- Goodwood Hillclimb: Power is nothing without control
- Sprung ins Jahr 2024
- Supercar Clips | Moment of IMPACT Lotus Evija X CRASHES first day of Festival Of Speed 2024
- Irre Wirtschaftspolitik: Der VDI, die EU und die Batteriefertigung in Deutschland.
- Neuberechnung der Ökobilanz
- Wettbewerbsnachteil für Deutsche Automobil-Industrie
- CAM: Innovationsstärkste Automobilhersteller 2024 – China holt mit atemberaubender Geschwindigkeit auf
- Chinesische OEMs erreichen einen Rekordanteil von 46 %
- Innovationsgeschwindigkeit: China-Tempo vs Deutschland-Tempo
- Elektromobilität
- BMW up – VW down
Goodwood Hillclimb: Power is nothing without control
Erinnern Sie sich an die Pirelli-Reklame von vor inzwischen 30 Jahren? Carl Lewis, der Goldmedaillien-Gewinner der der Olympischen Spiele liess sich mit High-Heels vom Reifenhersteller für eine Reklame ablichten. Der Slogan: „Power is nothing without control“ war damit für nahezu jeden nachvollziehbar. Anlässlich des 25jährigen Jubiläums feiert das der Reifenhersteller 2018 und ließ ein Vierteljahrhundert Revue passieren. Das legendäre Foto von Carl Lewis wurde übrigens standesgemäß von der Fotoikone Annie Leibovitz in Texas im Jahr 1994 geschossen – es wurde ebenfalls zu einer Ikone, diesmal aber für die Kreativität in der Werbung. Die Microsite ist immer noch online, jumpen Sie ruhig mal rüber.
Sprung ins Jahr 2024
Lotus’ 2-Mio-Euro-Elektroracer Evija X hatte vor zwei Monaten auf dem Nürburgring eine 6.24er-Zeit als offizielle Rundenzeit abgeliefert. Beeindruckend, wenngleich der VW ID.R hier den Rekord für Stromer hält. Der elektrische Hypercar, der in seiner domestizierten und bereits käuflichen Version mit rund 2.000 PS aufwartet, startete auf dem Goodwood Festival of Speed zum traditionellen „Hillclimb“. Und dann passierte das Malheur. Die Video-Replays zeigen, dass der Lotus-Fahrer beim Start soviel „Gas“ gab, dass alle vier Räder durchdrehten. Das Auto hatte Mühe, die rund 2000 PS auf den Boden zu bringen und verlor schließlich völlig die Kontrolle. Der Evija drehte sich weiter, bis er bei einem zweiten Aufprall rückwärts in die Mauer fuhr und das Auto zum Stehen kam. Der Pilot unterschätzte offenbar die Leistung des Superboliden, der mit seiner speziellen Kohlefaserkarossierie noch spritziger als die Serienversion ist. Das Ergebnis war einer der peinlichsten Crashs des Festivals und die Vernichtung eines Multimillionen-Prototypen. Nun ja.
Supercar Clips | Moment of IMPACT Lotus Evija X CRASHES first day of Festival Of Speed 2024
Irre Wirtschaftspolitik: Der VDI, die EU und die Batteriefertigung in Deutschland.
Gerade zieht ein neues Ärgernis durch die Presse. Laut der britischer „InvestmenWeek“ drohe ein weiterer Schlag für die deutsche Industrie – diesmal in Punkto Batterieherstellung. Brüssel, und das berichtet auch die BILD, ändere die Öko-Regeln und Deutschland stehe nach Kernkraft-Aus und Kohle-Weiterbetrieb mit seinem „vergleichsweise dreckigen Strommix nun doof da (BILD)“. Was war geschehen?
Nach BILD-Informationen plane die EU eine neue Regel, die Elektroautobatterien aus Deutschland auf dem Weltmarkt chancenlos machen würde. Nun stehen die Chancen für deutsche Batterien auf den Weltmärkten ohnehin nicht gut – Fernost hat das Business faktisch in der Hand. Die europäischen Hersteller wie Northvolt hingegen kommen ohnehin nicht in die Puschen und sind technologisch wie auch wirtschaftlich weit abgeschlagen. Aber seis drum.
Neuberechnung der Ökobilanz
Deutsche Batterien würden wegen einer Neuberechnung der Ökobilanz zu den schmutzigsten auf dem Weltmarkt werden. Denn nicht die wahre Stromerzeugung eines Werkes wird hinzugezogen, sondern der Strommix des jeweiligen Landes. Das bedeutet, dass eine Batteriefabrik, die in Deutschland fertigt, mit 381 g/kWh berechnet würde. Das ist derzeit laut Statista weltweit ein äußerst übler Platz hinter Polen (662), China (582) und Tschechien (450). Ausnahme wäre nur noch der „direkt“ anliegende Strom. Das wäre der Fall, wenn das Windkraftwerk ausschließlich die Batteriefabrik direkt beleifern würde. Ökostrom aus dem Ausland wird genau so wenig zukünftig berücksichtigt werden, wie Kompensation durch CO2-Zertifikate.
Wettbewerbsnachteil für Deutsche Automobil-Industrie
Dass dies einen Wettbewerbsnachteil für Deutschland und die hiesige Automobilindustrie bedeuten wird, gilt als ausgemacht. Hildegard Müller vom VDA warnt vor den dramatischen Folgen.
e-engine meint: Die Elektroauto-Industrie und ihr Umfeld ist in Deutschland ohnehin gehandicapt. Die deutschen OEMs haben ausnahmslos die Elektrifizierung ihres Fuhrparks verschlafen, zudem sind sie nach Preis-/Leistungs-Gescichtspunkten kaum wettbewerbsfähig. Die Strafzölle gegenüber China werden den weiteren Niedergang kaum verhindern können, wenn in den Chefetagen und Entwicklungsabteilungen der OEMs nicht der Turbo zugeschaltet wird. Danach sieht es derzeit nicht aus. Audi liegt in den Seilen und trägt sich mit dem Gedanken die Q8-Produktion in Belgien einzustellen. Urprünglich war geplant in Brüssel 48.000 Einheiten zu produzieren, nun wurde die Zahl 2024 auf 25.000 nach unten korrigiert – 2025 sollen gar nur noch 6.000 Einheiten das Werk verlassen.
Vor nicht allzu langer Zeit hat der VDI eine umstrittene Studie zur Ökobilanz veröffentlicht. Elektroautos seien, so das Ergebnis, erst ab 90.000 Kilometern klimafreundlicher als Verbrenner. Dazu müssten aber, so der VDI, in Zukunft die Batterien in Europa und Deutschland nachhaltig produziert und recycelt werden. Außerdem gebe es keinen klimafreundlichen Verkehr in Deutschland, ohne den Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Mit den geplanten Maßnahmen der EU dürfte sich damit Deutschland als Standort für Batteriefabriken weitgehend erledigt haben. Länder wie Norwegen, Schweden (41 g/kWh) und Frankreich (56 g/kWh) hingegen profitieren. Keine guten Aussichten für die Zukunft.
CAM: Innovationsstärkste Automobilhersteller 2024 – China holt mit atemberaubender Geschwindigkeit auf
Die Automobilindustrie erlebt angesichts der Branchentransformationen eine Phase paradigmatischen Wandels, die auch zu weitreichenden Veränderungen der Innovationsstärke von Automobilunternehmen führen. Auf Basis von rund 1.000 Innovationen des jährlichen Analysezeitraums 2023/2024 zeigt sich eine umbruchartige Verschiebung der Innovationskraft zugunsten chinesischer Automobilhersteller – so das Center of Automotive Management. Unter den Top-10 der innovationsstärksten Automobilgruppen befinden sich erstmals 5 chinesische Automobilkonzerne. BMW behauptet sich als innovationsstärkster Automobilkonzern des aktuellen Jahres knapp vor den chinesischen Automobilkonzernen Geely und SAIC, die auf Rang 2 bzw. 3 landen.
Chinesische OEMs erreichen einen Rekordanteil von 46 %
Insgesamt entfällt auf die Gruppe der chinesischen Automobilhersteller im aktuellen Jahr ein Rekordanteil von 46 Prozent der globalen Innovationsstärke des Samples von 30 Konzernen mit über 100 Automobilmarken, während im Jahr 2019 dieser Wert noch bei 21 Prozent lag. Umgekehrt sinkt die Innovationsstärke der deutschen Automobilhersteller von 45 Prozent im Jahr 2019 auf aktuell nur noch 23 Prozent.
Innovationsgeschwindigkeit: China-Tempo vs Deutschland-Tempo
Elektromobilität
Im BEV-Bereich generieren GAC, Geely, SAIC und Xpeng Segment-Rekorde vor allem bei Ladeleistung und Reichweite, etwa die höchste Ladeleistung im Van-Segment des Xpeng X9. BYD, GAC, Nio, SAIC und Xiaopeng verfügen bereits über Level-2+-Systeme nicht nur auf Autobahnen und im Stau, sondern vielfach auch in städtischen Gebieten verfügbar, einige Weltneuheiten in ihren Segmenten stammen hierbei wiederum von X-Peng im Van X9.
Besonders breit besetzen die chinesischen OEMs das Thema Connectivity mit insg. 125 Serien-Innovationen im Jahr 2023. Hoch bewertete Innovationen hat z.B. Geely mit einer stark vergrößerten Augmented-Reality-Projektion oder der nahtlosen Verknüpfung vom
Fahrzeug- mit dem Smartphone-Betriebssystem („Meizu Flyme“) auf den Markt gebracht. SAIC präsentiert ein KI-basiertes Infotainment-System zur Verschmelzung von Realität und Virtualität („Shua“ im IM Motors LS7), außerdem mit der „Yep Car Watch“ ein interaktives Display außen am Fahrzeug zur Kommunikation mit der Umgebung.
BMW up – VW down
Auffällig aus deutscher Sicht ist neben dem guten Abschneiden von BMW vor allem der starke Rückgang bei Volkswagen. Der Wolfsburger Konzern kommt aktuell mit 85,9 Indexpunkten nur noch auf Rang sechs und büßt 44 Prozent seiner Vorjahrespunkte ein. „Dass Volkswagen in diesem Jahr historisch schlecht abschneidet, hängt neben der aktuellen Innovationsschwäche der Konzernmarke Audi auch mit der Stärke andere Player wie BMW und vor allem einiger chinesischer OEMs zusammen – ein Trend, den wir schon seit mehreren Jahren beobachten“, kommentiert Studienleiter Stefan Bratzel.
e-engine meint: China dürfte auch im nächsten Erhebungszeitraum weiter aufholen. VWs Schwäche ist die inzwischen zum Fluch verkommene Deutschland-Geschwindigkeit. Der angekündigte ID.Golf wurde beispielsweise auf 2029 verschoben. In diesen 5 Jahren dürften chinesische OEMs und Batterieunternehmen die x-te Iteration ihrer Stromer auf den Markt geworfen haben. Ob die hysterischen Versuche der Wolfsburger durch Joint-Ventures Boden gut zu machen zielführend sein werden, bleibt ebenfalls abzuwarten. Fakt ist, dass sich die Innovationsgeschwindigkeit der deutschen OEMs durch die Bank erhöhen muss. Preis-/Leistung ist die Zukunft. Premiumpreise sind nur noch durchsetzbar, wenn die Innovationen in den Fahrzeugen stimmen. Davon kann derzeit bis auf BMW kaum die Rede sein. Auch wenn Mercedes-Benz auf Rang 1 der innovationsstärksten Premiumhersteller gelandet ist – auf dem Gebiet der Elektromobilität ist Fernost derzeit weit schneller.
Fotos: Mercedes-Benz, Lotus, VDI (Grafik), VDA, Supercar Clips (Youtube Stills)