- NGOs: Deutschland zieht Europa mit nach unten
- Wachstum ohne Deutschland
- Audi: Günstigerer Q4 35 e-tron soll Absatz ankurbeln
- Wettbewerb macht keine Gefangenen
- Audi App Store
- Serienausstattung
- AutomotiveINNOVATIONS Award 2024: VW innovationsstärkster Massenhersteller, Tesla weiter innovationsstärkster Premiumhersteller
- Auch hier gilt: China holt mit Riesenschritten auf
- Warum VW?
- Tesla und Geely
- Batterie-Forschung: Problemlösung bei Metall-Batterien rückt näher
- Neue Batterietechnologien mit Metallelektroden
- Dendritenbildung zerstört Batterien
- Vermeidet Oberflächenschichten, die die Metallelektrode beschädigen
- Wie die Elektrode in der Batterie hergestellt wird:
NGOs: Deutschland zieht Europa mit nach unten
Im ersten Halbjahr ging der Absatz von Elektroautos in Deutschland bekanntlich zurück. Die Gründe wurden mehrfach diskutiert, zuletzt gestern auf diesem Portal. Aber wie sieht es mit Resteuropa aus? Wäre Deutschland nicht in den EU27 Mitglied, wäre die Elektromobilität um 9,4 % im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen. Rechnet man das wirtschaftliche Schlußlicht Deutschland den EU27 zu, betrug der Zuwachs nur 1,3 % – mithin zog Deutschlands dickes Minus das Absatzplus Europas kräftig nach unten.
Wachstum ohne Deutschland
In der ersten Jahreshälfte von 2024 wuchs der Absatz von E-Autos in Märkten mit einem entschiedenen regulatorischen Umfeld:
- Frankreich bot ein Sozialleasingprogramm an, um einkommensschwachen Haushalten günstige E-Autos zur Verfügung zu stellen. Dort stiegen die BEV-Verkäufe in der ersten Jahreshälfte um 14,9 Prozent;
- In Italien nahmen die BEV-Verkäufe in der ersten Jahreshälfte um 7 Prozent zu. Sie erreichten ihren Höhepunkt im Juni 2024, als neue Anreize für Elektrofahrzeuge eingeführt wurden;
- In Belgien hat das Firmenwagensegment dem BEV-Markt den notwendigen Anschub verliehen. Dort wuchs er in der ersten Jahreshälfte um 47,8 Prozent.
- In Großbritannien haben verbindliche Ziele für den relativen Absatz emissionsfreier Fahrzeuge den BEV-Markt angekurbelt, mit einem Anstieg der Verkäufe um 9,2 Prozent im ersten Halbjahr.
Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland, sagt: „Deutschland ist der kranke Mann Europas, wenn es um E-Autos geht. Derzeit profitieren die Märkte, wo Regulierungen und Anreize Investitionen in E-Mobilität sichern und damit für Planbarkeit für Hersteller und Vertrauen unter Verbraucher:innen (sic! Die Red.) sorgen. Die deutsche Regierung muss die aktuellen Haushaltsverhandlungen nutzen und die verbesserten Abschreibungsregeln für E-Autos durch ein Auslaufen der kostspieligen Subventionen für umweltschädliche Verbrenner ergänzen. Länder wie Belgien haben gezeigt, dass solche Maßnahmen den Hochlauf von E-Autos ankurbeln können.”
e-engine meint: Auch wenn wir in der Vergangenheit mehrfach gegen T&E gefeuert haben, hier hat die NGO leider recht. Die Habeckonomics haben der Elektromobilität und letzlich dem Klima einen Bärendienst erwiesen. Zudem werden durch die erwarteten Strafzölle auch die günstigeren Stromer aus China von den europäischen Märkten fergehalten. Nur günstige E-Autos können letztlich den Hochlauf der Elektromobilitäg nachhaltig beeinflussen, wenn die wohlhabenden Early Adopter sprichwörtlich „durch“ sind.
Audi: Günstigerer Q4 35 e-tron soll Absatz ankurbeln
Wettbewerb macht keine Gefangenen
Der Wettbewerb hingegen bietet voll ausgestattete Stromer zu Kampfpreisen. Das Tesla Model Y startet derzeit bei rund 46.000 Euro mit der kleinen 57,7 kWh-Batterie. Nun bietet Audi für 45.600 einen Q4 mit 52-kWh-Batterie (Netto), 170 PS und umfangreicherer Serienausstattung an. Laden von 10 auf 80 % soll nur 25 Minuten dauern, die Peak-Ladeleistung liegt bei 145 kW.
Audi App Store
Neu ist auch seit Juli der Audi App Store, der im MMI des Fahrzeugs zur Verfügung steht. Für die Nutzung des damit anfallenden Datenpakets sind 25 GB jährlich inklusive. Auch bei der Navigation wurde optimiert. Smartphones werden nun nahtlos mit dem MMI verbunden, was hoffentlich auch für Android Auto und Apple CarPlay gilt. Zusätzlich macht man Stimmung mit der Integration von ChatGPT.
Serienausstattung
Zur laut Audi umfangreichen Serienausstattung gehören unter anderem das Audi MMI Navigation plus, Audi connect Navigation & Infotainment sowie das volldigitale 10,25-Zoll-Kombiinstrument Audi virtual cockpit. Die Gepäckraumklappe ist serienmäßig elektrisch, im Zusammenspiel mit dem optionalen Komfortschlüssel reagiert sie auf Fußgesten. Die Sitzheizung vorn ist ebenfalls Teil der Serienausstattung. Bestellbar ist das Modell in beiden Karosserievarianten ab sofort. Die Sportback-Variante startet mit einem Aufpreis von 2.000 Euro.
e-engine meint: Höchste Zeit, dass man reagiert. Der Wettbewerb ist mit seinen rundum gut ausgestatteten Fahrzeugen inklusive Ökosystem nach wie vor besser aufgestellt. Dass nur 25 GB jährlich kostenlos sind, gibt zu denken. Hier wäre angesichts des Verkaufspreises ein unlimitierter Datentransfer angemessen gewesen. Zum AppStore: besser spät als nie.
AutomotiveINNOVATIONS Award 2024: VW innovationsstärkster Massenhersteller, Tesla weiter innovationsstärkster Premiumhersteller
Im Ranking der innovationsstärksten Elektroautobauer des Jahres kommen Volkswagen und Tesla im Technologiefeld Elektromobilität auf die vordersten Plätze und erhalten den AutomotiveINNOVATIONS Award 2024. Auf Basis von 174 bewerteten Elektromobilitäts-Innovationen (Serie) wird die Marke Volkswagen als die innovativste Volumenmarke 2024 ausgezeichnet. Tesla erhält die Auszeichnung als die innovativste Premiummarke 2024 im Technologiefeld Elektromobilität.
Auch hier gilt: China holt mit Riesenschritten auf
Warum VW?
Volkswagen punktet auf Basis von 12 Einzelinnovationen mit einer breiten Innovationsleistung bei den verschiedenen technologischen Aspekten der Elektromobilität: Sowohl im Bereich der Reichweitenverbesserung (VW ID.5) als auch bei der Optimierung des Stromverbrauchs (z.B. VW ID.7: niedrigster Stromverbrauch in der Oberen Mittelklasse) und der Ladeleistung (VW ID.3: höchste Ladeleistung in der Unteren Mittelklasse) erbringt die Marke VW aktuell im Innovationswettbewerb starke Leistungen. Darüber hinaus verbessert eine Plug-&-Charge-Funktion im ID.Buzz im Van-Segment den Ladekomfort für den Kunden. Der ID.7 bereichert das Segment der Oberen Mittelklasse erstmals mit einem E-Fahrzeug der Marke VW.
Tesla und Geely
Tesla gewinnt den Award der innovativsten Premiummarke im Bereich Elektroantrieb. Mit einem jährlichen Gesamtscore von 25,2 Indexpunkten belegt der amerikanische Automobilhersteller Rang eins vor der Geely-Premiummarke Zeekr (20,6 IP) und BMW (19,7 IP).
Tesla punktet u.a. mit mehreren Weltneuheiten in verschiedenen Technologiefeldern. Dazu gehören u.a. beim Model 3 eine Reichweitenerhöung auf bis zu 678 km WLTP (höchste Segment-Reichweite) sowie eine Verbrauchsoptimierung, die zu einem segmentbesten WLTP-Verbrauch von 13,2 kWh/100km führt. Darüber hinaus verbessert Tesla sein Elektroökosystem durch die Erweiterung des eigenen Supercharger-Netzes auf mittlerweile weit mehr als 50.000 Ladesäulen.
Die Geely-Premium-Marke Zeekr punktet u.a. mit hoher Reichweite sowie der „Golden Battery“ im Zeekr 007, die es ermöglicht innerhalb von 15 Minuten 500 km Reichweite nachzuladen (4,5C). BMW überzeugt neben sehr guten Ladeleistungen (z.B. i5) u.a. mit dem „Multi Contract Plug & Charge“: Damit kann der Kunde bei mindestens fünf unterschiedlichen Stromanbietern die Plu&Charge Funktionalität nutzen, womit eine nutzerfreundliche automatische Authentifizierung und Abrechnung möglich ist.
Batterie-Forschung: Problemlösung bei Metall-Batterien rückt näher
Metallbatterien haben das Potenzial, bei geringerem Gewicht mehr Energie zu liefern als die beliebte Lithium-Ionen-Batterie. Das Problem ist jedoch, dass die Technologie derzeit eine zu kurze Lebensdauer hat, da das Lithiummetall in diesen Batterien sehr reaktiv ist. Neue Forschungsergebnisse der Chalmers University of Technology, Schweden, zeigen, wo die Probleme liegen und wie sie durch die Herstellung der Metallelektrode direkt in der Batteriezelle überwunden werden können.
Neue Batterietechnologien mit Metallelektroden
Lithium-Ionen-Batterien sind heute die beliebteste Batterieoption, aber in einer Gesellschaft, die vor einer umfassenden Elektrifizierung steht, werden neue Batterietechnologien benötigt, die weit höhere gravimetrische und volumetrische Energiedichten aufweisen. Dies ist wichtig für die Entwicklung von Elektroautos mit größerer Reichweite oder von Elektroflugzeugen für kürzere Strecken. Daher richtet sich die Aufmerksamkeit jetzt auf Batterien mit Metallelektroden, bei denen die Graphitelektrode der Lithium-Ionen-Batterie durch Lithiummetall ersetzt wurde. Festkörperbatterien zum Beispiel, die als eine der vielversprechendsten Zukunftstechnologien gelten, verwenden eine Metallelektrode und bieten Zellen, die eine größere Energiemenge liefern als die heutigen Lithium-Ionen-Batterien. Metallelektroden haben jedoch ein Problem: Das Metall ist reaktiv, d. h. es reagiert leicht mit der Umgebung, und es ist schwierig, eine langlebige Zelle herzustellen.
Dendritenbildung zerstört Batterien
Metallbatterien sind einer der Schwerpunkte der Forschungsgruppe von Professor Aleksandar Matic an der Fakultät für Physik in Chalmers. Sie waren das erste Forschungsteam, das 3D-Röntgenstrahlen einsetzte, um zu beobachten, wie sich das Lithium in einer Lithium-Metall-Batterie während des Gebrauchs in Echtzeit verhält. Diese Experimente haben zu neuen Erkenntnissen über das entscheidende Problem geführt, das bei diesem Batterietyp auftritt – nämlich dass das Lithium beim Laden und Entladen „Dendriten“ oder ungleichmäßige Strukturen bildet, die im Laufe der Zeit die Stabilität und Funktion der Batterie beeinträchtigen.
Vermeidet Oberflächenschichten, die die Metallelektrode beschädigen
Auf diesen Erkenntnissen haben die Forscher weiter aufgebaut. Vor kurzem stellten sie ihre Forschungsergebnisse zu Metallbatterien im Journal of The Electrochemical Society vor und zeigten einen einfachen Weg, um die Bildung einer Oberflächenschicht auf der reaktiven Metallelektrode zu vermeiden, die die Lebensdauer der Batterie beeinträchtigt. Ihre Ergebnisse weisen auf künftige Strategien hin, um Metallbatterien sowohl stabiler als auch sicherer zu machen.
„Wir arbeiten in einer sehr inerten Umgebung, aber selbst dort findet das Metall etwas, mit dem es reagieren kann, und es bildet sich eine Oberflächenschicht, die das Verhalten des Metalls in der Batterie beeinflusst. Wir haben jedoch festgestellt, dass diese Reaktionen mit sehr einfachen Mitteln vermieden werden können: Anstatt mit den reaktiven Elektrodenmaterialien außerhalb der Batterie zu arbeiten, erzeugen wir unsere Elektrode innerhalb der Batterie durch ein Verfahren, das wir Galvanisieren nennen. Dadurch können wir vermeiden, dass das reaktive Metall mit der Umgebung reagiert, was ein Vorteil ist, da wir eine vorhersehbarere und stabilere Elektrode erhalten“, erklärt Josef Rizell, Doktorand am Fachbereich Physik in Chalmers, der zusammen mit Aleksandar Matic der Hauptautor der jüngsten Veröffentlichung ist.
Ziel der Forschung sei es, besser zu verstehen, was an der Metallelektrode passiert, wenn Batterie benutzt wird.
Wie die Elektrode in der Batterie hergestellt wird:
Metall kann elektrochemisch durch einen Prozess namens Galvanisierung hergestellt werden. Eine Spannung treibt Elektronen zu einer Elektrode, und durch die Reaktion der Elektronen mit Ionen aus dem Elektrolyten bildet sich Metall auf der Oberfläche der Elektrode. Wenn eine Metallbatterie wieder aufgeladen wird, geschieht dies durch genau diese Reaktion. Der gleiche Prozess kann auch verwendet werden, um eine Metallelektrode direkt in der Batteriezelle zu erzeugen. Durch die Herstellung der Metallelektrode innerhalb der Batterie hat das Metall keine Möglichkeit, mit Verunreinigungen außerhalb der Batterie zu reagieren, und verfügt über eine bessere und stabilere Oberflächenschicht.
e-engine meint: Es handelt sich um Grundlagenforschung – ein industrieller Einsatz wird deshalb noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. Die Forschungsergebnisse werden in dem Artikel Electrochemical Signatures of Potassium Plating and Stripping vorgestellt, der im Journal of The Electrochemical Society veröffentlicht und von Josef Rizell, Wojciech Chrobak, Nataliia Mozhzhukhina, Shizhao Xiong und Aleksandar Matic verfasst wurde. Alle Forscher sind an der Chalmers University of Technology, Schweden, tätig. Die Forschung wurde von Formas, Vinnova und dem Kompetenzzentrum BASE finanziert.
Fotos: Audi, VW, Transport & Environment, Chalmers University of Technology, Zeekr