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Mercedes verwirft für 2028 geplante Plattform MB.EA-Large

Stattdessen will man offenbar die EVA2-Plattform länger nutzen

mercedes verwirft für 2028 geplante plattform mb.ea-large

Mercedes hat angeblich die für 2028 geplante Plattform MB.EA-Large gestrichen. Der Autobauer reagiert damit auf die Nachfrageschwäche bei Elektroautos, aber auch auf die hohen Entwicklungskosten.

Die Entwicklung der Plattform für eine elektrische S-Klasse sei eingestellt worden, hatte das Handelsblatt am frühen Montagmorgen berichtet. Auf Anfrage wurde das durch Mercedes bestätigt, schreibt die Automobilwoche. Demnach will sich der Hersteller flexibel aufstellen, was die Verteilung der Produktionskapazitäten auf Verbrenner und Elektroautos angeht. So könnten auch hohe Investitionen in Produktionsanlagen vermieden werden.

Während Kompaktfahrzeuge wie der CLA auf der Plattform MMA aufsetzen sollen, war für die größeren Modelle bisher die Plattform MB.EA (für Mercedes-Benz Electric Architecture) eingeplant. Unverändert soll diese die Basis für Mittelklassefahrzeuge wie die C-Klasse und den GLC liefern. Diese Autos sind bereits fertig entwickelt und sollen 2026 eingeführt werden. Daran will Mercedes auch nichts mehr ändern, so der Bericht.

Bei den größeren Modellen der Oberen Mittelklasse und Oberklasse aber will Mercedes künftig länger die Plattform EVA2 nutzen. Diese trägt den EQE und EQS sowie deren SUV-Derivate. Die EVA2-Modelle sollen angeblich demnächst auf 800-Volt-Technik umgestellt werden. Auch Verbesserungen bei Design und Infotainment sind offenbar zu erwarten. Beim EQS erfolgten bereits Detailänderungen.

Die 2023 noch einmal erneuerte E-Klasse sowie die 2021 gestartete aktuelle Generation der S-Klasse sollen offenbar nicht 2028 durch Elektroautos auf Basis MB.EA-Large abgelöst werden. Wann sie auslaufen, dürfte von der Nachfrage abhängen; als elektrische Alternative will man anscheinend die EVA2-Modelle parat haben.

Kürzlich hatte Unternehmenschef Ola Källenius auf der Mercedes-Hauptversammlung gesagt, man wolle bis 2039 eine bilanziell CO2-neutrale Neuwagenflotte haben – über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. “Die Transformation könnte jedoch länger dauern als gedacht.” Deshalb wolle man auf alle Marktszenarien vorbereitet sein. Wenn die Nachfrage da sei, werde es “bis deutlich in die 2030er-Jahre” Elektroautos und Verbrenner parallel geben. Man halte alle Antriebe auf dem neuesten Stand, könne Verbrenner und E-Autos auf der gleichen Produktionslinie fertigen. “Und dann entscheidet der Kunde.” 

Mercedes gehe davon aus, dass der Anteil von Elektroautos und Plug-in-Hybriden an den eigenen Verkäufen in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts bis zu 50 Prozent erreichen wird, heißt es im Bericht der Automobilwoche. Bisher war das Mercedes-Statement zum Thema Verbrenner-Ausstieg eindeutiger: Man werde spätestens 2030 nur noch batterieelektrische Autos bringen – allerdings nur dort, “wo es die Marktbedingungen zulassen”.

Unter dem Strich

Bisher wirkte Mercedes immer ziemlich elektroaffin, doch mittlerweile klingt die Marke sehr ähnlich wie BMW. Die Lage hat sich dramatisch geändert: Vor ein paar Jahren überboten sich die Hersteller noch mit Verbrenner-Ausstiegs-Ankündigungen, inzwischen ist mehr von Flexibilität die Rede.

Unternehmens-Chefs und Chefinnen haben sich schon immer entscheiden müssen: Wollen sie opportunistisch der momentanen Nachfrage folgen, oder wollen sie einer neuen Technik gegen alle Widerstände zum Durchbruch verhelfen? Ohne die Visionäre hätten wir wohl immer noch keine Elektroautos und keine Smartphones. Nach beidem hat die Kundschaft nicht gelechzt, aber Tesla bzw. Apple haben sie trotzdem gebracht – und waren damit letztlich erfolgreich.

Quelle: Automobilwoche (Paywall), Handelsblatt (Paywall), Källenius-Rede (PDF)

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