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Aktie stürzt ab – jetzt gerät auch BMW ins Schleudern

BMW senkt wegen Zulieferproblemen und schwacher China-Nachfrage seinen Unternehmens-Ausblick für dieses Jahr. Anleger reagierten umgehend. Insgesamt ist die ganze Autoindustrie im Land unter Druck – vor allem VW.

aktie stürzt ab – jetzt gerät auch bmw ins schleudern

BMW senkt Gewinnprognose REUTERS

Der Autobauer BMW kappt vor allem wegen Problemen bei Zulieferteilen überraschend seinen Ausblick. In diesem Jahr dürfte die Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft nur noch zwischen 6 und 7 Prozent landen, teilte der Dax-Konzern in München mit. Bisher standen 8 bis 10 Prozent im Plan. Grund seien Kosten für Rückrufe sowie eine Auslieferungssperre für viele Autos, hieß es von BMW, aber auch das schwache Geschäft in China. 1,5 Millionen Fahrzeuge seien betroffen.

Nötig seien „technische Maßnahmen“ an den Autos im Zusammenhang mit einem integrierten Bremssystem, das von einem Zulieferer stamme, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Das Ergebnis vor Steuern werde in diesem Jahr unter anderem deshalb „deutlich“ zurückgehen.

BMW rechnet damit, dass die technischen Probleme „weltweit zu negativen Absatzeffekten im zweiten Halbjahr“ führen werden. Im dritten Quartal seien zusätzliche Kosten „in hoher dreistelliger Millionenhöhe“ zu erwarten. Zusätzlich wirke sich die weiterhin gedämpfte Nachfrage in China auf die dortigen Verkaufszahlen aus, fuhr der Automobilhersteller fort. „Trotz der Stützungsmaßnahmen der Regierung hält die Kaufzurückhaltung weiter an.“

Beide Faktoren veranlassten BMW zu einer Korrektur seiner Jahresprognose für das Geschäftsjahr 2024. Statt eines leichten Rückgangs werde nun erwartet, dass das Ergebnis vor Steuern „nunmehr deutlich zurückgehen“ wird, teilte das Unternehmen mit. Außerdem erwartet BMW statt eines leichten Anstiegs nun einen leichten Rückgang an Auslieferungen im Jahresvergleich.

An der Börse reagierten die Anleger sofort. Die BMW-Aktien fielen um bis zu 7,1 Prozent und verzeichneten damit den stärksten Tagesrückgang seit März 2022.

Auch bei den Motorrädern bestehe eine „angespannte Markt- und Wettbewerbssituation“, unter anderem in den USA und in China. Daher würden dort nun Auslieferungen „auf Vorjahresniveau erwartet“ – zuvor war BMW von einem leichten Anstieg ausgegangen.

Abhängig vom Export

Nicht nur BMW befindet sich derzeit in einer angespannten Situation, die gesamte deutsche Autoindustrie schwächelt zurzeit: Volkswagen schließt Werksschließungen in Deutschland nicht mehr aus und der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisiert die hohen Produktionskosten hierzulande.

Die Produktionsstätten der Autohersteller in Deutschland verteilen sich über das ganze Land. VW hat unter anderem Werke in Wolfsburg, Zwickau und Emden, Mercedes baut Autos in Bremen, Rastatt und Sindelfingen. Hinzu kommen Werke von BMW, Ford, Opel, Audi und Porsche beispielsweise in Köln, Stuttgart und Leipzig.

Seit 2022 fertigt zudem Tesla im brandenburgischen Grünheide E-Autos. Allein an 22 Produktionsstätten in Deutschland werden Komplettfahrzeuge hergestellt, dazu kommen Werke für Motoren – etwa in Chemnitz –, Antriebseinheiten und Komponenten sowie Fabriken für Nutzfahrzeuge.

Im Juni dieses Jahres waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts in der gesamten Automobilindustrie direkt gut 773.000 Menschen beschäftigt. Das sind deutlich weniger als zum Zeitpunkt des Beschäftigungsrekords 2018, als fast 834.000 Beschäftigte in der Branche tätig waren, und auch etwas weniger als im Durchschnitt der beiden Vorjahre.

Gemessen am Umsatz ist die Automobilindustrie nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums „der mit Abstand bedeutendste Industriezweig“ in Deutschland. Der Umsatz des vergangenen Jahres lag demnach bei 564 Milliarden Euro. Mehr als drei Viertel davon erwirtschafteten die Autohersteller, für 92,1 Milliarden Euro waren die Zulieferer verantwortlich und 14,5 Milliarden steuerten Hersteller von Aufbauten und Anhängern bei. Zwei Drittel des Gesamtumsatzes erzielten die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie im Ausland.

Der Großteil der in Deutschland gebauten Autos wird exportiert. Die Ausfuhren lagen im vergangenen Jahr laut Bundeswirtschaftsministerium bei gut 3,1 Millionen Fahrzeugen. Die Hersteller bauten vergangenes Jahr im Inland rund 4,1 Millionen Pkw und damit etwa 18 Prozent mehr als 2022. Am Autoexport hängen laut VDA 70 Prozent der Arbeitsplätze in der Branche.

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