Jeep

Jeep Grand Cherokee

Praxistest: Jeep Grand Cherokee 4xe Zwischen den Welten

Ein Vierzylinder in einem imposanten Luxus-Geländewagen wie dem Jeep Grand Cherokee – das ist für viele Fans erst einmal ein Schock. Auch Marken wie Mercedes, BMW, Volvo oder Range Rover haben das hybride Zylinderquadrat versucht – einige sind jedoch geläutert zurückgerudert zu Sechs- oder Achtzylindern, weil neben der Antriebsleistung auch das Image in dieser Liga eine wichtige Rolle spielt. Der aktuelle Jeep Grand Cherokee ist deutlich höher als seine Vorgänger positioniert, edler denn je und muss sich damit auch nicht mehr gegenüber der Konkurrenz von Audi, BMW, Mercedes, Cadillac oder Range Rover verstecken. Erstmals gibt es Ausstattungsdetails wie klimatisierte Massagesitze, Vier-Zonen-Klimaautomatik, 950-Watt-Audiosystem mit 19 Lautsprechern, zahllose Stromanschlüsse und ein Unterhaltungssystem für Fondpassagiere. Dabei unterscheiden sich die verschiedenen Ausstattungsvarianten stärker, als man es erwarten würde: Bei einigen wird echtes Holz auf dem Armaturenbrett und Türverkleidungen verwendet, bei anderen wird auf genau denselben Oberflächen Holzimitat verwandt, was bei einem Fahrzeug mit einem Einstiegspreis von 79.500 Euro kaum zu akzeptieren ist.

Zwischen den Welten

praxistest: jeep grand cherokee 4xe   zwischen den welten

© press-inform – das Pressebuero

Jeep Grand Cherokee 4xe PHEV

Layout und Inhalt des Armaturenbretts haben sich im Vergleich zum Vorgängermodell stark weiterentwickelt. So gibt es ein Dreigestirn aus 10,25-Zoll-Instrumententafel, zentralem 10,1-Zoll-Infotainment-Display und einen 10,25-Zoll-Bildschirm, auf dem der Beifahrer Filme oder andere Inhalte ansehen und über eine HDMI-Buchse tragbare Geräte anschließen kann. Zusätzlich bietet der Grand Cherokee ein 10-Zoll-Head-Up-Display – mehr Visualisierung geht an sich nicht. In der Mittelkonsole ist wenig Platz, da der Schalthebel durch ein Drehrad ersetzt wurde, neben dem sich die Taste für die Untersetzung sowie der Wahlschalter für den Fahrmodus (Felsen / Sand-Schlamm / Schnee / Auto / Sport) befinden, mit dem das Ansprechverhalten von Motor, Getriebe und Allradsystem verändert wird. Zudem lässt sich auch hier variabel in fünf Stufen die Bodenfreiheit einstellen. Alle Grand Cherokees mit Ausnahme der Einstiegsversion sind mit einer Luftfederung ausgestattet, die eine maximale Bodenfreiheit von 27,5 Zentimetern ermöglicht.

Das Platzangebot im Innenraum ist für bis zu fünf Erwachsene Insassen großzügig: 152 cm Schulterfreiheit vorne und 147 cm in der zweiten Reihe, was dem eines Mercedes GLE entspricht, sind mehr als in einem Lexus RX. Die Beinfreiheit im Fond beträgt 75 cm, etwas weniger als im Mercedes GLE oder im VW Touareg. Aber da die Kopffreiheit üppig dimensioniert ist, können sich Fondpassagiere mit langen Beinen in eine aufrechtere Position begeben. Im Fond gibt es direkte Belüftungsöffnungen mit Temperatur- und Strömungsregelung. Der Kofferraum hat ein Fassungsvermögen von 533 Litern, der sich durch Umlegen der Rücksitze deutlich vergrößern lässt.

Das Antriebssystem kombiniert etwas ungewöhnlich für einen derartigen Luxus-Koloss einen Zweiliter-Vierzylinder- Turbobenziner (200 kW / 272 PS) mit zwei Elektromotoren, von denen der stärkere mit 100 kW / 136 PS in das Achtgang- Automatikgetriebe integriert ist und ein zweiter Motor mit 33 kW / 45 PS, der Anlasser und Lichtmaschine ersetzt. An die Kurbelwelle des Benziners gekoppelt, dient er der Energierückgewinnung beim Bremsen sowie einem kleinen Schub beim Beschleunigen. Der Antriebsstrang mit seiner Höchstleistung von 380 PS und 637 Nm Drehmoment ist mit zwei Kupplungen und einem 17,3-kWh-Akkupaket ausgestattet. Im reinen Elektromodus kann der Grand Cherokee damit nicht einmal 50 Kilometer zurücklegen und eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h erreichen.

Auf der Autobahn wird schnell klar, dass 281 kW / 380 PS / 637 Nm für flotte Fahrleistungen locker ausreichen und der elektrische Schub ist gerade aus niedrigen Drehzahlen zu spüren. Doch wenn der Verbrenner einspringt, wird es bei Leistungsabfragen schnell laut und angestrengt, denn die vier Zylinder habe ihre Mühe, denn 2,5 Tonnen schweren Allradkoloss munter zu bewegen. Das können auch Doppelglas und Dämmmaterialien nicht überspielen. Bei konstanter Geschwindigkeit koppelt das Allradsystem die Vorderachse ab und der Grand Cherokee wird über die Hinterräder angetrieben, um die Effizienz zu verbessern. Ansonsten regelt sich die Kraftverteilung variabel nach dem entsprechenden Fahrmodus. Etwas überraschend ist der Plug-in-Hybrid ganz überwiegend im Verbrennermodus unterwegs, was sich auch in dem hohen Durchschnittsverbrauch von 12,7 Litern auf 100 Kilometern bemerkbar macht. Ein Grund ist das hohe Gewicht in Verbindung mit dem vergleichsweise kleinen Akkupaket. Mancher Wettbewerber ist rein elektrisch 100 Kilometer unterwegs.

Im normalen Fahrbetrieb ist der Grand Cherokee betont komfortabel unterwegs und drückt Unebenheiten gerade durch die variable Luftfederung locker weg. Die Lenkung ist betont leichtgängig und recht synthetisch – nicht ungewöhnlich für Fahrzeugklasse und Hauptmarkt USA. Im Sportmodus gefällt das Paket dagegen etwas besser. Im Gegensatz zu den meisten seiner Premium-Konkurrenten hat jeder Jeep Grand Cherokee noch immer Hardcore-Geländefahrten in seinen Genen. Wird das Gelände unwegsam, kann man sich beinahe blind auf niedrigen Gang, zwei Differentialsperren, einen abschaltbaren vorderen Stabilisator und einen Offroad-Tempomat verlassen. Nach dem Einlegen des niedrigen Gangs und der Wahl der Geschwindigkeit braucht man weder Gas- noch Bremspedal zu betätigen, die Geschwindigkeit wird beibehalten und kann über die Lenkradwippen von 1 bis 8 km/h eingestellt werden. Entkoppelbaren Stabilisator und Offroad-Tempomat bietet allerdings nur die besonders geländegängige Trailhawk-Version, die auch 75 Millimeter mehr Bodenfreiheit bietet, während die anderen Versionen auf 60 Millimeter begrenzt sind.

Der Trailhawk verfügt ebenso wie das Topmodell Summit Reserve über das fortschrittlichste der verfügbaren Getriebesysteme namens Quadra Drive II, das mit einem elektronisch gesteuerten Sperrdifferenzial an der Hinterachse ausgestattet ist, um die Traktionsunterschiede an den einzelnen Hinterrädern auszugleichen. Bei dem weniger ausgeklügelten System Quadra Trac II verzögern die Bremsen die Räder, die bei fehlender Traktion sonst durchdrehen würden. Gerade im Gelände helfen die Digitalkameras, um Bilder von dem zu projizieren, was sich unter, hinter oder um das Fahrzeug herum befindet. Die Tatsache, dass sich viele der Systeme selbst aktivieren und deaktivieren, macht dem Fahrer das Leben im Geländeeinsatz ganz nebenbei gerade für Teilzeit-Kletterer deutlich leichter.

TOP STORIES

Top List in the World