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Geely überlegt Autoproduktion in Europa

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Ein Stück IAA in Frankfurt: Geely auf der Automechanika 2024

Mitten auf der derzeit laufenden Messe Automechanika ist ein Stück chinesische Automesse zu Gast. Während auf der Frankfurter Fachmesse Autoteile von Bremsen bis Plastikclips ausgestellt werden oder Werkstattausrüstung von der Hebebühne bis zur Lackierpistole wirkt der erste Stock der Halle 12 wie ein verlorenes Stück IAA. Die chinesischen Autokonzerne BYD und Geely haben große Stände aufgebaut, daneben gibt es den weltgrößten Autobatteriehersteller CATL sowie einige in Deutschland wenig bekannte Marken, den traditionellen Hersteller von Staatslimousinen Hongqi, die Marke DFSK des Konzerns Seres, sowie die Marken Avatr und JAC. Die Beziehungen zwischen den Verantwortlichen der Automechanika und der Beijing Auto Show seien genutzt worden, heißt es einerseits, zum anderen aber auch, die Präsenz in Frankfurt sei auch politisch erwünscht.

Geely ist der Konzern, der die kleine Ausstellung auf der Automechanika am meisten zu nutzen versucht, mit Managern aus China und Autos, die in Europa noch nicht auf dem Markt sind oder gar nicht hierherkommen sollen, etwa mit einem luxuriösen Van namens Mix, mit großen gegenläufigen Schiebetüren ohne mittlere Säule und den beiden Vordersitzen, die (später auch beim autonomen Fahren) gegen die Fahrtrichtung gedreht werden können.

Geely wende sich auf der Messe speziell an jüngere Kunden, „um unsere Zukunft zu präsentieren und um Freundschaften zu schließen“, sagt der aus China angereiste Victor Young, der im Mitarbeiterstab von Firmengründer und Präsident Li Shufu die Verantwortung für die Konzernkommunikation trägt. Geely hat größere Händler eingeladen, aber auch Gruppen von Entwicklungsingenieuren.

Umstellung auf nur noch batterieelektrische Autos

Im Gegensatz zu den Vertretern der anderen chinesischen Autokonzerne kann Victor Young sagen, dass Geely schon seit 20 Jahren in Europa präsent sei, derzeit als Mehrheitseigner von Volvo und Polestar, von London Taxi und Lotus sowie als Eigner von 10 Prozent der Anteile von Mercedes-Benz und Kooperationspartner von Mercedes für die Marke Smart. „Europas Automarkt erlebt gerade große Umwälzungen und ist für China sehr wichtig“, sagt Young.

Nachdem Geely sich in Europa vor allem als Anbieter von batterieelektrischen Autos profiliert hat, wird nun auch ein Plug-in-Auto mit hoher Reichweite präsentiert. „Es könnte länger dauern, bis die Infrastruktur und ein neues Geschäftsmodell für Elektroantriebe etabliert ist“, meint Young. Daher könnten Plug-ins von Interesse sein, die zwar einen Verbrennermotor für lange Strecken besitzen, aber entsprechend der Nachfrage in China dennoch mit immer größeren Batterien und elektrischen Reichweiten gebaut werden.

In dieses Bild passt auch die Entscheidung der Tochtermarke Volvo Cars, die für die kommenden Jahre angekündigte Umstellung auf nur noch batterieelektrische Autos erst einmal aufzuschieben.

„Wir unterstützen den freien Handel und sind enttäuscht darüber“

Aus China wolle der Geely-Konzern in den kommenden Jahren mit zwei Marken in Europa präsent sein: Die Marke Lynk, die bisher schon ein Hybridauto angeboten hat und ihr erstes Modell auf einer mit Volvo und Polestar geteilten Plattform aufbaut, werde nun weitere Autos nach Europa bringen. Als gehobene Marke will man Zeekr (gesprochen „Seeker“) einführen, wobei der schon vor einem Jahr auf der IAA angekündigte Marktstart auf sich warten lässt. Gefällig gezeichnete und üppig ausgestattete Autos mit dem Markennamen Geely werden in Frankfurt ebenfalls gezeigt, doch dazu heißt es, die seien für Schwellenländer und eventuell für osteuropäische Märkte bestimmt.

Geely habe nie geplant, in kurzer Zeit 300.000 Autos in Europa zu verkaufen, sagt Young. Das ist eine Anspielung auf die Ansprüche des größten chinesischen Autokonzerns BYD, der unter großem Aufsehen im Februar mit einem neuen Schiff mit 3000 Neuwagen in Bremerhaven ankam. Für Geely könnte das Absatzziel anfangs zwischen 30.000 und 40.000 Autos im Jahr liegen, sagt Young. „Die Preise müssen dafür wettbewerbsfähig sein.“

Die angekündigten Sonderzölle der EU auf Autos aus China haben allerdings Auswirkungen auf die Absatzpläne. „Wir unterstützen den freien Handel und sind enttäuscht darüber“, sagt Victor Young. Geschädigt würden mit den Zöllen auch deutsche Zulieferer wie Bosch, Schaeffler oder ZF, die ihre Teile aus chinesischen Fabriken zuliefern. Nicht ausgeschlossen sei nun, dass ­Geely auch für seine chinesischen Marken nach einer Fertigung in Europa strebe. Für den Moment ist von den chinesischen Anbietern zu hören, dass die Rückstellungen für etwaige Zollzahlungen den Rahmen für Preisnachlässe stark einschränkten.

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