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Ferrari rechnet sich Siegchance in Singapur aus, doch was ist ab Austin?

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Ferrari rechnet sich Siegchance in Singapur aus, doch was ist ab Austin?

Ferrari mag zwar den Sieg beim Großen Preis von Aserbaidschan vergeben haben, doch mit dem bevorstehenden Formel-1-Wochenende in Singapur könnte der Scuderia gleich die nächste gute Siegchance bevorstehen. Der Ferrari ist sehr gut in langsamen Kurven, anders als in Baku oder Monza werden dafür die langen Geraden fehlen.

Zwar wird der Ferrari als der leistungsstärkste Motor im Feld angesehen, doch für die Scuderia müssen die fehlenden Geraden nicht unbedingt ein Nachteil sein, denn: Das italienische Team hat beim Chassis für die Saison 2024 ohnehin mehr auf Abtrieb gesetzt, was den Luftwiderstand im Vergleich zum Vorjahr erhöhte. Doch dies ging zu Gunsten der Kurvenfahrt und des Reifenverschleißes.

Die Reifen waren in Baku dennoch ein großes Thema, denn gerade die harten Reifen konnte Ferrari nicht schnell genug ins Temperaturfenster bekommen. Die Analyse hat ergeben, dass Charles Leclerc besonders in der Outlap nach seinem Boxenstopp viel zu viel Zeit verloren hat, was McLaren-Pilot Oscar Piastri überhaupt wieder ins DRS-Fenster brachte.

Baku-Analyse: Ist der Ferrari zu gutmütig zu den Reifen?

“Ich denke, dass wir die Reifen nicht so gut managen konnten wie beim ersten Stint, was im Grunde ein Ergebnis dessen war, was vorher passiert ist”, sagt Leclerc auf seinen zweiten Platz in Aserbaidschan angesprochen. “Ich denke, dass wir den Sieg vor allem beim Boxenstopp verloren haben. Wir haben auf der Outlap ziemlich viel Zeit verloren, und der Boxenstopp war vielleicht eine Runde zu spät.”

“Beides zusammen brachte uns in eine Situation, in der wir mit kalten Reifen ziemlich viel Druck hatten, als wir aus der Box kamen, und es war schwierig, damit umzugehen”, erklärt der 26-Jährige. Und auch Teamkollege Carlos Sainz bezeichnet die Aufwärmphase der Reifen in Baku als “komisch”.

“Ich denke, da kommen viele Dinge zusammen”, so der Spanier. “Zunächst einmal war es das erste Mal an diesem Wochenende, dass man den harten Reifen ausprobiert hat. Und in Baku kann man es sich nicht leisten, einen Bremspunkt zu verpassen, denn das bedeutet ein Ausfall oder man fährt geradeaus und muss sich umdrehen.”

“Man geht also relativ wenig Risiko ein, und wenn man den Reifen noch nie zuvor ausprobiert hat, darf man nicht zu sehr pushen. Ich glaube, ich hatte ein bisschen weniger Probleme als Charles. Ich denke, er hatte einen besonders schwierigen Reifen. Für mich war es zwar schwierig, aber man muss einen Reifen ja auch ein bisschen bewusst einführen.”

Leclerc deutet an: Baku-Set-up hatte zu viel Abtrieb

“Und nicht zuletzt gibt es natürlich Unterschiede zwischen den Autos, bei denen manche Autos besser auf den Reifen kommen als andere. Und wir wissen, dass wir in diesem Jahr nicht die Besten darin waren. Und wir haben beide deutlich gespürt, dass diese erste Runde schwierig war.”

Dass Ferrari das Rennen auch im weiteren Verlauf nicht mehr für sich entscheiden konnte, führt Leclerc auf einen möglichen Fehler bei der Wahl des Set-ups zurück: “Die Geschwindigkeit auf der Geraden haben wir vielleicht nicht so gut vorausgesehen, wie wir es hätten tun sollen.”

Was Leclerc meint: Ferrari hat in Baku eher auf ein Set-up mit viel Abtrieb gesetzt, was hervorragend funktioniert, wenn man alleine schnelle Runden fahren kann. Da McLaren auf der anderen Seite etwas weniger Flügel genommen hatte, war Leclerc im Zweikampf praktisch machtlos. Einerseits wurde er relativ leicht überholt, andererseits tat er sich selbst beim Überholen schwer. “Es waren also zahlreiche Faktoren, die dazu führten, dass wir Zweiter wurden”, fügt er hinzu.

Ferrari Favorit in Singapur, aber ab Austin nur noch vierte Kraft?

Auf dem engen Stadtkurs in Singapur werden die Teams mit maximalen Abtrieb unterwegs sein. Das Überholen ist schwer und es kommt vor allem auf die Qualifyingpace an. Eine Disziplin, in der Ferrari in den vergangenen Jahren sehr stark war, aber nicht so in diesem Jahr. Leclercs Baku-Pole war erst die zweite Poleposition für Ferrari im Jahr 2024. Normalerweise liegen die Stärken des SF-24 im Rennen, da man die Reifen schont.

Für einen Stadtkurs ist der Asphalt in Singapur aber ziemlich aggressiv, womit es normalerweise kein Problem sein sollte, die Reifen im Qualifying auf die richtige Temperatur zu bringen. Und dann könnte der Vorteil des Reifenschonens im Rennen noch einmal obendrauf kommen. Der Marina Bay Street Circuit dürfte Ferrari also liegen, doch wird der SF-24 auch noch konkurrenzfähig sein, wenn die Formel 1 Mitte Oktober wieder auf klassischere Rennstrecken zurückkehrt?

“Das ist eine unmögliche Frage, die man im Moment nicht beantworten kann”, sagt Leclerc, als er darauf angesprochen wird, wie gut die in Monza eingeführten Ferrari-Updates im restlichen Saisonverlauf funktionieren werden. “Wir sehen die Zahlen, die wir erwartet haben, wenn wir diese neuen Teile am Auto haben, wie in Monza oder hier.”

“Wir haben aber immer noch keine endgültige Antwort darauf, wie nahe wir dem McLaren oder dem Red Bull auf einer normalen Strecke gekommen sind. Es handelt sich gerade mehr um sehr spezielle Strecken, auf denen wir in der Vergangenheit auch recht gut abgeschnitten haben, auch wenn wir nicht das richtige Auto hatten, um Siege einzufahren. Wir müssen also vorsichtig bleiben und weiter arbeiten.”

Sainz fügt hinzu: “Ich habe das Gefühl, dass wir mit unserem Auto, selbst mit dem von Zandvoort oder vor dem Upgrade, in Baku, Monza und Singapur um die Pole und den Sieg gekämpft hätten. Wir müssen abwarten, ob es auch in Austin und Brasilien einen Unterschied macht, also auf allen normalen Strecken, die eher Old-School-Strecken sind. Und dann ist Las Vegas, glaube ich, unsere nächste große Chance.”

Leclerc über Titelchancen: “Das Schlimmste ist, …”

Was kann Ferrari mit diesen Voraussetzungen in den beiden Weltmeisterschaften noch erreichen? In der Fahrerwertung liegt Charles Leclerc 78 hinter Max Verstappen, in der Teamwertung fehlen der Scuderia nun 51 Punkte auf McLaren. Mit Singapur und Las Vegas sind zudem noch zwei wahrscheinlich starke Strecken für den SF-24 im Kalender. Allerdings gibt es auch noch drei Sprint-Wochenenden mit mehr Punkten, die auf Kursen stattfinden, die Ferrari auf dem Papier nicht liegen sollten.

“Für Max brauchen wir ein bisschen Glück”, sagt Leclerc. “Denn selbst, wenn wir bis zum Ende der Saison wirklich gut abschneiden, wird es sehr schwierig werden, den Fahrertitel zu holen. Aber im Moment denke ich nicht wirklich darüber nach. Ich versuche einfach, mich von Rennen zu Rennen zu konzentrieren. Ich denke, dass es hier ein ziemlich gutes Rennen für uns werden sollte. Und wir müssen sicherstellen, dass wir hier das Maximum für das Team herausholen.”

“Und danach ist das Schlimmste, was wir zu diesem Zeitpunkt der Saison tun können, falsche Erwartungen zu haben. Wir haben seit Monza einige sehr spezielle Strecken absolviert, die uns besonders gut aussehen lassen. Ich hoffe, dass sich dieses Bild nach diesem Rennen nicht ändert. Ich persönlich erwarte jedoch, dass McLaren und Red Bull wieder zu ihrem normalen Leistungsniveau zurückkehren werden.”

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