteres Design, ein aufgeräumteres Infotainment und begrüßt einen mit entsprechend feinen Tönen – nicht kitschig, sondern dezent-fein. Womit er den Europäern und den Benzen vom Setting her tatsächlich näher steht als der BYD Seal.

1,6 Meter Höhe schaffen Platz im Fond und für eine Heckklappe

Mit 4,86 Metern Länge parkt er zwischen EQC und EQE, bietet eine praktische Heckklappe und 480 bis 1.200 l Kofferraumvolumen. Dazu kommt ein Frunk. Die Rücksitzlehne lässt sich zwar nur 60:40 umlegen, und die Rücksitzanlage lässt sich nicht längs verschieben, aber hier geht dann doch Eleganza vor Praxis. So oder so findet man dank 2.940 mm Radstand auf allen Sitzen auch als 1,9-Meter-Hühne gut Platz und da der N7 1.602 mm hoch baut, ist er eher CUV als Limousine, was übrigens auch der Kopffreiheit im Fond hilft. Neben dem Willkommensklang ist auch der neutrale Geruch angenehm. Und: Chinesen schätzen neben eleganten (Kunst-)Leder-Oberflächen durchaus auch Holz und Stoff, sodass im Denza unserer Meinung nach sogar so etwas wie „benzige“ Gemütlichkeit aufkommt.

Blade-Batterie und ordentliche Reichweiten

Mit der es beim Tritt aufs Fahrpedal im Sportmodus vorbei ist: Vorn fallen 160 kW, hinten 230 kW über die Räder her – 390 kW sind umgerechnet 530 PS. Was für die obligatorischen „unter vier Sekunden“, genau 3,9 – auf 100 km/h reicht, bevor bei 180 km/h abgeregelt wird. Die von BYD kommende 91,3 kWh bietende Bladebattery soll bis zu 570 km Reichweite nach CLTC-Zyklus bieten, was einem Verbrauch von rund 16 kWh/100 km entspräche. Real gehen wir eher von 400 km plusminus x aus, doch auf den ersten Runden zeigte sich der N7 eher sparsam. Sodass wir ihn mal real auf 18 bis 22 kWh/100 km je nach Witterung und Fahrprofil taxieren, sofern man ihn nicht prügelt oder übertrieben sparsam bewegt.

Die Bedienung zeigte sich Tesla-orientiert aber übersichtlich mit schnellen Rechenzeiten und vielen Einstellmöglichkeiten, aber immerhin in logischen Untermenüs. Für den Zentralscreen gibt es natürlich mehrere Hintergrundlandschaften und der Beifahrer hat einen eigenen Screen für sich…

Beim Laden dürfte man AC gern noch von 7 auf 11 und 22 kW nachlegen, DC soll mit einem Ladeport mit bis zu 150, mit zwei Ports mit bis zu 230 kW klappen. Ein Port mit 200 kW wäre uns hier eigentlich lieber…

Ebenso wie das Fahrverhalten gern noch etwas knackiger sein dürfte: Federung und Dämpfung arbeiten brav und unauffällig, aber auch nicht animierend. Gleiches gilt für die Lenkung, die gern noch eine Idee direkter und straffer ein dürfte. Doch der China-Benz bleibt auch hier am Original und bevorzugt Komfort gegenüber Hektik. Wenn man davon ausgeht, dass der BYD Seal AWD ab 50.990 Euro brutto startet, rechnen wir für den N7 eher mit 53.990 oder 54.990 Euro – billiger als ein Benz, aber teurer als ein BYD…als Alternative zu beiden funktioniert er. Und hier folgen wir dem Insider: Es ist keine Frage, ob der Denza N7 in Deutschland funktioniert, sondern eher wie er das tut.

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