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Wie Porsche von Verbrennern auf Elektroautos umschwenkt

Porsche-Produktionschef Albrecht Reimold bringt den Sportwagen-Hersteller auf Kurs für die Elektromobilität, mit der wohl anspruchsvollsten Modelloffensive der Unternehmenshistorie, bei der einige Verbrenner-Modelle wie der Macan komplett auslaufen. „Das ist schon außergewöhnlich“, sagte Reimold im Gespräch mit der Automobilwoche angesichts von vier Modellanläufen innerhalb kurzer Zeit.

Besonders herausfordernd dabei seien „die volatilen Bedingungen in der globalen Logistik“ und „alle Teile rechtzeitig an die richtige Stelle zu bekommen“. Das liege weniger an den Zulieferern, sondern Vielmehr an den vielen neuen „Spielern am Markt“, die durch die Elektromobilität und die zunehmende Digitalisierung der Autos in die Branche gefunden haben. „Nicht jeder ist in der Lage, die Industrialisierung von Produkten so voranzutreiben, dass sie zum richtigen Zeitpunkt die richtige Qualität haben“, merkt Porsches Produktionschef hierzu an.

Der aktuelle Umbruch im Portfolio spiegelt sich auch in den Auslieferungen und somit den Finanzen und der gesunkenen Marge wider, was Reimold wie auch schon Porsche-CEO Blume vor kurzem als „V-Effekt“ umschreibt und nicht überbewerten will: „Dafür haben wir nun die jüngste Modellpalette in der Geschichte von Porsche und holen Schwung für die kommenden Jahre – das haben wir auch immer so kommuniziert“.

Porsche habe sich „bewusst für diesen Kraftakt entschieden“, so Reimold, um das Portfolio deutlich zu verjüngen. Er räumt hierzu auch ein, „dass wir mit dem elektrischen Macan früher gerechnet haben und die Verzögerung zusätzliche Komplexität gebracht hat“. Es gab „Herausforderungen bei der Software, das ist bekannt“, so Reimold.

„Ich bin vom Erfolg des elektrischen Macan überzeugt“

Die Produktion des Macan, in Europa schon nur noch rein elektrisch erhältlich, werde nun schrittweise hochgefahren und das Modell ab dem zweiten Halbjahr ausgeliefert. Der aktuelle Bestellstand stimme den Porsche-Manager „zuversichtlich“, er spricht von Aufträgen im fünfstelligen Bereich. „Ich bin vom Erfolg des elektrischen Macan überzeugt“, sagt der Manager. Bis Mitte 2026 wird der Verbrenner-Macan für Übersee-Märkte noch produziert, danach setzt der Sportwagen-Hersteller „voll auf den elektrischen Macan“.

Reimold spricht auch über einige technische Details des Elektro-Macan: „Unser Zelllieferant ist die Firma CATL [aus China; Anm. d. Red.] mit ihrer Fabrik bei Erfurt. Die Modul- und Batteriemontage erfolgt bei Dräxlmaier am Werk in Leipzig“, so Porsches Produktionschef. So können „im Sinne der Nachhaltigkeit die Logistikwege so kurz wie möglich“ gehalten werden. „Aber natürlich beziehen wir weiterhin auch Komponenten beispielsweise aus Asien“, fügt er hinzu.

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Neben dem Macan soll im Porsche-Werk Leipzig ab 2027 auch der Siebensitzer-SUV mit dem Arbeitstitel K1 vom Band laufen. Konkretes hierzu ließ sich Reimold im Interview mit der Automobilwoche nicht entlocken, nur soviel: „Die Baufortschritte sind im Zeitplan, Leipzig ist gesetzt. Mehr kann ich dazu im Moment nicht zu sagen. Der K1 wird unsere Modellpalette nach oben abrunden“.

Beim elektrischen Cayenne, „der in den kommenden Jahren in Bratislava produziert wird“, will Porsche erstmals „eine so genannte funktionsintegrierte Batterie“ einsetzen, erklärt Reimold. Diese habe „viele Vorteile, unter anderem das geringe Gewicht. In einem neuartigen, äußerst effizienten Verfahren werden wir die Zellen zu Modulen verarbeiten“. Die Batterien haben demnach aktuell bereits den Stand der Vorserie erreicht.

Auch am Stammwerk Zuffenhausen läuft die Transformation rasant

Auch am Stammwerk Zuffenhausen läuft die Transformation rasant, aktuell befinde sich der Taycan „nach der umfangreichen Produktaufwertung in der Auslieferung“. Auch hier hatte Porsche zwischenzeitlich mit Problemen zu kämpfen, „weil ein wichtiger Zulieferer von Hardware insolvent gegangen ist“, wie Reimold erklärt. Mit dem Update bekam der Elektro-Erstling von Porsche eine bessere Ladeperformance und eine höhere Reichweite verpasst, Reimold spricht von einem „deutlichen Entwicklungssprung beim neuen Taycan“.

Auch seinen legendären 911er fertigt Porsche in seinem Stammwerk, die Integration des neuen 911 GTS T-Hybrid laufe „planmäßig“ und Porsche sei davon überzeugt, dass der erste 911-Hybrid ein Erfolg wird: „Die Fahrleistungen sind einfach top und wir gehen davon aus, dass der T-Hybrid der gesamten 911-Baureihe nochmals zusätzlichen Schub verleiht“, sagt Reimold. Das neue, unter Porsche-Puristen nicht unumstrittene Antriebskonzept komme überwiegend „sehr gut an. Die Auftragseingänge belegen dies.“

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Press-Inform / Porsche

Als nächstes steht, eine Nummer kleiner im Portfolio, die Elektrifizierung des 718 an, der „prädestiniert für den elektrischen Antrieb“ sei, so Reimers: „Das wird ein richtiges Spaßauto. Ich bin ihn schon gefahren“. Insgesamt fasst der Manager zusammen, dass Porsche „eine klare Strategie“ und bei all dem „genügend Flexibilität“ habe, „um die unterschiedlichen Präferenzen unserer Kundinnen und Kunden in den einzelnen Weltregionen bedienen zu können“. Sprich: Porsche setze „unverändert auf einen Dreiklang der Antriebe: vollelektrische Fahrzeuge, effiziente Plug-in Hybride und emotionale Verbrenner wie den 911, den aktuellen Cayenne und Panamera“.

Von sich selbst sagt Reimers, dass er „ein begeisterter Verfechter des elektrischen Antriebs und leidenschaftlicher Taycan-Fahrer“ sei. Für ihn sei „das geräuscharme Fahren mit Porsche-typischer Performance fast schon eine Form von Wellness“. Insofern könne er „auch nicht verstehen, dass die Elektromobilität in ihrer Gänze aktuell in der öffentlichen Debatte so negativ dargestellt wird. Allein schon im Sinne der Nachhaltigkeit führt für mich persönlich kein Weg am elektrischen Antrieb vorbei.“

Quelle: Automobilwoche – Produktionschef Reimold: Porsche trennt sich schneller von beliebten Verbrennern

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