Volvo

Volvo EX40: Evolution statt Revolution

Der Elektro-SUV kriegt zum Modelljahr 2025 einen neuen Namen, einen neuen Antrieb und neue Sicherheitsfeatures. Hat sich der Aufwand gelohnt?

Adina Valean haben die Autofahrer in Europa viel zu verdanken. Als amtierende EU-Kommissarin für den Verkehr sorgte die ehemalige Mathematiklehrerin aus Rumänien dafür, dass seit Anfang Juli bei einer Überschreitung der gesetzlich vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit um 1 km/h in Autos ab dem Modelljahr 2024 ein Warnton erklingt. Um den Fahrer vor Bußgeldern zu schützen, auch um Unfälle infolge überhöhter Geschwindigkeit zu verhindern und auch Energie zu sparen – wer schnell fährt, verbraucht mehr Strom oder Kraftstoff. Und wer schneller fährt als erlaubt, gefährdet Menschenleben.

Das alles sind gute Argumente für Tempokontrollen und das intelligente Geschwindigkeits-Assistenzsystem (ISA). Die Bimmelei kann allerdings gehörig nerven. Zumal sich der Warnton zwar per Tastendruck abschalten lässt, sich aber jedes Mal selbst wieder aktiviert, wenn das Fahrzeug neu gestartet wird. Die Suche nach der Ausschaltfunktion während der Fahrt in irgendwelchen Untermenüs des Infotainmentsystems kann da schnell ins Auge gehen und im Straßengraben enden.

volvo ex40: evolution statt revolution

Hyggelik Der Volvo EX40 ist ein angenehmer Begleitung – nicht nur auf Touren durch Schweden. Zum Modelljahr 2025 gibt es das Elektroauto auch in der neuen Lackierung „Sand Dune“. Meeresrauschen ist nicht inbegriffen. Fotos: Volvo

ISA ist natürlich ab Modelljahr 2025 auch an Bord des Volvo EX40 – ansonsten wäre das Elektroauto nicht mehr zulassungsfähig. Aber die Schweden haben sich etwas Smartes einfallen lassen, damit ISA nur selten aktiv werden muss: Beim Einfahren in geschlossene Ortschaften passt das Fahrzeug einerseits seine Geschwindigkeit automatisch an das Tempolimit an – und sorgt durch leichten Gegendruck auf das Fahrpedal zudem dafür, dass der Fahrer in der geschwindigkeitsbegrenzten Zone nicht so schnell wieder sein guten Vorsätze vergisst. Das ist Verkehrserziehung vom Feinsten.

Mehr „Wumms“, aber auch mehr Sicherheit

Nein, der Volvo EX40 ist nichts für notorische Raser. Das würde auch nicht zur Marke passen, die seit 2020 die Höchstgeschwindigkeit all ihrer Autos auf 180 km/h begrenzt und für die das Thema Sicherheit Teil ihrer DNA ist. So hat Volvo zum Modelljahr 2025 das serienmäßige Sicherheitspaket für sein erstes vollelektrisches Serienfahrzeug noch einmal kräftig erweitert und verfeinert, um den Fahrer in allen möglichen brenzligen Situation zu unterstützen. Bei der Kontrolle der Fahrgeschwindigkeit, bei der frühzeitigen Erkennung von Gefahrensituationen etwa bei der Begegnung mit Fahrrad- und Motorradfahrern, beim Spurhalten auf der Autobahn, beim Abbiegen oder beim Rückwärtsfahren. Dafür sorgt eine Armada an Kamera- und Radareinheiten sowie Ultraschallsensoren.

volvo ex40: evolution statt revolution

Schwarzer Sportler Als EC40 gibt sich der Volvo mit allerlei Spoilerwerk besonders dynamisch. Antrieb und Akku sind allerdings identisch mit denen des EX40. Das gilt nicht für den Preis: Zwischen 900 und 1500 Euro sind für die „Black Edition“ hier mehr hinzulegen.

Nur vollautonom fahren kann der Elektro-SUV noch nicht, der nun einen neuen Namen trägt: Fünf Jahre nach dem Modellstart wurde aus dem Volvo XC40 Recharge Pure Electric wurde kurz und knapp ein EX40. Gleiches gilt für das C40, die Sportversion mit dem coupéhaften Heckabschluss. Und das ist mehr als nur Namenskosmetik. Denn die Schweden (im Besitz des chinesischen Geely-Konzerns) haben wie die Schwestermarke beim Polestar 2 auch den Antrieb überarbeitet: Aus dem Front- wurde ein Hecktriebler, zudem kommt ein neuentwickelter Permanentmagnet-Synchronmotor (PSM) mit mehr „Wumms“ zum Einsatz: Bei der Version Single Motor stieg die Antriebsleistung von 150 auf 175 kW (238 PS), bei der allradgetriebenen Version Twin Motor von 300 auf 340 kW.

Reichweite steigt auf bis zu 554 Kilometer

Gleichzeitig verbesserte sich die Effizienz des Antriebs, was für größere Reichweiten sorgt: Mit einer Ladung seines (brutto) 70 kWh fassenden Akkus stromert der Hecktriebler nun im Idealfall (im Sommer und sparsamer Fahrweise) bis zu 487 Kilometer weit. Der Allradler kommt mit seinem 82 kWh-Akkuladung bis zu 554 Kilometer weit. Vor drei Jahren musste der schon nach knapp 420 Kilometern eine Ladesäule ansteuern. Zudem konnten die Ladeleistungen angehoben werden, bei der Version mit kleinem Akku von 135 auf maximal 180 kW, bei der „Extended Range“-Ausführung von 150 auf 205 kW. Das nennt man Evolution – und zeigt, was selbst bei einem im Grunde bereits acht Jahre alten Auto (als Verbrenner kam der Volvo XC 40 bereits 2017 auf den Markt) durch Modellpflegemaßnahmen noch möglich ist.

volvo ex40: evolution statt revolution

Etwas altbacken Es muss nicht immer ein riesiges iPad sein. Der neun Zoll große Touchscreen im EX40 stammt aus einer vergangenen Zeit. Dennoch reicht es aus, um das Infotainmentsystem zu steuern und einige Fahrzeugfunktionalitäten zu individualisieren.

Hier und da merkt man dem 4,44 Meter langen EX40 allerdings das Alter der Basiskonstruktion schon an. Vor allem im Innenraum und im direkten Vergleich mit dem EX30, dem kleinen Bruder gewissermaßen. Letzterer hat mit einem minimalistischen Interieur-Design neuen Volvo-Standard gesetzt, der mit kommenden EX90 schon eine Weiterentwicklung erfährt. Der EX40 ist mit seinem neun Zoll großen Zentral-Display und einer Vielzahl von Tasten und Knöpfen sichtlich noch in der alten Verbrenner-Welt beheimatet. Was nicht unbedingt schlecht sein muss: Die Eingewöhnung an das Bedienkonzept gelingt hier wesentlich schnellen als beim Newcomer, bei dem schon für die Einstellung der Außenspiegel ein Untermenü auf dem Toucscreen aufgerufen werden muss.

Feine „Black Edition“ ab 56.590 Euro

Und der mehrjährige Reifevorgang schlägt sich in der neuen „Black Edition“ des beim EX40 auch in der Verarbeitungsqualität nieder: Hier knarzt nichts mehr, hier reagiert das Lenkrad sensibel auf die Bewegung der Fahrerhände, wirkt alles viel wertiger als im EX30, dessen Entwicklung spürbar unter dem Diktat eines Rotstifts stand und bis zum Reifegrad des größeren Bruders noch einiges an Pflege braucht. Speziell im Software-Bereich: Weil des Display dort aufgrund von Fehlern im Betriebssystem gelegentlich in den Testbetrieb umschaltet und dann wichtige Informationen wie die Fahrgeschwindigkeit nicht mehr anzeigt, hat das Kraftfahrtbundesamt kürzlich eine Rückrufaktion angeordnet.

Solche Kinderkrankheiten hat der Volvo EX40 längst hinter sich, entsprechend entspannt lässt er sich im Alltagsverkehr bewegen. Obendrein bietet er deutlich mehr Platz für die bis zu fünf Insassen und ihr Gepäck, ist insofern auch das bessere Familienauto. Er rangiert allerdings auch in einer anderen Preisklasse: Während der EX30 bereits bei 35.490 Euro startet, sind für den EX40 wenigstens 48.990 Euro hinzulegen. Die neue, besonders schicke „Black Edition“ – mit der Volvo in der Vergangenheit gerne die letzte Lebensphase eines Modells einläutete – startet bei 56.590 Euro, die vollausgestattete und allradgetriebene „Ultra“-Version schlägt bereits mit 63.190 Euro zu Buche. Für die Coupé-Ausführung EC40 kommen je nach Ausstattung noch einmal 900 oder 1500 Euro obendrauf.

Die Evolution hat halt ihren Preis.

TOP STORIES

Top List in the World