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Mercedes hat keinen Stand, ist aber allgegenwärtig

Der Mercedes Sprinter und die Reisemobil-Branche sind eng miteinander verbunden. Immer mehr Marken zeigen auf dem Caravan-Salon neue Sprinter Aus- und Aufbauten. Der Stern ist überall zu sehen, auch wenn es in Düsseldorf überraschenderweise keinen Mercedes-Stand gibt.

mercedes hat keinen stand, ist aber allgegenwärtig

Pössl, der Camper-Van-Spezialist für sonst eher günstige Angebote, stellt auf der Düsseldorfer Messe unter eigenem Namen den Roadstar X vor. (Bild: Florian Kochinke)

Mercedes-Benz ist nicht mit einem eigenen Stand auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon vertreten, der am 30. August seine Pforten öffnet. Das gab es – abgesehen von einem Fernbleiben während einer Pandemie – in diesem Jahrtausend noch nie. Und egal ob das jetzt den Sparmaßnahmen geschuldet ist, oder der Branchengipfel aufgrund der „jährlich neu auf ihre Relevanz geprüften Plattformen“ (O-Ton Mercedes) durchs Raster gefallen ist, diese Entscheidung überrascht aus mehreren Gründen.

Einmal, weil die Marktdaten der Branche weiterhin Wachstum signalisieren und die Reisemobile schon wieder auf Rekordkurs steuern. Oder weil die Basisfahrzeug-Wettbewerber VW, Ford, Nissan sowie der Stellantis-Konzern mit seinen vier Marken Fiat, Citroën, Peugeot und Opel selbstverständlich mit an Bord sind. Auch alle Caravaning-Hersteller (außer Sunlight) sind wieder reumütig zur wichtigsten Verkaufsmesse für Freizeitfahrzeuge zurückgekehrt – selbst jene, die ihre Präsenz eigentlich auf einen Zweijahresrhythmus reduzieren wollten, wie etwa Hymer. Vor allem aber überrascht das Fernbleiben, weil die Stuttgarter ja durchaus Neues zu präsentieren hätten.

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Der hauseigene Edel-Camper Marco Polo, mehr denn je auf Luxus getrimmt, ist mit neuer Front, smarter Bedienung und einer Luftfederung, die Stellplatz-Unebenheiten an den Rädern von bis zu 12 Zentimetern auf Knopfdruck ausgleicht, erst vor wenigen Monaten aufgewertet worden. Außerdem hat auch der „Large Van“ Sprinter erst in diesem Frühjahr eine Auffrischung bekommen.

Wichtigste Neuerungen sind dabei die neue Generation des Multimediasystems MBUX sowie weiterentwickelte Assistenzsysteme. Zu nennen wären dabei die aktive Brems-Hilfe, die jetzt auch eine Kreuzungsfunktion beinhaltet. Oder der neue Anfahrinformations-Assistent, der beim Anfahren helfen soll, Kollisionen zu vermeiden. Und ein erstmals verfügbares Abbiege-Helferlein, das auf andere Verkehrsteilnehmer hinweist, die sich in einem Bereich auf der Beifahrerseite befinden.

Als Multitalent mit seiner Vielfalt an Karosserie-, Motorisierungs- und Antriebsvarianten hat sich der Mercedes-Transporter ohnehin immer mehr zum Liebling der Reisemobilbranche entwickelt. Ungeachtet der Tatsache, dass damit zwangsläufig der Einstieg in ein hochpreisiges Segment verbunden ist. Ob als Kastenwagen für hochwertige Campervans, als Fahrgestell für einen eigenständigen Aufbau als Alkoven-, teil- oder vollintegriertes Wohnmobil oder als Triebkopf-Variante für luxuriösere Dickschiffe: die Verbreitung als Basisfahrzeug in der Caravaning-Szene schreitet immer weiter voran. Sprinter-Neuheiten gibt es gleich zu Hauf in Düsseldorf zu begutachten. Der Stern wird also auch ohne eigenen Mercedes-Stand allgegenwärtig sein.

Dabei überraschen bei den ausgebauten Kastenwagen vor allem zwei, respektive drei Marken, von denen man es nicht unbedingt erwartet hätte, mit Sprinter-Premieren. Weinsberg, das Einsteigerlabel aus der Knaus-Tabbert-Gruppe, schickt den X-Pedition 600 MQ wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb ins Rennen und dringt damit erstmals in sechsstellige Preisregionen vor. Pössl, der Camper-Van-Spezialist für sonst eher günstige Angebote, stellt unter eigenem Namen den Roadstar X und unter der Submarke Clever den baugleichen Aventuro 600 ausschließlich in einer Allradvariante vor, die ebenfalls ab rund 100.000 Euro in den Handel kommen dürften.

Pössl: Einseitiger Mini-Slideout für mehr Schlafraum

Interessant ist, wie das Unternehmen aus dem bayrischen Ainring versucht, das größte Manko des schmalen Mercedes-Transporters auszuschalten. Um genügend Länge für das Querbett im Heck zu schaffen, werden in der Regel Karosserieverbreitungen wie „Bäckchen“ rechts und links am Fahrzeug angebracht. Nicht schön, aber praktisch. Pössl hat aber noch eine andere Lösung: Die Bajuwaren haben einen einseitigen Mini-Slideout konstruiert, der – eingefahren – von außen nicht zu sehen ist, aber – ausgefahren – eine Bettlänge von 2,08 Metern ermöglichen soll.

Bei den ebenfalls neuen Camper-Vans La Strada Regent E und dem Adonis des slowenischen Luxus-Herstellers Robeta liegt der Einstiegspreis freilich schon fast 20.000 oder gar annähernd 40.000 Euro über der 100.000er-Marke. Beim neuen Hymer Grand Canyon S als allradgetriebenes Modell Cross-Over sind 125.000 Euro das absolute Minimum.

Hymer als gestandener und größter Mercedes-Kunde aus dem Reisemobil-Lager nimmt auch gleich noch den Teilintegrierten ML-T 570 als Cross-Over-Modell neu ins Programm. Die Kernmarke aus der Erwin-Hymer-Gruppe setzt hier eine eigene Wohnkabine auf das komplette Sprinter-Fahrgestell samt Allradantrieb. Bauartbedingt bleibt bei dem 6,89 Meter langen Fahrzeug das Fahrerhaus vollständig erhalten.

Nach dem gleichen Muster baut auch Adria Mobil die Debütanten Supreme MB 670 DL für die beiden Baureihen Matrix und Coral mit Frontantrieb auf. Als Allrader erlebt das Expeditionsmodell Eura Xtura 686 EF seine Düsseldorf-Premiere, ebenso wie der Rhön Camp Renegade 4×4.

Zu den eher selteneren Exemplaren unter den Teilintegrierten, die lediglich den Sprinter-Triebkopf mit einem anderen Fahrgestell kombinieren, gehören der Eura Profila T und der schwedische Kabe Novum Compact, die beide auf ein Alko-Tiefrahmenchassis vertrauen, sowie die Hymer B-Klasse Modern-Comfort in der Black-Line-Edition, die das selbst entwickelte Super-Light-Chassis (SLC) verwendet.

Hauptsächlich zum Einsatz kommt die Triebkopf-Version des Mercedes-Transporters allerdings bei den vollintegrierten Reisemobilen wie dem Doppelachser Adria Supersonic 890 LL mit stattlichen 8,90 Metern Gesamtlänge oder dem Eura Integra Line GT, der den Sprinter-Antrieb mit dem Super-Tiefrahmen-Fahrgestell von Alko kombiniert und unter anderem damit neun Zentimeter mehr Höhe in den Doppelböden schafft.

Niesmann: Erster Luxus-Liner auf Sprinter-Basis

Und quasi als Krönung präsentiert Niesmann, die Edel-Schmiede aus der Erwin-Hymer-Gruppe, in Düsseldorf den ersten Liner auf Basis des Sprinters. Liner gelten als die Ober- und Luxusklasse der Integrierten. Eine Welt für sich. Groß, teuer und besonders opulent ausgestattet. Niesmann bietet die fünfte Generation des Arto mit dem 7,82 Meter langen Modell 78 sowie dem 9,07-Meter-Riesen Arto 88 ausschließlich in Kombination mit dem großen Mercedes-Transporter und Frontantrieb zu Preisen ab 140.000 Euro an und toppt damit eine Sprinter-Erfolgsstory, deren Autoren in Düsseldorf nicht anwesend sein werden.

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