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Test Audi RS 5 Coupé: PS-Schmankerl mit Ablaufdatum

Das Audi RS 5 Coupé auf einen Blick*

  • Letzter Zweitürer im Audi-Programm
  • Nicht mehr neu bestellbar
  • 2,9-Liter-V6-Biturbo und Quattro
  • 450 PS und 600 Nm Drehmoment
  • Hochwertiger Innenraum
  • Letzter Neupreis ab 89.000 Euro

*(Audi RS 5 Modellvarianten (WLTP), Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,0-9,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 226-211 g/km; CO2-Klasse: G)²

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Der Audi RS 5 macht überall eine gute Figur

Der April macht bekanntlich was er will und so ergab sich die Gelegenheit, das tangorote Audi RS 5 Coupé noch einmal vor der weißen Pracht abzulichten. Es ist sodann der letzte Frühling, den der Zweitürer erlebt. Im Konfigurator ist er bereits nur noch als Schaubild hinterlegt, die Nachfolgegeneration ab 2025 wird es in dieser Karosserieform nicht mehr geben. Den A5 übrigens generell auch nicht mehr als Cabriolet. Damit hat Audi nun endgültig seine Sportwagen und Grand Tourer überlebt. Auch das RS 5 Coupé gesellt sich damit auf das Abstellgleis der Automobilgeschichte zu TT und R8. Nachfolger? Derzeit nicht in Sicht.

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Ist dieser Abgesang nun ein großer Verlust für die Automobilwelt? Von Designwegen auf jeden Fall. Da war das A5 Coupé seit seiner ersten Generation ab 2007 schon ein großer Wurf und ist es bis zuletzt geblieben. Auch wenn ich nicht viel übrig habe für allerhand Marketing-Gewäsch, aber die „dreidimensionale Schulterlinie (über den hinteren Kotflügeln) in Form einer Welle“ des RS 5 Coupé ist schon ziemlich sexy geraten und kann den Audi-Kenner durchaus an einen Ur-quattro erinnern. Kurzum: Das Auto ist zeitlos schön, steht stabil da und macht vor dem mondänen Casino eine genauso gute Figur wie auf dem lokalen Supermarkt-Parkplatz.

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Große Menschen könnten die hohe Sitzposition monieren

Dabei ist die einkaufsfreundliche Alltagstauglichkeit des 4,72 Meter langen RS 5 nicht nur angedichtet – in den Kofferraum passen immerhin bis zu 410 Liter Gepäck, ein paar Getränkekästen oder allerhand Discountertüten. Letztere können zur Not auch auf der Rückbank deponiert werden, denn sonderliche Freude zum Sitzen bereitet diese ohnehin nicht. Das gilt leider auch für die Vordersitze. Zumindest, wenn man über 1,90 Meter groß ist. Zwar ist das Sportgestühl ganz anständig ausgeformt und bietet guten Seitenhalt, aber man sitzt eben wie auf einem Thron und blickt als Großgewachsener ein Stück weit in die Sonnenblende hinein. Eine deutlich tiefere Sitzposition wäre daher wünschenswert gewesen.

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Vielleicht ja dann im Nachfolger, den es nur noch als viertürigen Sportback und erstmals auch als RS 5 Avant geben wird. Da ist es wieder, das Spiel von Audi mit den Zahlen und Bezeichnungen. Gerade Nummern (A4) für Stromer, ungerade Ziffern (A5) für Verbrenner und Hybride. Eine tolle Zukunft hat man sich da zusammengereimt. Das jedoch soll die Qualität der Fahrzeuge nicht schmälern, und beileibe, das aktuelle Audi RS 5 Coupé ist bis zuletzt eine wahre Fahrmaschine geblieben. Altgedient befeuert durch einen wohlklingenden 2,9-Liter-V6 mit Biturboaufladung, 450 PS und 600 Nm stark und bis zu 290 km/h schnell (Testverbrauch: 13,5 l/100 km). Glaubhaft erscheint zudem die Werksangabe, die einen Standardsprint von null auf 100 km/h in 3,8 Sekunden ausweist.

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Nicht nur auf der Geraden schnell

Doch liefert der Sport-Audi nicht nur auf der Geraden ab, auch in Kurven kann sich der Allradler sehen lassen. Die Zeiten der ausnahmslos frontlastigen Audis sind zum Glück schon länger vorbei und so versteht der RS 5 dank heckbetontem Quattroantrieb und zusätzlichem Sportdifferenzial (enthalten im „RS competition Paket plus“) sogar, was Übersteuern bedeutet. Bis die Haftungsgrenze allerdings erreicht ist, muss man es mit dem 1,8 Tonner schon wild treiben. Insbesondere wenn die aufgezogenen Pirelli Corsa P Zero auf Temperatur sind, krallt sich dieser Audi in Kurven, dass es nur so eine Wonne ist. Dank des doppelt aufgeladenen Sechszylinders, der in Zusammenarbeit mit Porsche entwickelt wurde, mangelt es am Kurvenende auch nicht an ausreichend Druck. Das Siebengang-S-tronic-Getriebe serviert die Fahrstufen überwiegend passend – der Rest lässt sich über die manuelle Gasse regeln.

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Die (Dynamik-)Lenkung fällt zwar Audi-typisch in allen Fahrmodi etwas leichtgängig aus, ist aber dennoch erfreulich präzise und kommunikativ. Enthalten im RS competition Paket plus, das mit der benötigten Lederausstattung zuletzt 12.975 Euro gekostet hat, ist zudem das sogenannte RS-Sportfahrwerk. Mit dem beigelegten Werkzeug lässt es sich in Härte und Höhe verstellen, wobei das Fahrzeug maximal um 10 Millimeter dem Asphalt näher gebracht werden kann. Im Idealfall hat man für diese Spielereien eine Hebebühne zur Hand, oder man greift direkt zu einem Fahrzeug mit dem sportlich-komfortablen Dynamic Ride Control Fahrwerk (DRC), das es preisneutral zu bestellen gab. Das RS Sportfahrwerk richtet sich nämlich klar an die Menschen, die ihr Audi RS 5 Coupé regelmäßig auf geschlossene Rundkurse entführen wollen – mit den erwartbaren Abstrichen beim Federungskomfort.

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Hochwertiger Innenraum, einfache Bedienung

Sehen wir einmal von der zu hohen Sitzposition ab, lässt es sich im und über den Innenraum kaum meckern. Da empfängt einen ein solide gemachtes Cockpit mit wertigen Materialien, feinen Details und einer übersichtlichen Instrumentierung. Maximale Displaylandschaften haben andere, der Beifahrer schaut auch noch auf echtes Carbon statt auf Pixel und die Klimaanlage lässt sich spielend leicht mit eigenen Steuerelementen bedienen. Einen EU-Tempowarner kannte unser Testwagen nicht, der Spurhalteassistent, einmal deaktiviert, blieb auch über den Fahrzeugneustart hinaus abgeschaltet. Gute alte Zeit.

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Fazit

Erneut ein Abschiedsgruß, erneut ein faszinierendes Automobil weniger, das aus deutschen Werkstoren rollt. Das Audi RS 5 Coupé wird ohne direkten Nachfolger eingestellt – es bleiben zur nächsten Generation der viertürige Sportback und ein umetikettierter RS 4/RS 5 Avant übrig. Diese Tatsache ändert jedoch nichts an den souveränen Fahrqualitäten des RS 5 Coupé, das sich als Kurvenräuber genauso eignet wie für den Langstreckensprint. Vorausgesetzt, man ist nicht zu groß für die hoch montierten Sitze. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

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