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Kia EV3: Elektroauto mit 400-Volt-Plattform vorgestellt

Der Kia EV3 bekommt zwar nur eine 400-Volt-Plattform, doch sein Speicher lässt sich auf vielfältige Art nutzen. Das könnte der Schlüssel zum Erfolg werden.

kia ev3: elektroauto mit 400-volt-plattform vorgestellt

Der Verkauf des Kia EV3 soll noch in diesem Jahr beginnen.

(Bild: Kia)

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Kia hat den EV3 vorgestellt: Der elektrische Kompaktwagen konkurriert im C-Segment mit Modellen wie Volvo EX30, VW ID.3, Renault Megane E-Tech oder Smart #1. Ab sofort haben Niro EV und e-Soul intern einen harten Gegner. Der Kia EV3 ist das modernste Konzept und könnte mindestens einen der beiden ersetzen. Optisch wiederum sieht er aus wie eine Kleinausgabe des fetten Kia EV9. Der Verkaufsstart des EV3 ist noch in diesem Jahr; einen exakten Termin nennt Kia nicht. Was kann er noch?

Spannungsebene 400 Volt

Anders als EV6 und EV9 hat der EV3 eine Traktionsbatterie mit 400 Volt Spannung. Kia bietet zwei Ausführungen mit einem Energieinhalt von 58,3 oder 81,4 kWh an. Die vorläufigen Reichweitenangaben im WLTP dazu sind 410 und 600 km. Zum Vergleich: Ein VW ID.3 kommt auf 435 und 559 km. Auch bei der Ladezeit, bisher eine Schwäche bei den 400-Volt-Systemen von Kia, wird sich der EV3 auf dem Niveau dieser Fahrzeugklasse befinden: Die Rede ist von “etwa 30 Minuten” für den üblichen Ladehub von zehn auf 80 Prozent. Die Peakleistung liegt bei 102 kW für die kleine und 128 kW für die große Traktionsbatterie. Auch hier wieder die Werte vom VW ID.3 zur Einordnung: Mit 120 und 175 kW bietet er etwas mehr. Entscheidend in der Praxis ist der Verlauf der Ladekurve.

Das AC-Ladegerät des EV3 hat serienmäßig 11 kW Leistung. Er beherrscht Plug & Charge, also die automatische Identifikation und die Freischaltung des Stroms an den Ladesäulen bestimmter Anbieter. Der Routenplaner berechnet die besten Stopps und konditioniert je nach Temperatur durch Heizen oder Kühlen die Traktionsbatterie vor. So ist die beste Ladeperformance ganzjährig erreichbar, und die Dauerhaltbarkeit wird optimiert.

Kia EV3 außen (4 Bilder)

kia ev3: elektroauto mit 400-volt-plattform vorgestellt

Die Formensprache des EV3 erinnert stark an den fetten Kia EV9. Klare Flächen und Kanten. Bei den Außenmaßen ist er fast identisch mit dem VW ID.3. (Bild: Kia )

V2G-fähig

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Beim bidirektionalen Laden – abgekürzt V2X für “Vehicle To X” – kann der EV3 das Maximum vom heute Machbaren: V2L (Vehicle To Load) für die Versorgung von externen elektrischen Geräten, V2H (Vehicle To House) als Zwischenspeicher für elektrische Hausenergie etwa aus einer Fotovoltaikanlage sowie V2G (Vehicle To Grid), um perspektivisch an der Strombörse automatisiert handeln zu können. V2G wird besonders interessant, weil die Fahrenergiekosten über das netzdienliche Laden (Stufe 1) hinaus mit dem bidirektionalen Laden und Entladen auf Basis der Börsenpreise (Stufe 2) nochmals sinken. Die Realität in Deutschland wird noch durch Verhandlungen im Bundeswirtschaftsministerium sowie die Standardisierung der Grid Codes im Stromnetz ausgebremst. Mit einer Massenverbreitung ist ab der zweiten Jahreshälfte 2025 zu rechnen. Vermutlich stehen dann auch weniger teure DC-Wallboxen zur Verfügung, die dann ab etwa 2300 Euro zu haben sein könnten.

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Beide Versionen haben 150 kW Motorleistung, was bei der kleineren Traktionsbatterie für 7,4 und bei der größeren für 7,7 Sekunden bis 100 km/h ausreicht. Der Kia EV3 hat Frontantrieb; ein Allradantrieb ist nicht vorgesehen. Schluss ist bei beiden bei 180 km/h.

Großzügiges Raumangebot

Bei den Maßen wird klar, dass der EV3 zwar die Formensprache eines SUVs hat, aber einfach nur ein Kompaktwagen ist. Die Höhe beträgt 1,56 m und die Länge 4,3 m. Auffällig ist die relativ große Breite von 1,85 m. Wahrscheinlich ergibt sich daraus ein besonders großzügiges Raumgefühl. Der Radstand ist mit 2,68 m klassenüblich. Das Kofferraumvolumen wiederum ist im Segmentvergleich mit 460 bis 1250 Liter üppig. Auch an dieser Stelle wollen wir eine Orientierung mitliefern: Der ID.3 bietet 385 bis 1267 l, der EX30 318 bis 904 l. Dazu addiert sich ein kleines Fach unter der vorderen Haube. Der Mini-Frunk fasst 25 Liter. Anders als der Volkswagen hat der EV3 eine Anhängelast von bis zu einer Tonne.

Panorama- und Head-up-Display

Selbstverständlich gibt es im Pressetext zum Kia EV3 die beliebten Worthülsen wie “geometrische Karosserie mit hochtechnischem Design”, “muskulöses Erscheinungsbild” oder “von der Natur inspiriert”. Ohne diese Beschreibungen bleiben reale Werte: So ist der Luftwiderstandsbeiwert von cW 0,267 gut, jedoch nicht herausragend. Aktive Luftklappen verbessern die Aerodynamik.

Im Innenraum hat der EV3 ein Panoramadisplay mit einer Diagonale von 30 Zoll, das durch ein Head-up-Display ergänzt wird. Kia stellt Updates Over The Air (OTA) zur Verfügung, und das Smartphone kann der Schlüssel sein. Der Digital Key lässt sich für bis zu sieben Personen einrichten. Kia verspricht außerdem die neusten Fahrassistenzsysteme namens “Autobahnassistent 2.0” und “Smart Cruise Control 2”.

Kia EV3 Innenraum (5 Bilder)

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Im Innenraum dominiert das 30 Zoll Panoramadisplay. Zusätzlich gibt es anders als bei Volvo ein Head-up-Display. Auch hier ist das Design unaufgeregt. (Bild: Kia)

In Praxistests bei heise Autos war zuletzt aufgefallen, dass es weniger die Anzahl oder die Beschreibung von Assistenzsystemen, sondern deren Funktionsfähigkeit war, die einen positiven oder negativen Ausschlag in der Bewertung gab. Es ist anstrengend, wenn die Verkehrszeichenerkennung rudimentär arbeitet, viele Fehler macht und den Fahrer entsprechend falsch warnt. Auch eine übertriebene Aufmerksamkeitsüberwachung kann den Spaß am Steuer vermiesen – und es gibt weitere Bugs. Dass das nicht sein muss, beweisen aktuelle Modelle von BMW wie der gerade getestete iX2.

Preise müssen runter

Kia veröffentlicht noch keine Preise für den EV3. Es ist aber offensichtlich, dass man sich am ID.3 orientieren wird, der seit einiger Zeit mit dem Dauernachlass namens “Volkswagen Umweltprämie” ab 36.425 Euro (435 km Reichweite) bzw. 44.025 Euro (559 km) zu haben ist. Auch dieses Niveau ist für viele Käufer schlicht zu hoch; mittelfristig müssen die Preise für Elektroautos generell nach unten korrigiert werden. Der EV3 ist für die Freunde des Elektroautos eine Bereicherung. Konkurrenz belebt eben wirklich das Geschäft, und Kia hat gezeigt, dass die Koreaner wissen, wie man ein gutes Elektroauto baut.

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(mfz)

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