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VW Caddy: Volkswagen-Werk in Polen nach Flut gestoppt

vw caddy: volkswagen-werk in polen nach flut gestoppt

Produktion angehalten: Der VW-Lieferwagen Caddy wird in Polen hergestellt.

Die Flutkatastrophe in Mittel- und Osteuropa hat zahlreiche Unternehmen und Fabriken getroffen. Das führt zu negativen Folgen, etwa für die Autoindustrie. So muss Volkswagen die Produktion in einem seiner Werke in Polen anhalten. Dieses wurde nicht überschwemmt, wartet aber auf Teile, die aus der überfluteten Fabrik eines VW-Zulieferers in Tschechien hätten kommen sollen. Laut einem Branchenkenner handelt es sich um Bremspedale.

Ein VW-Sprecher teilte dazu auf F.A.Z.-Anfrage mit: „In Folge des Hochwassers in Osteuropa sind vereinzelte Lieferanten des Volkswagenkonzerns zur Zeit nur eingeschränkt lieferfähig.“ Daher sei die Produktion des VW-Werks in Poznan angepasst worden. Die Schichten von Donnerstag bis einschließlich Montagmittag seien abgesagt worden. In Poznan, auf deutsch Posen, wird laut VW das Modell Caddy hergestellt. Nicht von den Produktionsbeeinträchtigungen betroffen sei ein weiteres Volkswagen-Werk in Polen am Standort Wrzesnia. Dort wird der Kleintransporter VW-Crafter hergestellt.

Oderflut trifft viele Automobilzulieferer

VW steht laut dem Sprecher im permanenten Austausch mit den Lieferanten in den betroffenen Regionen und prüft fortlaufend die Lage. „Gemeinsam mit unseren Partnern bemühen wir uns, die Teileversorgung schnellstmöglich wieder herzustellen, um die Auswirkungen auf die Produktion so gering wie möglich zu halten“, so der Sprecher weiter.

Laut einem Logistikfachmann sind mittlerweile mehr als ein Dutzend Zulieferer von den Folgen der Flut betroffen. Es sei damit zu rechnen, dass die Probleme in der Branche Kreise ziehen. Das dürfte vermutlich auch andere Hersteller als Volkswagen treffen.

Der schwere Regensturm Boris hatte am Wochenende die Flüsse Oder, Donau und Elbe über die Ufer treten lassen. Überschwemmt wurden dadurch vor allem Städte in Tschechien, Österreich, Südpolen sowie in Ungarn und Rumänien. In der tschechischen Industriestadt Ostrava standen ein Chemiewerk des ungarischen Unternehmens Borsodchem und eine Produktionsanlage der Kokerei OKK Koksovny unter Wasser. Luftaufnahmen zeigten das fast vollständig überflutete Werksgelände von Borsodchem, welches zwischen der Oder und einer Bahnlinie liegt. Überschwemmt war auch der Güterbahnhof von Ostrava.

In Opava musste der amerikanische Pharmahersteller Teva die Produktion vorübergehend einstellen. Ebenfalls betroffen war ein Werk des deutschen Technologiekonzerns Bosch in der tschechischen Stadt Krnov, wo Heiz- und Kondensationsboiler hergestellt werden. In Polen erwischte es etwa den amerikanischen Autozulieferer Henniges. Der Lieferkettendatendienstleister Everstream Analytics zählte am Dienstag elf von der Flut betroffene Produzenten aus den Branchen Chemie, Autozulieferung, Pharma, Lebensmittel oder Maschinenbau.

Die Naturkatastrophe trifft die Wirtschaft an mehreren empfindlichen Stellen. Nicht nur fällt die Produktion in überschwemmten Fabriken aus, auch blieben Lieferungen auf der Strecke, da das Hochwasser Bahnlinien und Straßen blockiert und Flüsse für die Schifffahrt gesperrt werden. Zudem fehlen Mitarbeiter, weil sie die Werke nicht erreichen können oder sich um ihre überschwemmten Häuser kümmern müssen. In der tschechischen Stadt Opava mussten 10.000 Einwohner auf Anweisung der Behörden ihre Wohnungen verlassen. Die Regierung hat sogar Militärpolizisten eingesetzt, um Plünderer zu stoppen.

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