Der Autofrachter “BYD Explorer No.1” liegt mit 3000 Neuwagen an Bord in Bremerhaven im Auto-Terminal der BLG (Aufnahme mit einer Drohne). Lars Penning/dpa
3000 Autos rollten am Montag in Bremerhaven von Bord der „BYD Explorer 1“. Das Schiff wurde vom chinesischen Elektroautobauer BYD##chartIcon gekauft, um seine Wagen nach Europa zu bringen. Zuvor hatte der Frachter in den Niederlanden bereits rund 1500 Autos abgeladen. Die Lieferung ist eine Ansage. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland gerade einmal 4000 Autos des chinesischen Marktführers zugelassen. Doch er rechnet mit einem rasant steigenden Absatz. Sieben weitere Schiffe für den Transport der Fahrzeuge über den Indischen Ozean nach Mitteleuropa befinden sich derzeit im Bau.
Damit will BYD seine Erfolgsgeschichte fortschreiben. Den Konzern, dessen Akronym für „Build Your Dreams“ (auf Deutsch: „Baue deine Träume“) steht, gibt es erst seit 1995. Zunächst baute die Firma Batterien, die sie dank Lohndumpings günstiger anbieten konnte als die führende japanische Konkurrenz. Vor ungefähr zehn Jahren setzte sich BYD mit diesem Modell an die Spitze des Akku-Marktes. Heute sind sie hinter LG (Südkorea) und CATL (China) auf Platz 3 abgerutscht, beliefern aber immer noch wichtige Kunden wie Huawei, Nokia, Samsung##chartIcon und Sony##chartIcon mit Smartphone-Akkus.
BYD bisher kaum auf deutschem Markt vertreten
In Europa spielen chinesische Autos noch keine große Rolle. Laut Kraftfahrtbundesamt wurden im vergangenen Jahr 4139 BYD-Autos neu in Deutschland zugelassen. Bei insgesamt 2,8 Millionen neuen Autos ergibt das einen Marktanteil von gerade einmal 0,1 Prozent. Selbst an den 524.200 Elektroautos, die in Deutschland 2023 neu zugelassen wurden, liegt der Anteil nur bei 0,8 Prozent.
Doch das könnte sich schnell ändern, nicht zuletzt deshalb, weil BYD den Bremerhavener Hafen mit Autos flutet. Schon auf der letztjährigen IAA in München beeindruckte der chinesische Hersteller mit einem riesigen Stand. Eine PR-Kampagne soll hauptsächlich das Image des preisgünstigen Autos aus China verbessern. Konsequenterweise liefert BYD derzeit nicht nur seine Einstiegsmodelle, sondern auch die Oberklasse-Varianten nach Deutschland. Während der Fußball-Europameisterschaft im Sommer wird BYD offizieller Werbepartner sein.
Deutsche Autobauer von Chinesen bedroht
In den USA muss BYD einen Einfuhrzoll von 27,5 Prozent auf ihre Autos zahlen. In der EU und damit auch in Deutschland liegt der Aufpreis bisher bei 10 Prozent. Die EU-Kommission überlegt, ihn auf 20 Prozent anzuheben. Dafür müssten jedoch Nachweise dafür gefunden werden, dass die chinesische Regierung Unternehmen wie BYD übermäßig subventioniert. Wenn die Produkte und PR aus dem fernen Osten einfach nur besser sind als die deutsche Konkurrenz, würde die EU keine höheren Handelsschranken aufbauen. BYD sieht der Untersuchung gelassen entgegen. „Sobald die Daten mitgeteilt werden, werden sie erkennen, dass es nichts zu beanstanden gibt“, sagte die BYD-Managerin Stella Li kürzlich gegenüber Bloomberg. Als börsennotiertes Unternehmen kann BYD sowieso nicht so viel verschleiern wie etwa private Konzerne.
Strafzölle, nur um BYD auszubremsen, wird es kaum geben, denn dann würde wohl China deutsche Autobauer mit ähnlichen Abgaben belegen – und ihnen damit einen ihrer wichtigsten Absatzmärkte zerstören. Auch in Bremerhaven hoffen sie nicht auf einen solchen Handelsstreit. Die Frachter aus China werden für den dortigen Hafen eine wichtige Einnahmequelle sein. Die 3000 Autos, die am Montag angekommen sind, sollen im kommenden Jahr von 1,1 Millionen weiteren Schiffen gefolgt werden.
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