Das Höchste der Gefühle, wie es der Hobble-Frank (oder war es der Gunstick-Uncle?) in Karl Mays „Schatz im Silbersee“ zitiert, ist kein Begriff von allgemeiner Gültigkeit. So machte mich einst eine Fachkraft beim Kauf einer neuen Waschmaschine dergestalt auf die Erlesenheit des Produktes aufmerksam, dass sie dem von ihr favorisierten Gerät attestierte, diese Marke sei „der Mercedes unter den Waschmaschinen.“ Wie auch immer: In unserem heutigen Fahrbericht wollen wir keine schmutzige Wäsche waschen, sondern uns mit dem „Mercedes unter den Autos“ beschäftigen. Genauer gesagt, dem T-Model der neuen E-Klasse, beatmet von einem Vierzylinder-Diesel.
Mehr Mercedes als E-Klasse geht nicht: Sie ist das Kernmodell der Marke. Das ist auch bei der 2023 eingeführten aktuellen Generation nicht anders. Etwas edler und schicker, als die Oberklasse bisher durch die Region Eifel, Mosel, Hunsrück, Saar gefahren ist. Über Jahrzehnte hinweg war sie an Bedürfnisse und Erwartungen einer eher konservativen Kundschaft ausgerichtet. Schneller als bei vorherigen Generationen hat der Stern neben der Limousine einen neuen Kombi, T-Modell genannt, aufgelegt. Große Unterschiede gibt es zwischen den Karosserie-Varianten nicht. Kurzer Überhang vorn, langer Radstand. Und ansonsten beim Outfit vorangegangener Jahre (Jahrzehnte) dem Wahlkampf-Slogan einer (damaligen) Volkspartei folgend: Keine Experimente.
Verwendet man den Begriff der soliden Basisversion bei einem Fahrzeug mit Stern auf der Haube, so ist diese Bezeichnung zumindest überdenkenswert. Denn alles, was die Bänder mit schwäbischen Premium-Produkten verlässt, zeichnet sich in der Regel durch unzweifelhafte Zugehörigkeit zur gehobenen Klasse der Automobilproduktion aus. Das gilt auch für den 220d, ein Auto, das seine landsmannschaftlichen Verbindungen nicht verhehlen kann. Der Diesel, in diesem Fall der Nachfolger des ehemaligen E 200d, ist nämlich ein Auto für Sparfüchse. A richtig’s Schwabe-Auto halt!
Der Fahrer blickt auf eine Flut von einstellbaren und individualisierbaren Instrumenten. Die Einfachheit der Bedienung ist nicht eben die große Stärke des Lenkrad-Imperiums. Vielleicht ist das aber auch nur eine Frage der fortgeschrittenen Jugend des oder derjenigen, der diese Feststellung trifft. Ein paar „richtige“ Taster statt jede Menge Touch-Spielereien an den Speichen täten der Einfachheit unserer Meinung nach gut. Berührungs-Intensität mag von Vorteil sein. Sollte sich aber nicht vornehmlich auf die Bedienung eines Automobils fokussieren. Sondern sich in der Regel eher von Mensch zu Mensch artikulieren. Was uns dagegen ein „bravissimo“ entlockt, ist die Option eines zusätzlichen eigenen Bildschirms für Unterhaltung und variable Einstellungen für den Beifahrer.
Die E-Klasse als Diesel-Kombi ist seit Jahrzehnten nicht nur ein fahrbares Familienmitglied aller Taxi-Unternehmen. Auch für Großfamilien, deren Mitglieder oft mit verschiedenen Arten der Freizeitgestaltung und Wünschen nach mehr Individualität streben, ist sie ein rollendes Wünsch-Dir-was–Auto. 615 bis 1.830 Liter Fassungsvermögen hinter der sich elektrisch öffnenden Heckklappe: Da können schon ganze Kinderzimmer – zumindest teilweise – auf Nimmerwiedersehen verschwinden und deren Nachfolger zum Vorschein kommen.
Text und Fotos: Charlys Autos
Ausführung: fünfsitziger Kombi
L / B /H: 4,95 / 1,88 / 1,47 m
Radstand: 2,96 m
Gepäckraum: 615 – 1830 L
Leergewicht: 1995 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2615 kg
Systemleistung: 220 PS
Leistung Verbrennungsmotor: : 197 PS
Drehmoment: 440 Nm bei 1800-2800 U/min
Antrieb: Hinterrad
Getriebe: 9-Gang AT
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
CO2-Ausstoß: 130,0 g / km
Basispreis: 66.819 Euro
