Warum gibt es eigentlich bis heute keine Kombis in der Luxusklasse?
Ob Audi, BMW oder Mercedes: In der Luxusklasse sucht man bis heute vergeblich nach Kombis. Gewiss, es gab immer einzelne Umbauten von privaten Anbietern. Und Mercedes schuf mit der aus dem Vision GST hervorgegangenen R-Klasse ein Mischwesen aus Kombi und Van. Dabei gab es vor 20 Jahren einen ziemlich konkreten Ausblick auf einen potenziellen Audi A8 Avant. Gestatten: der Audi Avantissimo.
Ein großer Brocken war der Avantissimo allemal. 5,06 Meter lang, 1,91 Meter breit, 1,43 Meter hoch. Dazu flächige 245er-Felgen und ein mächtiger Motor aus dem Audi A8, der ab Ende 2002 einiges vom Design des Edel-Kombis übernahm.
Der 4,2 Liter große V8-Motor mit Biturbo-Aufladung mobilisierte mehr als 316 kW (430 PS). Sein maximales Drehmoment erreichte der Motor mit gewaltigen 600 Newtonmetern; ein Wert, der über ein breites Drehzahlband konstant anlag. Hinzu kam ein High-Tech-Fahrwerk aus Aluminium samt Allrad und Luftfederung.
Die Lichtquellen selbst befanden sich stets in der senkrechten Position. Die Reflektoren richteten sich im Betrieb in die 45 Grad-Position auf und lenkten so den oben gerichteten Lichtstrahl auf die Straße um. Waren die Scheinwerfer ausgeschaltet, schwenkten die Reflektoren wieder in die Horizontal-Position zurück und verschlossen den Lichtaustritt. Große Lufteinlässe unterhalb der Scheinwerfergehäuse schienen die Präsenz der neuen Leuchteinheiten buchstäblich zu unterstreichen.
Die großflächig verglaste Heckklappe ließ sich mit Fernbedienung elektrohydraulisch stufenlos bis zu 70 Grad weit öffnen. Darunter bot ein – gleichfalls elektrisch ausfahrbares – Schubfach 70 Liter zusätzlichen Raum. Große Flächen der Dachpartie bestanden aus einem stufenlos dimmbaren Glassandwich. Zudem beherbergte das Dach zusätzlich Photovoltaik-Elemente. Sie lieferten bei abgestelltem Motor genügend Energie, um die Standlüftung des Fahrzeugs ausreichend zu versorgen.
Für äußersten Komfort beim Beladen verfügte der Avantissimo über einen längs verschiebbaren Ladeboden. Dieser ließ sich elektrisch um bis zu 460 Millimeter nach hinten ausfahren. Sollte der gesamte Laderaum genutzt werden, klappten dafür die hinteren Sitze vollautomatisch vor. Anschließend glitt der Laderaumboden um bis zu 750 Millimeter nach vorn und verlängert die Ladefläche. Der besondere Clou: All diese Funktionen und auch Öffnen und Schließen der Heckklappe sowie das Unterflur-Schubfach ließen sich spielerisch einfach per Fernbedienung aktivieren.
In der Studie Avantissimo präsentierte Audi vor 20 Jahren auch die erste Umsetzung des damals neuen MMI-Bedienkonzepts (Multi Media Interface). Alle Hauptfunktionen waren dabei direkt per Tastendruck anwählbar. Die Auswahl innerhalb eines Menüs erfolgte über einen großen Drehschalter und die ihn umgebenden Drucktasten.
Die Informationsausgabe erfolgte auf einem Monitor oberhalb der Bedieneinheit, der optimal im Blickfeld des Fahrers lag. Zusätzlichen Bedienkomfort boten im Lenkrad integrierte Tasten, mit denen sich Audio-Anlage und Telefon bedienen lassen, ohne die Hände vom Steuer nehmen zu müssen. Heute ist alles teilweise schon in Kleinwagen selbstverständlich.
Warum wurde es dann doch nichts mit einem serienmäßigen Audi A8 Avant? Nun, 2001 nahm die SUV-Welle langsam Fahrt auf und die Audi-Marktforschung dürfte die Chancen für einen Nobel-Kombi wohl als eher überschaubar ermittelt haben. Stattdessen übernahm der A6 Avant in den kommenden Jahren diese Rolle. An die Stelle des Avantissimo trat ab 2005 der ähnlich lange Audi Q7. Mit Erfolg: In seinen besten Zeiten verkaufte sich der Q7 weltweit gut 60.000-mal pro Jahr.