Lada: Renault steigt aus und hält sich eine Tür offen Auto-Medienportal.Net/Avtovaz
Wie teuer der Rückzug aus Russland für westliche Firmen sein kann, zeigte sich zuletzt bei Renault##chartIcon. Während andere Großkonzerne sofort nach Ausbruch des Ukraine-Krieges das Land verließen, blieb der französische Autobauer so lange, bis die Kritik von außen nicht mehr auszuhalten war. Mitte Mai 2022 verkaufte Renault seine russische Tochtergesellschaft Avtovaz an die Stadt Moskau – für den symbolischen Preis von einem Euro. In den Büchern macht sich das in dicken roten Zahlen bemerkbar. Statt eines Jahresgewinns fuhr Renault 2022 wegen des Russland-Geschäfts einen Verlust von 700 Millionen Euro ein.
Während Renault seine Wunden leckt, sind es seine chinesischen Konkurrenten, die die Marktanteile erobern, die westliche Autobauer in Russland aufgegeben haben. Geely##chartIcon, Chery and Great Wall Motors##chartIcon haben 2022 zusammen rund 17 Prozent des russischen Marktes unter sich aufgeteilt. Die Tendenz ist steigend. Im Januar 2023 kamen 17.000 von 45.000 in Russland neu zugelassenen Autos aus dem Reich der Mitte – Marktanteil 38 Prozent.
Selbst Russen sehen chinesisches Wachstum kritisch
Chinas Unternehmen sicherten sich auch in vielen anderen Bereichen Marktanteile. Bei Fernsehern stieg ihr Teil von 7 auf mindestens 14 Prozent, bei Halbleitern wollen beide Länder stärker zusammenarbeiten. Selbst in Russland wird diese Entwicklung kritisch gesehen. „Russland wird ein Satellit der chinesischen Wirtschaft“, sagte der russische Ökonom Oleg Vyugin kürzlich in einem Interview mit der Zeitung Business Gazetta. Er meint damit, dass westliche Firmen Werke und Büros in Russland gebaut hätten, für die sie auch Russen in Führungspositionen eingestellt hätten. So sei ein gegenseitiger Technologie-Transfer ins Rollen gekommen. China hingegen besetze Führungspositionen in Russland ausschließlich mit Chinesen. „Einheimische sind nur Hilfskräfte“, sagt Vyugin.
Auch einige chinesische Firmen meiden Russland
Daheim haben die chinesischen Firmen wenig Kritik für ihre Expansion in Russland zu befürchten. Während es in Europa und den USA moralische Aufschreie gab, bleiben diese in China weitestgehend aus. Die Staatsdoktrin verurteilt zwar den Ukraine-Krieg, bestraft Russland dafür aber weniger stark als der Westen. China beteiligt sich nur an manchen Sanktionen, etwa ist der chinesische Luftraum für russische Airlines weitestgehend gesperrt.
Dahinter stecken wie bei westlichen Firmen nicht nur moralische, sondern auch finanzielle Überlegungen. Zwar mag die Reaktion auf ein weiteres Engagement in Russland in der Heimat gering sein, doch viele chinesische Konzerne agieren mittlerweile auch global und wollen stärker in den USA und Europa expandieren. Das geht einfacher, wenn man sich zumindest vordergründig auf die Seite der Europäer schlägt und Russland boykottiert. Vielen Firmen ist dabei Huaweis Schicksal ein warnendes Beispiel, das 2019 durch die USA von westlichen Märkten und Technologien abgeschnitten wurde.
Zudem erobern die chinesischen Firmen, die verstärkt in Russland operieren, einen immer kleiner werdenden Markt. Die 45.000 Autos, die etwa im Januar in Russland verkauft wurden, waren nur etwas mehr als halb so viele wie noch vor einem Jahr. Das Smartphone-Geschäft ist um geschätzte 33 Prozent eingebrochen. Zudem ist unklar, wie schnell westliche Firmen nach einem hoffentlich baldigen Ende des Ukraine-Krieges ihr Geschäft in Russland wieder hochfahren können. Manche, wie Renault, haben sich dafür eine Hintertür offengelassen. Der französische Autobauer darf Avtovaz bis spätestens 2028 wieder zurückkaufen.
Folgen Sie dem Autor auf Facebook
Folgen Sie dem Autor auf Twitter