Die Masse macht es im Autobau. Große Stückzahlen bedeuten hohe Skalierungseffekte und sinkende Kosten. Doch diese Stückzahlen sind nur mit günstigen Autos zu erreichen. Und hier greift der chinesische Hersteller BYD an: In China wird der Seagull in der Glory Edition zu einem Listenpreis von nur 70.000 Yuan angeboten, das sind etwa 9000 Euro. Zusätzlich gibt es noch Rabatte. Mit einer Länge von 3,78 Metern und einem Radstand von 2,5 Metern bietet der Wagen klassische Kleinwagen-Dimensionen – so wie ein Opel Corsa. Zum Kampfpreis gibt es 75 PS und eine Batterie mit 30 Kilowattstunden, das soll für 305 Kilometer reichen.
Preiswerte Akku-Technik
Das US-Unternehmen Caresoft zerlegte und analysierte ein Seagull Modell. Kurz: Wer an China-Ramsch dachte, lag falsch. Die Untersuchung zeigte, dass das Fahrzeug effizient und simpel entworfen, konstruiert und ausgeführt ist, dabei aber von unerwarteter Qualität und erwarteter Zuverlässigkeit. “Was sie gemacht haben, ist sehr gut gemacht“, so das Caresoft. “Es wurde effizient erledigt.”
Nicht teurer als ein Kleinwagen-Verbrenner
Die Preise der China-Autos fallen – und mit 9000 Euro dürfte noch nicht das Ende erreicht werden. In Asien selbst sind auch Leichtfahrzeuge unterhalb der PKW-Klasse beliebt. Modelle wie der Wuling Hongguang Mini EV sind noch deutlich billiger. Nach EU-Europa wird der Seagull nicht kommen, allerdings wird er nach Südafrika geliefert, Brasilien und Mexiko sollen folgen. Mit solchen Modellen wird BYD seine Position als weltweit größter Hersteller von EV-Fahrzeugen weiter ausbauen.
Autobauer wie VW, deren Modelle erst jenseits der 30.000 Euro warmlaufen, können nicht mithalten. Vom Preisniveau starten sie in einem Segment, dass man früher eine bessere Mittelklasse genannt hat. Fahrzeuge, die sich die Masse der Kunden, auch in Europa, nicht leisten können. Der Seagull ist ein Kleinwagen für die Stadt oder zumindest für überschaubare Strecken. So wie es früher die Verbrenner-Kleinwagen mit Einstiegsmotor auch waren. Für viele reicht das. Hinzu kommen in China die sensationell niedrigen Strompreise für Privatkunden, die das E-Fahren ohnehin verlockend machen.
Für umgerechnet 9000 Euro gibt es nichts auzusetzen. © BYD
Weltmarkt wird überflutet
Zum Aufstieg von BYD und von anderen chinesischen Autoherstellern sagte Teslas CEO Elon Musk im Januar, dass chinesische Autohersteller ihre Konkurrenten “zerstören” werden, wenn sie nicht Handelsbarrieren aufhalten. Der Seagull in der Spar-Edition ist ein deutliches Warnsignal. Das Modell zeigt zu welchem Preis BYD produzieren und mit Gewinn verkaufen kann. Dieser Kostenvorteil existiert auch bei teuren und aufwändigen Modellen. Ähnlich wie in der Solar- und Stromspeichertechnik ist zu erwarten, dass die chinesischen Hersteller die Weltmärkte mit Elektrofahrzeugen fluten werden. Der Westen kann versuchen, die Heimatmärkte abzuschirmen. Was aber nichts anderes bedeutet, als dass die eigenen Bürger überteuerte Preise zahlen müssen. Der Weltmarkt kann von den USA und der EU ohnehin nicht reguliert werden.
