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Große Kiste, großer Akku, große Reichweite: Wo ist der Haken beim BYD Seal U?

Der BYD Seal U ist nach dem Han, Tang, Atto 3 und der Limousine Seal das fünfte Auto der Akkuprofis aus China, das hierzulande auf den Straßen rollt. Er dürfte ein unmittelbarer Konkurrent zum Tesla Model Y oder VW ID.5 sein. EFAHRER.com testet die teurere Design-Ausstattungslinie mit großer 87-kWh-Batterie, Head-Up-Display, Infinity-Soundsystem und zwei kabellose Aufladeflächen für Handys – Kostenpunkt knapp 45.000 Euro.

Bis Ende März 2024 gibt BYD auf jede Bestellung 3.000 Euro Rabatt. Zwei Wochen fahren wir das chinesische Elektro-SUV und verraten, ob es eine echte Alternative zu der Konkurrenz aus dem Hause VW oder Tesla ist. Das Video oben zeigt vier Dinge, die der Seal U richtig gut kann – und vier Fakten, die gegen das Auto sprechen.

Unser Fazit: Feinheiten fehlen, um es mit der Konkurrenz aufzunehmen

Der Seal U ist ein üppiges Elektro-SUV mit viel Platz, hoher Zuglast und einer Menge Ausstattungsdetails zum fairen Budget. Sein wohl größter Pluspunkt ist seine dicke Reichweite – 500 Kilometer können da schon drin sein. Die Ladezeiten halten sich mit 30 Minuten trotz großer Batterie im Rahmen.

Allerdings fehlt uns beim Seal U die Freude beim Fahren aufgrund seiner langweiligen Fahrweise. Auch schmälern die fehlenden Features wie Ladeplanung oder Tempolimitübernahme unsere Begeisterung.

Gleiches gilt für das hakelige Infotainmentsystem und den enttäuschenden Abstandstempomaten. Hier hoffen wir, dass BYD das Auto nicht nur für eine gute Euro-NCAP-Wertung einfach vollgepackt hat, sondern die Qualitäts-Lücken per Software-Update bald schließt.  Dann wäre der Seal U ein preiswertes SUV, das echte Chancen gegen die Konkurrenz von VW, Skoda, smart & Co. hätte.

Für wen ist der BYD Seal U?

Das üppige E-SUV spricht alle an, die es eine Nummer größer wünschen, weniger als 50.000 Euro investieren wollen und einen großen Akku brauchen. Zwar wirkt der BYD Seal U ausgereifter als manch anderes China-Auto, aber ein bisschen Pioniergeist und Toleranz sollten Sie haben, wenn Sie sich für den Seal U entscheiden. Das gilt vorrangig für das gewöhnungsbedürftige Infotainmentsystem und die unzuverlässigen Assistenzsysteme. Zudem eignet sich der Frontantriebler mit seinen überschaubaren 218 PS eher für die gemütliche FahrerInnen-Fraktion.

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BYD Seal U Design Testwerte und Daten: Preis, Reichweite, Höchstgeschwindigkeit, Akku, Lieferzeiten, Ladeleistung

Preis 44.990 Euro
Länge/Breite/Höhe  4,79 x 1,89 x 1,67 Meter
kW bzw. PS 160 kW / 218 PS 
Drehmoment 30 Nm 
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Von 0 auf 100 km/h in 9,6 Sekunden
Reichweite WLTP 00 km
Gemessene Test-Reichweite 537 km Stadt, 456 km Landstraße, 342 km Autobahn (130 km/h)
Gemessener Lade-Hub 91,25 kWh
Akkutyp LFP (Lithium-Eisenphosphat)
Ladeleistung bis 136 kW DC, bis 11 kW AC
Ladezeiten AC 11 kW 9,3 h
Ladezeiten DC 10 bis 80% 30 Minuten
Fahrmodi  4
Maximal Anhängelast 1300 kg (gebremst)
Anzahl Sitze 5
Kofferraum und Frunk 552 bis 1.440 Liter (bei umgeklappten Rücksitzen), kein Frunk
Antrieb Front
Enthaltene Extras 360-Grad-Kamera, Panorama-Schiebedach,Head-Up, Spurhalteassistent uvm.
Lieferzeiten 8 Wochen (Stand Ende März 2024)

große kiste, großer akku, große reichweite: wo ist der haken beim byd seal u?

EFAHRER.com

BYD Seal U Comfort Reichweite: Zwischen 230 und 322 Kilometer 

Der nominell 91-kWh-große Akku reicht nach WLTP-Messnorm 500 Kilometer weit. Im Stadtverkehr im Eco-Modus lässt unser Verbrauch bei recht milden Temperaturen von etwa zehn Grad sogar 537 Kilometer zu. Bei Autobahn-Richtgeschwindigkeit 130 km/h bleiben erkleckliche 342 Kilometer übrig, über Land schafft der Akku sehr ordentliche 456 Kilometer, sodass Sie bei Mischkalkulation bei 445 Kilometern Reichweite landen.

Wer diese üppigen Reichweiten nicht braucht, dem raten wir, die 3.000 Euro günstigere Comfort-Version des BYD Seal U mit 71 kWh anzusehen. Auf ein paar Extra-Features wie etwa ein Head-Up-Display müssen Sie dann aber verzichten, nicht aber auf die Wärmepumpe, die serienmäßig in beiden Versionen enthalten ist.

Der Verbrauch unserer Comfort-Version liegt in der Stadt bei 17, auf der Autobahn bei 26,66 kWh, über Land bei 20 kWh. Das sind alles recht gute Werte, die auf Niveau eines Tesla Model 3 Performance oder Cupra Born liegen. Bei den Verbrauchsfahrten herrschte trockenes Wetter um die 8 bis 11 Grad.

BYD Seal U Ladeleistung: In einer halben Stunde auf 80 Prozent

Die Ladeleistung des üppigen SUVs kletterte am Schnelllader auf maximal 136 kW – das ist eine ordentliche Leistung, allerdings hielt sie nur bis 64 Prozent Füllstand, fiel dann auf 83 kW ab. Ab 90 Prozent Akkukapazität waren es dann noch 46,5 kW.

Eine Akkuladung von 10 auf 80 Prozent dauert damit knapp 30 Minuten. Das ist ein recht flotter Wert angesichts der großen Batterie. Apropos Laden: Der BYD Seal U versteht sich auf Vehicle to Load (V2L), sodass Sie etwa Ihren E-Bike-Akku mit passendem Adapter am Auto laden können.

BYD Seal U Fahrkomfort: Fahren wie in einer kaiserlichen Sänfte

In dem Seal U sitzt es sich wunderbar bequem: Vorne wie hinten gibt es viel Platz für die Beine, das Raumgefühl ist astrein. Besonders auffällig ist die klasse Dämmung: von außen dringen kaum Geräusche ins Wageninnere. Wer jedoch ein spritziges SUV mit Hinterradantrieb und direkter Lenkung wünscht – der soll ja die Finger vom Seal U lassen. Dem 218 PS starkem SUV fehlt die Dynamik und Sportlichkeit. Da reißt es auch der Sportmodus nicht mehr heraus, der – wie auch die drei anderen Modi – nur wenig spürbare Veränderung mitbringt. Und tritt man etwas forscher aufs Strompedal, hat die Traktionskontrolle schnell ihre liebe Mühe mit dem Frontantrieb. Kurzum: Gemütliche FahrerInnen und Langstecken-Schrubber werden den BYD Seal U lieben.

Für die einen ist sie angenehm unauffällig, für die anderen viel zu indirekt: Die Rede ist von der Lenkung, die wie gewohnt bei Autos aus China selbst im Sportmodus alles andere als straff ausfällt. Da das Auto an sich schon kein forscher Asphaltfreund ist, halten wir aber die teigige Lenkung als verschmerzbar, wenn nicht sogar passend. Echte Kritik gibt es für die Spurhalteassistenten, besonders wenn der ACC-Tempomat aktiviert ist: Er greift zu harsch ein, sodass man ihn schnell ausschalten will. Ähnliches erlebten wir beispielsweise beim BYD Atto 3, aber auch mit dem MG4 Standard.

BYD Seal U: Innenraum, Platzangebot, Anhängelast

Daumen nach oben für den üppigen Innenraum, die gute Verarbeitung und ein mehr als ausreichendes Platzangebot. Das Raumgefühl wird zudem noch dank eines Panoramadaches bestärkt, das sich sogar öffnen lässt. In puncto Kofferraumvolumen bringt es das SUV auf 552 Liter, was fast identisch zum Hyundai Ioniq 5 oder VW ID.5 Pro ist. Ergo: Für eine vierköpfige Familie dürfte der BYD Seal U mehr als ausreichend sein – auch im Urlaub. Einen Frunk etwa für das Kabel-Gedöns gibt es nicht. Schade, denn die Limousine, der BYD Seal, bietet dieses praktische Gimmick.

Als Zugpferd kann der Seal U durchaus herhalten, schließlich zieht er bis zu 1,3 Tonnen – das schafft normalerweise nur die Konkurrenz ab 70.000 Euro aufwärts. Eine Anhängerkupplung müssen Sie allerdings selbst nachrüsten lassen.

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BYD Seal U Assistenzsysteme und Infotainmentsystem: Zicken und Lücken

Im BYD Seal U gibt es die üblichen Assistenten moderner Autos, etwa einen Spurhalte-, Notbrems- oder Fernlichtassistenten. Doch immer wieder merkt man, dass das nicht die Stärke von BYD ist. Bestes Beispiel ist der Adaptive Cruise Control (kurz ACC), also der Tempomat mit Abstandshalter. Er macht zwar seinen Dienst recht solide, kann jedoch nicht das Tempo an das jeweilige Verkehrslimit anpassen. Hier müssen Sie also die erlaubte Geschwindigkeit händisch einstellen.

Aber das ist auch gut so, denn die aktuellen Tempolimits, die der Seal U im Display dem Fahrer weis machen möchte, sind häufig grob unzuverlässig: mitten in der Stadt schlägt uns das Auto 120 km/h vor, auf der Autobahn hingegen will er uns überzeugen, dass man nur 60 km/h fahren darf. Hier sind wohl teils völlig falsche Daten hinterlegt.

Ein echter Malus: Die Navigation bietet keine echte Ladeplanung an. Hier müssen Sie also auf Google Maps und Apps wie „A better Route Planner“ ausweichen und Ihr Handy via kabelgebundenem Android Auto und Apple CarPlay auf dem Display widerspiegeln.

Apropos Display: Dass dieser sich von Quer- auf Hochformat per Knopfdruck drehen lässt, halten wir eher als Spielerei, schließlich hat man schnell seine bevorzugte Einstellung heraus und ändert diese wohl kaum noch später im Alltag. Gut gefiel uns hingegen die Funktion, den Bildschirm zu teilen, sodass FahrerIn und BeifahrerIn getrennt ihn bedienen kann.

Dass „Assistenz der Lenkung“ der Lenkassistent bedeutet – das kann man sich noch erschließen. Aber bei „Intensität der Energierückmeldung“ oder bei „Modus der Bereichsanzeige“ dürften die meisten NutzerInnen verloren sein – ein ganz typisches Problem bei Autos aus dem Reich der Mitte, das uns wundern lässt, warum die Chinesen nicht in einen Muttersprachler investieren, der das Menü entsprechend anpasst.

Unbegreiflich für so ein großes SUV mit dicker Batterie: Eine Funktion, um den Akku fürs Schnellladen vorkonditionieren, sucht man vergebens.

BYD Seal U: Preise und Lieferzeiten

Bei den Preisen herrscht Übersichtlichkeit: Entweder Sie entscheiden sich für die Comfort-Variante mit 72-kWh-Akku für 41.990 Euro. Oder Sie wollen doch mehr Reichweite und entscheiden sich für die 87-kWh-Batterie in der Design-Version für 44.990 Euro. Dazu gibt es dann noch ein Head-up-Display, ein Infinity-Soundsystem mit zehn Lautsprechern und kabellose Aufladeflächen für zwei Smartphones.

Andere Konfigurationen oder Pakete gibt es nicht. Wer den Seal U abseits der fünf Farben lieber in Emperor Red möchte, zahlt 1.000 Euro Aufpreis.

Zum Testzeitpunkt Ende März 2024 betrug die Lieferzeit für den Seal U laut BYD acht Wochen nach Bestellung. Leasingangebote waren zu dem Zeitpunkt bislang nicht verfügbar.

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