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Ford: Multienergy anstatt Elektroautos

Noch vor gut drei Jahren hatte Ford erklärt, man wolle ab 2030 ausschließlich Elektroautos verkaufen. Von der Aussage hat sich der Autohersteller jetzt entfernt.

ford: multienergy anstatt elektroautos

(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Kursänderung bei Ford: Man wolle nach jüngsten Aussagen auch über 2030 hinaus auch in Europa weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und Hybriden anbieten. Das begründet Ford mit dem schleppenden Hochlauf der Elektromobilität in Europa. Bei den Pkw wollte man 2030 rein elektrische Modelle anbieten, bei den leichten Nutzfahrzeugen sollten bis 2030 zwei Drittel vollelektrisch oder mit Plug-in-Hybridantrieb zugelassen werden. Dieses Ziel bezeichnete Marin Gjaja, Chief Operating Officer der Elektrifizierungsabteilung des Ford Model E gegenüber der britischen Plattform Autocar als „zu ehrgeizig“. Dazu erklärte er:

„Ich glaube nicht, dass wir in irgendetwas voll einsteigen können, bis unsere Kunden entscheiden, dass sie voll dabei sind, und das geht weltweit unterschiedlich schnell.“

 

Kunden überdenken Anschaffung von E-Autos

Laut Gjaja führten die immer noch hohen Akkukosten und die Ungewissheit über die Gesetzgebung und verschiedene Förderprogramme dazu, dass Kunden die Anschaffung von Elektrofahrzeugen wohl neu überdenken. Weshalb auch Ford weiter Verbrenner anbieten werde, im Schwerpunkt als Hybride. Gjaja sagte gegenüber Autocar:

„Wir glauben nicht, dass die vollelektrische Umstellung bis 2030 eine gute Entscheidung für unser Unternehmen und vor allem für unsere Kunden ist.“

Gjaja führte aus, dass die Elektrifizierung immer noch ein „langfristiges Ziel“ sei. Statt rein elektrischer Modelle kommuniziert er nun eine „hochgradig elektrifizierte Flotte“, vielleicht sogar vollständig elektrifiziert, wenn man die Batteriekosten und die Energiedichte in den Griff bekäme. Er stellte den Zeithorizont dann jedoch in Frage:

„Das ist ein Ziel, und ist das in zehn Jahren oder in 30 Jahren? Ich glaube nicht, dass die Kristallkugel von irgendjemandem gut genug ist, um das zu sagen.“

 

Aufbau einer Multi-Energie-Plattform

Ford entwickle deshalb derzeit eine „Multi-Energie-Plattform“ für europäische Autos. Eigentlich wollte Ford ganz Europa auf Elektro umstellen und eröffnete 2023 das Electric Vehicle Center in Köln, in dem Explorer und Capri gebaut werden.

Saarlouis wird geschlossen, das rumänische Werk in Craiova, in dem einst der elktrische Puma gebaut werden soll, übertrug man 20222 an den türkischen Partner Ford Otosan.

Bliebe noch das Werk im spanischen Valencia. Auch hier gab sich Gjaja kryptisch: „Wir werden etwas nach Valencia bringen, aber wir haben uns noch nicht festgelegt, was das sein wird“, sagte er und ergänzte:

„Wir arbeiten noch daran. Ich denke, es wird Multi-Energie sein. Das ist unsere derzeitige Überlegung, weil wir glauben, dass wir damit die besten Erfolgschancen haben, wenn man den europäischen Markt betrachtet und weiß, wo wir bei der Einführung stehen.“

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Erstes Auto von Plattform 2027

Das erste Auto auf dieser neuen Plattform soll 2027 vom Band rollen. Die jährliche Kapazität soll rund 300.000 Einheiten betragen. „Autocar“ spekuliert, dass es sich dabei um eine neue Generation des Kuga handeln könnte, dessen aktueller Lebenszyklus etwa 2026 enden könnte und der Baugleich mit dem US-Modell „Escape“ ist. Dies wurde bislang noch nicht bestätigt.

Was bedeutet das?

Auch Ford rudert zurück: Nachdem man rein elektrisch voll durchstarten wollte, setzt man jetzt auf „Multi-Energy“ – heißt: Man kann auf einer Basis Hybride, Plug-ins oder Stromer bauen, muss konstruktiv aber einige Kompromisse eingehen. Man darf gespannt sein.

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