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Test Mercedes T-Klasse: Wie der Kangoo zum Mercedes wurde

test mercedes t-klasse: wie der kangoo zum mercedes wurde

Mercedes T-Klasse als Familien- und Freizeit-Van · © Mercedes

Die Mercedes T-Klasse will als Hochdachkombi genauso praktisch, aber nobler sein als das Partnermodell Renault Kangoo. Ob das gelungen ist, klärt der ADAC Test.

  • Mercedes T-Klasse als Hochdachkombi für Familien

  • Renault und Mercedes haben zusammengearbeitet

  • Fünfsitzer ab knapp 27.000, Siebensitzer ab knapp 31.000 Euro

Dass sich Autoersteller zusammentun und gemeinsam Modelle entwickeln, ist nicht neu. Gerade bei Transportern und Hochdachkombis gibt es zahlreiche Kooperationen, die darin münden, dass im Prinzip ein und das selbe Auto unter verschiedenen Markennamen vertrieben wird. Bei Stellantis ist das so mit Opel Combo, Peugeot Rifter, Citroen Berlingo und Fiat Doblo. Und auch VW Caddy sowie Ford Tourneo Connect sind weitgehend baugleich.

Mercedes hat mitentwickelt

Auch Mercedes kooperiert bei seinem Hochdachkombi mit einem anderen Hersteller, mit Renault. So ist die aktuelle T-Klasse eng mit dem Renault Kangoo verwandt. Der Buchstabe T steht bei Mercedes eigentlich für den Kombi, in diesem Fall aber für die Transportqualitäten. Aber nicht nur an die Bedürfnisse einer Familie, auch an Freizeitaktivitäten diverser Art wurde bei der Entwicklung der T-Klasse gedacht.

Premium-Small-Van nennt Mercedes seine aktuelle Kreation, auch wenn die Hauptentwicklungsarbeit vom französischen Kooperationspartner stammt. Damit die verwöhnten Mercedes-Kunden den erwarteten Komfort bekommen, waren die Ingenieure aus Stuttgart von Anfang an bei der Entwicklung vor Ort, haben sich vor allem für ein optimiertes Fahrwerk entschieden. Auch die Optik von Front und Heck sind Mercedes-eigen, man erkennt die schwäbische Gründlichkeit bei der Verarbeitung.

Zubehör für den Einsatz als Freizeitmobil

Die Preise beginnen bei 26.681 Euro, Stand Juli 2024. Für diesen Einstiegspreis bekommt man den T 160, einen Turbo-Benziner mit 75 kW/102 PS. Der etwas stärkere Benziner heißt T 180 und leistet 96 kW/131 PS. Auch Diesel sind im Angebot, mit 70 kW/95 PS und 85 kW/116 PS. Bei der Benziner-Basismotorisierung ist das manuelle Sechsgangschaltgetriebe gesetzt, die drei anderen Motorisierungen können wahlweise auch mit Siebengangautomatik bestellt werden. Der Aufpreis hierfür beträgt jeweils rund 2600 Euro. Alle Motoren wurden vom Schwestermodell Renault Kangoo übernommen.

Anfangs war nur eine kurze Karosserievariante mit einer Länge von 4,50 Meter und einem Radstand von 2,72 Meter zu haben. Inzwischen gibt es die T-Klasse auch in einer 40 Zentimeter längeren Version. Beide Varianten können wahlweise mit fünf oder sieben Sitzen bestellt werden.

T-Klasse als praktischer Familien-Van

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Dank Schiebetüren als Familien-Van und Personen-Transporter gut geeignet · © Mercedes

Bereits in der Fünfsitzer-Variante können bis zu vier Kindersitze montiert werden, davon drei nebeneinander in der zweiten Sitzreihe. Die beiden äußeren Kindersitze werden mit der Isofix-Verankerung befestigt. Der Beifahrerairbag schaltet bei einem vorn rechts montierten Kindersitz aus Sicherheitsgründen automatisch ab. Eine in die Sitzfläche integrierte Matte erkennt den Kindersitz anhand der Gewichtsverteilung. Die beiden großen Schiebetüren, geöffnet bieten sie 61,4 Zentimeter in der Breite und 106 in der Höhe, sind für alle Versionen serienmäßig. Das ist echt praktisch für Familien mit mehr als einem Kind.

Auf den vorderen Sitzen ist das Platzangebot in der T-Klasse beachtlich, die Kopf- und Beinfreiheit sowie der seitliche Entfaltungsspielraum sind großzügig. Die Beinfreiheit auf dem Fahrersitz reicht für Personen bis zu 1,95 Meter aus – die Kopffreiheit würde sogar Riesen mit 2,50 Metern Körpergröße genügen. Die Fondsitzbank bietet ein noch gutes Platzangebot. Sind die vorderen Plätze für 1,85-Meter-Mitfahrer eingestellt, reicht die Beinfreiheit im Fond für 1,90 Meter große Insassen aus. Und nach oben geht es wieder sehr luftig zu.

Wie von einem Auto dieses Typs zu erwarten, kann der Hochdach-Kombi mit einem überdurchschnittlichen Kofferraumvolumen punkten. Unter der Abdeckung fasst der Gepäckraum des Testwagens 530 Liter. Entfernt man die Abdeckung und nutzt den Stauraum bis zum Dach hoch, erweitert sich das Volumen auf 1045 Liter. Alternativ kann man im Kofferraum auch bis zu 22 handelsübliche Getränkekisten unterbringen. Klappt man die Rückbank um und beschränkt sich auf den Stauraum bis zur Fensterunterkante (aus Sicherheitsgründen empfohlen), lassen sich bis 1065 Liter verstauen. Und unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen sind bis zu 2125 Liter Volumen verfügbar.

Die variable Dachreling lässt sich per Knopfdruck und dann mit wenigen Handgriffen in einen Dachträger mit 80 Kilogramm Traglast verwandeln. Mit einem geeigneten Trägersystem sind sogar bis zu 100 Kilo Dachlast möglich. Obwohl man bei der Stern-Marke besonders wachsam auf die Kosten geschaut hat, ist nicht alles von Renault in der T-Klasse. Zahlreiche Bedienelemente kennen wir aus den unterschiedlichsten Mercedes-Baureihen, so auch das Multifunktionslenkrad mit den Touch-Control-Buttons. Die reagieren allerdings etwas unpräzise und können hier und da ungewollte Befehle auslösen.

In der getesteten Progressive-Ausstattung wird das aufgeräumt wirkende Cockpit von dem 7-Zoll- Touchscreen des MBUX-Infotainmentsystems dominiert. Der ist zwar hoch montiert, aber recht weit vom Fahrer entfernt. Das gestaltet die Bedienung nicht sonderlich einfach, zumal die Touchflächen teils recht klein ausfallen. Das Bediensystem ist weitestgehend logisch aufgebaut. Der große Funktionsumfang lässt sich durch praktische und haptische Schnellwahltasten unter dem Bildschirm vereinfachen.

Positiv hervorzuheben ist, dass der Touchscreen leicht zum Fahrer geneigt und weit oben platziert ist. An der übrigen Ergonomie gibt es wenig zu kritisieren. Das Lenkrad lässt sich in Höhe und Weite verstellen und der Wählhebel der Automatik liegt insgesamt gut zur Hand.

Schon die Ausstattungslinien „Basis“ und „Style“ bieten einige Komfortzutaten. So richtig premium ist dann die höchste Ausstattungslinie „Progressive“, mit Lederoptik und doppelten Ziernähten, Chromapplikationen und hochglänzenden Zierleisten. Auch das MBUX-Infotainmentsystem und die elektrische Parkbremse sind inklusive. Selbst die Oberfläche des Armaturenbretts fasst sich angenehm an, verwöhnt geradezu die Fingerspitzen.

360-Grad-Blick in den Innenraum

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Aufgeräumtes Cockpit in der Mercedes T-Klasse · © Abgedreht + Shutterstock [M]

Überzeugender Fahreindruck

Der 1,3 Liter große Vierzylinder-Benziner im Testwagen leistet dank Turboaufladung 131 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von kräftigen 240 Nm, das bereits bei 1600 Umdrehungen pro Minute bereitsteht. Damit ist der Hochdachkombi für die meisten Alltags-Aufgaben ausreichend motorisiert. Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h erledigt er in 6,6 Sekunden, von 80 auf 120 km/h vergehen 9,2 Sekunden. Das Anfahrverhalten von 15 auf 30 km/h – beispielsweise nach dem Abbiegen – dauert 1,2 Sekunden. Mercedes gibt den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h mit 11,6 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 184 km/h.

Test Mercedes T 180: 7,6 Liter Verbrauch

Der Vierzylinder-Benziner legt ordentliche Manieren an den Tag. Im Innenraum, etwa an Lenkrad und Pedalerie, sind Vibrationen allerdings besonders im Stand und beim Anfahren deutlich zu spüren. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe macht seine Sache gut und unauffällig. Für den Alltagsverkehr ist die Antriebskombination sowohl sparsam als auch komfortabel. In Zahlen: Im ADAC Ecotest fuhr der T 180 einen Durchschnittsverbrauch von 7,6 Litern Super je 100 Kilometer ein. Und er punktet mit niedrigen Schadstoffemissionen. Dank des serienmäßigen Otto-Partikelfilters (OPF) liegen die Partikelemissionen in allen Prüfzyklen unter den Grenzwerten. Insgesamt erhält der Stuttgarter drei von fünf Sternen im ADAC Ecotest.

T-Klasse: Nicht dynamisch, aber sicher

Dynamik ist nicht die Stärke eines Hochdachkombis, der Mercedes legt dennoch eine zufriedenstellende Fahrstabilität an den Tag. Die T-Klasse überzeugt mit einem guten Geradeauslauf und lässt sich dabei auch von ausgeprägten Spurrinnen nicht übermäßig aus der Ruhe bringen. Der Schwabe zeigt in zügig durchfahrenen Kurven viel Karosserieneigung – besonders hohe Kurvengeschwindigkeiten sind ohnehin nicht möglich, da er früh beginnt über die Vorderachse zum äußeren Kurvenrand zu schieben.

Geht man in der Kurve abrupt vom Gaspedal, drängt das Heck spürbar nach außen, wird durch das ESP aber rasch wieder eingefangen. Im ADAC Ausweichtest zeigt sich der T 180 zwar sicher, aber wenig dynamisch: Bereits beim ersten starken Anlenken bremst das ESP den Wagen stark ein, sodass man problemlos wieder in die ursprüngliche Fahrspur lenken kann.

Die Mercedes T-Klasse hat zahlreiche Assistenzsysteme bereits serienmäßig an Bord wie beispielsweise Spurhalteassistent, Totwinkelwarner, Müdigkeitswarner, Verkehrszeichen-Erkennung und Notbremssystem samt Abstands- und Kollisionswarnung sowie Fußgängererkennung. Bei einer Notbremsung macht das Fahrzeug den nachfolgenden Verkehr mit blinkenden Bremslichtern auf sich aufmerksam. Eine adaptive Geschwindigkeitsregelung, die automatisch den Abstand zum Vordermann hält, ist nicht erhältlich.

Fazit: Vernunftauto für wenig Geld

Das Fazit der Test-Ingenieure: So viel (vernünftiges Auto) bekommt man sonst selten für sein Geld – und schon gar nicht bei Mercedes. Weil Renault Kangoo und T-Klasse technisch aber sehr eng beieinanderliegen, schadet es dennoch nicht, für einen Preisvergleich zusätzlich beim Renault-Händler vorstellig zu werden.

Auch die Freunde der elektrischen Fortbewegung kommen übrigens bei den Schwaben zum Zug: Nach der 4,50 Meter langen und fünfsitzigen Variante des EQT bietet Mercedes seine elektrischen Hochdachkombis nun auch in der 4,90 Meter-Version für bis zu sieben Personen an. Die Preise für den EQT mit langem Radstand starten bei rund 41.600 Euro, rund 4000 Euro mehr als die Standard-Ausgabe kostet.

    Mercedes-Benz T 180: Technische Daten, Preis

    ADAC Messwerte

    ADAC Testergebnis

    Text: Wolfgang Wieland/SP-X, ADAC Redaktion

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