Kia

Der Kia EV9: Darf’s ein bisschen mehr sein?

der kia ev9: darf’s ein bisschen mehr sein?

In der Antike galt der Koloss von Rhodos, eine gigantische Statute des Sonnengottes Helios, als eines der sieben Weltwunder. Etwas mehr als zwei Jahrtausende und zwei Jahrhunderte später ist der objektive Betrachter, bei aller gebotenen Zurückhaltung, zumindest in Ansätzen geneigt, dem Fahrzeug, um das es an dieser Stelle geht, einen nur unbedeutend minderen kolossalen Auftritt zu attestieren. Werfen wir also entgegen üblicher Gewohnheiten an dieser Stelle einen Blick auf die pure Präsenz dieses wahlweise als Sechs- oder Siebensitzer erhältlichen Elektro-Schwergewichtes: 5,02 Meter lang, 1,98 Meter breit, 1,78 Meter hoch. Daten, deretwegen alleine man sich mit dem Kia EV9 beschäftigen sollte. Der einzige Bewertungs-Parameter allerdings sind sie beileibe nicht.

der kia ev9: darf’s ein bisschen mehr sein?

Als Kia im Jahr 1993 mit dem Vertrieb auf dem deutschen Markt loslegte, galten Autos wie der Sephia, mit dem man hierzulande neben ein paar billigen Mazda-Kopien begann, als preiswert, vernünftig, grundsolide. Wenn man so will, deutsche Tugenden. Das hat sich in drei Jahrzehnten massiv geändert und wieder hat ein Deutscher seine Hand dabei im Spiel.  Als Designer-Institution Peter Schreyer, zuvor fast drei Jahrzehnte in Diensten des Volkswagen-Konzerns, 2006 die Seiten von Niedersachsen nach Korea wechselte, entpuppten sich die zuvor pragmatischen Low-Cost-Angebote aus Fernost immer mehr zu ansehnlichen Teenagern des ausgehenden ersten Millennium-Jahrzehnts.

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Nach Picanto, Ceed und Sportage wurde die Schreyer’sche Tigernasen-Generation vor allem mit der Einführung der Elektro-Fahrzeuge zum Synonym einer neuen Bildsprache. Womit wir dann auch endlich (wieder) beim EV9 wären. So wuchtig er aus der Entfernung auch aussieht, so macht der dicke Batzen Blech bei näherer Okular-Inspektion doch einen harmonischen Eindruck. Kia, oder auch Schreyer, wie man will, sind nicht der Versuchung erlegen, mit verspielten Formen einen auf Beau getrimmten Elektro-Riesen ins Rennen um die Familiengunst schicken zu wollen. Gerade Linien, rechte Winkel, steile Linien, fast senkrechte Windschutzscheibe. Dazu ausladende Radhäuser mit theoretischer Nistmöglichkeit für heimische Singvögel auf dem Schwarzen Gold der  21-Zoll-Walzen

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Üppige Flächen in jeder Form, ob bei Displays, Sitzen, Ablagemöglichkeiten, bestimmen das Interieur.  Dazu „touch me“  ohne Ende. Kaum Dreher, Steller, Regler. Als bedienungsfreundlich haben wir das nicht unbedingt empfunden, wenn das Erkunden des Menü-Angebotes ähnlich viel Zeit in Anspruch nimmt wie der eigentliche Zweck, nämlich das Vorwärtskommen. Kleiner Tipp: Den Spurassistenten am Lenkrad still zu legen, empfiehlt sich mit dem zwei Meter breiten Korea-Käfig zwischen den Häusern, auf Kreis- und Landstraßen. . Andere Warnungen dagegen sind EU-Vorschrift basiert.

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Dass man den schier unermesslichen Raum nutzen kann, um die hinteren Sitzreihen zum Zwecke der gegenseitigen Unterhaltung, zu nutzen, entspricht dem Konzept eines Fahrzeugs mit über 2,6 Tonnen Lebendgewicht, dem man noch einmal 576 Kilogramm Zuladung draufsatteln darf. Aber, und Anderes aus zu schließen wäre gar nicht so abwegig:  Ich durfte den Korea-Koloss immerhin noch als Absolvent des „Grauen Lappens“ der Klasse 3 aus den 1970er Jahren fahren.

der kia ev9: darf’s ein bisschen mehr sein?

Mit Kleinigkeiten gibt sich der EV9 auch beim Antriebsprinzip nicht zufrieden. Dank 800-Volt-Technik kann man der Schnelladesäule dicke Backen machen: Eine knappe halbe Stunde dauert es, um auf 80 Prozent der gesamten Kapazität zu sein. Aus dem „Spender-Organ“ rauschen bis zu 210 kW Strom in die Batterie. Dort können 99,8 kWh gespeichert werden. Zwei Antriebsmotoren, einer für die Vorder-, einer für die Hinterachse schlürfen dort Nektar. Und das absolvieren sie auch nicht „mit dem Strohhalm“, um eine passendes Bild zu strapazieren, wenn der rechte Fuß zur Sache geht.

der kia ev9: darf’s ein bisschen mehr sein?

Fazit: Der Kia EV9 bietet viel. An Komfort, an Leistung, an  Raum, an Sicherheit, Technik auf höchstem Niveau. Aber er fordert auch viel. 83.370 Euro sind eine Ansage. Aber Kia, dessen Umsatz seit Jahren haussiert, muss sich bei der Generation Business längst nicht mehr vor vergleichbaren Produkten verstecken. Und die Angst, es könne dem EV9 gehen wie dem Koloss von Rhodos, ist unbegründet. Der stürzte in Folge eines Erdbebens um. Da nützten auch 30 Meter bester Fernsicht-Höhe nichts.

der kia ev9: darf’s ein bisschen mehr sein?

Technische Daten Kia EV9

Ausführung:                                        siebensitzige Großraumlimousine

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L / B /H:                                               5,02 / 1,98 / 1,78 Meter

Radstand:                                           3,10 Meter

Kofferraumvolumen:                        333 – 2318 Liter

Leergewicht / Zuladung:                  2664 / 576 kg

Anhängelast:                                      2500 kg

Motorleistung (2 E-Maschinen)      385 PS

Max. Drehmoment:                           700 Nm

Getriebe:                                              1-Gang Automatik

Batterie:                                               99,8 kWh

Höchstgeschwindigkeit                     200 km/h

Reichweite (Hersteller)                    505 Kilometer

Preis:                                                    83.370 Euro

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Text: Charlys Autos / Fotos: art-PIC

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