Lotus

Mittwoch Magazin: Nyland & der Lotus Eletre S. Mit dem E-Auto in Urlaub. Unverkaufter US-Elektroautobestand wächst. Flottengeschäft treibt Stromerabsatz in Deutschland.

Diesmal: Lotus Eletre im Reichweiten- und Ladetest von Bjørn Nyland. Immer mehr unverkaufte Stromer in USA. Flottengeschäft treibt E-Auto-Absatz (noch) – was kommt ab September? Immer mehr Menschen wollen mit dem Stromer in Urlaub, Hotels nicht vorbereitet.

Bjørn Nyland und der Lotus Eletre

Was für eine Karriere. Inzwischen scheint keine Neuvorstellung eines Autoherstellers mehr an dem hemdsärmeligen Norweger Bjørn Nyland vorbeizukommen. So auch Lotus. Der Eletre ist – und das muss man einfach erwähnen – alles, was der Lotus-Gründer Colin Chapman nie wollte. Ein SUV, das zudem mit gemessenen 2,72 Tonnen ein sehr schweres Auto geworden ist. Die Basis für das Sport-SUV ist übrigens Geelys SEA-Architektur, die schon im Smart, Zeekr und anderen Marken, wo die Chinesen beteiligt, sind zum Einsatz kommt. Geely hält derzeit 51% der Gesellschafteranteile. Natürlich heißt „Basis“, dass die Lotus-Ingenieure eine Menge Spezialentwicklungen in das Auto einfliessen liessen. So ist das Fahrwerk offenbar eine echte Offenbarung. Leise, wankfrei, dank ausgefuchster Elektronik und für sportlichen Einsatz wie geschaffen.

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Lotus Eletre: elegante Silhouette des 5,1 Meter-SUVs. 3 Monitore unterhalten Fahrer und Beifahrer und 1 elektrisch klappbarer Monitor die Fondpassagiere. Das Soundsystem ist von KEF, dem britischen Traditionshersteller für High-End Lautsprecherysteme.

Every-Day Test

Der Einsteigspreis der S-Version (es gibt auch eine R-Version) liegt bei 95.990 Euro, die Eckwerte des Elektroboliden – so muss man das schwere Auto einfach titulieren – beeindrucken im Vergleich aber nur bedingt. 612 PS bei 710 Nm Drehmoment, AWD, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h und eine Beschleunigung von 0-100 km/h in „endlosen“ 4,5 Sekunden. Das machen der Zeekr 001 oder der Smart #1 Brabus ein bißchen schneller jedoch kaum so elegant. Aber der Markenname Lotus verlangt schließlich nach einer anderen Preisgestaltung. Die (realistische) Reichweite gibt ev-database mit 510 Kilometern an. Was angesichts der riesigen Batterie mit 107 kWh nutzbarere Kapazität keine Offenbarung ist. Weniger wäre vermutlich ärgerlich gewesen.

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Bjørn Nylands Messungen attestieren dem Lotus Eletre eine, für Ausmasse und Gewicht, erstaunliche Effizienz. Der Instrumenten-„Cluster“ hinter dem Lenkrad.

Riesige Aussenabmessungen

Mit einer Länge von 5.103 mm und einer Breite von 2.000 mm (ohne Spiegel) ist der Lotus ein mächtiges SUV geworden, das infolge seiner coupéhaften Linienführung aber nur eine Höhe von 1.630 mm erreicht. Der Kofferraum fasst 611 Liter, mit umgeklappten Rücksitzen (es gibt eine viersitzige und fünfsitzige Version) werden es dann 1.532 Liter. Der Testwagen war mit 315er Reifen hinten und 275er Reifen vorne ausgerüstet – auf 22″Felgen. Das kostet natürlich Reichweite. Überhaupt: wer ein sparsames Auto erwartet, der wird enttäuscht. Was aber in dem Fall kaum relevant ist, denn wer 100.000 Euro für einen Stromer ausgeben kann, dem ist es „wurscht“, ob der dann 20, 25 oder 30 kWh auf 100 km verbraucht.

Wie ist denn nun der Verbrauch?

Für die Eckwerte eigentlich erstaunlich zivil. Bei einer Außentemperatur von 23°C verbrauchte der Eletre im Sanddünenmodus (90 km/h) 21,3 kWh und im schnelleren Sanddünenmodus (120 km/) 27,3 kWh. Das ist vor allem im Hinblick auf die riesigen Reifen recht effizient. Mehr als angemessen ist übrigens die Ladeleistung: Kurzzeitig waren beim Test über 300 kW auf der Uhr gestanden. Die Ladekurve bewegt sich ansonsten um die 230 kW und hat einen interessanten Einbruch auf 44 kW bei 61% um dann wieder auf 230 kW bei 62% anzusteigen. Selbst ab 80% sind immer noch um die 80 kW drin. Nicht zu schäbig.

e-engine meint: Das Design ist toll, die Gimmicks innen (einfach Bjørns Bericht zu Gemüte führen) durchaus außergewöhnlich. Mit an Bord sind HUD, KEF-Lautsprecher und Musikanlage mit Dolby Atmos und Co. Witzig ist das kleine Display für die Beifahrer. Nicht so witzig sind die Kamera-Aussenspiegel, die einfach den normalen Spiegeln unterlegen sind. Aber gut. Die Innenausstattung entspricht dem Kaufpreis. Also alles nicht verkehrt und logischerweise nicht für Jedermann oder -frau. Betrachtet man nun noch die vielen Ausprägungen von Geelys SEA-Architektur muss man einräumen, dass den Chinesen da tatsächlich ein guter Wurf gelungen ist, der weit in die Zukunft wirken kann.

Bjørn Nyland: Lotus Eletre S Reichweiten- und Ladetest

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Laut Recherchen von Cox Automotive bildet sich eine zunehmende Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage von Elektroautos in den USA. Zwar steigt das Interesse, die Zurückhaltung gründet aber auf Preis- und Ladeprobleme.

USA: Unverkaufter Elektroauto-Bestand wächst

Die Elektromobilität wächst – zuletzt auch in den USA. Die OEMs haben darauf reagiert und die Produktion hochgefahren. Und doch droht Ungemach, denn laut Recherchen von AXIOS, einer Tochter von Cox Enterprises, wächst der unverkaufte Bestand von Elektroautos derzeit überproportional.

Das ist die gute Nachricht

Stromer-Verkäufe machen derzeit etwa 6,5% des US Automarkts aus und werden die Millionen-Marke dieses Jahr überschreiten. Nach Umfragen von Cox tragen sich inzwischen 51% der Käufer mit dem Gedanken ein neues oder gebrauchtes Elektroauto zu kaufen – 2021 waren es noch 38% gewesen. Teslas schnelle Expansion sowie neue Stromer von anderen Marken treiben das Interesse zusätzlich.

Und nun die schlechte Nachricht

Die Verkaufszahlen liegen das erste Mal unter den Angebotszahlen. Derzeit scheinen mehr als 92.000 Fahrzeuge auf Halde zustehen, das entspricht einem Vorrat von 92 Tagen bzw. 3 Monaten. Mithin das Doppelte des Branchendurchschnitts. Dabei ist Tesla als Direktanbieter gar nicht berücksichtigt. Beispiele sind unter anderem Genesis – in den letzten 30 Tagen verkaufte die koreanische Luxusmarke gerade mal 18 ihrer 82.000 US-Dollar teuren G80-Limousinen bei einem Vorrat von 210 Einheiten. Auch der Audi Q4 e-tron und Q8 e-tron sowie der Hummer EV laufen nur mäßig. Der Bestand reicht für mehr als 100 Tage. Den Fahrzeugen ist gemeinsam, dass auf sie die Steuergutschriften nicht anwendbar sind.

Importmodelle wie der Kia EV6, Hyundai IONIQ 5 und Nissan Ariya stapeln sich ebenfalls, weil sie für die Steuergutschriften nicht Frage kommen. Und schließlich schadet die aggressive Preisstrategie Teslas Fahrzeugen wie dem Ford Mustang Mach-E, der einen Vorrat von 117 Tagen angesammelt hat. Ford glaubt jedoch, dass der Absatz im dritten Quartal anziehen werde, weshalb man die Produktion hochgefahren habe.

e-engine meint: ist eine solche Entwicklung auch in Europa, speziell Deutschland zu erwarten? Schwer zu sagen, denn die OEMs kämpfen mit den Deckungsbeiträgen, die bei Stromern äußerst straff sind (wenn überhaupt vorhanden). Da sind bei einem zu erwartenden Überangebot kaum Preisnachlässe drin. Derzeit jedoch ist von einer Abkühlung des Kaufinteresses nicht zu spüren und der Markt scheint zu funktionieren. Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise – AXIOS fragt sich indes, wann die Stromer-Käufer endlich mehr werden. Ab September könnte sich aber in der Tat das Blatt wenden, siehe dazu die nachfolgenden Dataforce-Zahlen.

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Entwicklung des deutschen Pkw-Markts nach Marktsegmenten (Neuzulassungen). Quelle: Dataforce

Apropos Markt: in Deutschland treiben Vermieter- und Flottenzulassungen den Absatz

In Schweden ist der Privat-Absatzmarkt weiterhin absolut tot – so teilte unlängst Mobility Sweden mit. Die Elektroautoverkäufe sind faktisch nur durch Vermieter- und Flottenzulassungen getrieben. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Deutschland. Zwar wuchsen die Elektroautozulassungen im Juni 2023 vehement mit rund 64% im Vergleich zum Vorjahr, die Privatverkäufe blieben weiterhin verhalten. So wuchs der Vermietermarkt laut Untersuchungen von Dataforce um satte +356 Prozent, gefolgt vom Flottenmarkt mit +102 Prozent. Dieser Trend wird sich, so die Marktforscher, auch im Juli und August fortsetzen, da der Umweltbonus im September für gewerbliche Läufer auslaufen werde.

Kommt nun das dicke Ende ab September?

Möglicherweise wird der Elektroautomarkt dann einen Rückschlag zu verkraften haben, denn im Privatmarkt wuchs der Absatz von Stromern nur um +17% im Vergleich zum Vorjahr. Weiterhin sind Benziner mit einem Wachstum von +50% dort weit mehr begehrt, während der Dieselmarkt nur unterdurchschnittliche +12% verbuchen konnte.

Mit dem Elektroauto in Urlaub?

Monta, die All-in-One-Plattform für das Laden von Elektroautos sowohl für den B2B also auch B2C-Bereich hat zusammen mit YouGov eine Umfrage zum Thema Elektromobilität, Urlaub und „e-freundlichste Regionen“ abgehalten. Dabei kristallisierte sich erwartungsgemäß heraus, dass der Ausflug mit dem eigenen Pkw sowohl im In- als auch Ausland weiter hoch im Kurs steht. Inzwischen wollen aber 6 von 10 Deutschen (61%) im Inland elektrisch reisen, und 53% außerhalb Deutschlands ein Elektro- oder Hybridauto mieten. Da ist Deutschland tatsächlich Vorreiter, denn in Frankreich wollen nur 53 und im Vereinigten Königreich nur 54 Prozent elektrisch in Urlaub fahren.

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In der von Monta in Auftrag gegebenen YouGov-Umfrage gaben 61% unserer Befragten an, dass sie entweder ein Elektro- oder ein Plug-in Hybridfahrzeug mieten würden, wenn sie in Deutschland unterwegs sind. Nur 26% würden ein Auto mit Verbrennungsmotor mieten, während 16% überhaupt kein Auto mieten würden. (Mehrfachantworten möglich)

Hotels mit E-Ladestation sind der Knackpunkt

Wer mit einem Elektroauto in den Urlaub fährt, muss sich im Vorfeld über Lademöglichkeiten unterwegs, vor allem aber am Aufenthaltsort informieren. Genügend davon scheint es in Deutschland nicht zu geben, wie die Analyse außerdem zeigt: Landesweit besitzen nur rund sieben Prozent der Ferienunterkünfte eine Ladeinfrastruktur für Gäste. Doch 40 Prozent der Deutschen würden sehr oder eher wahrscheinlich eine Unterkunft mit Ladeoption bevorzugen. Max Scherer, COO von Monta erklärt: „Auf Deutschlands Straßen sind erstmals über eine Million E-Pkws unterwegs und nach Pandemie und Teuerung liegen günstigere, inländische Kurztrips mit dem Auto im Trend.“ Für den Tourismus bedeute das eine steigende Nachfrage, die es in zukünftig zu bewältigen gelte.

Interaktives Tool

Um Anreise und Aufenthalt zu erleichtern, können Stromer-Piloten nun in einer interaktiven Landkarte einsehen, welche Regionen Deutschlands die besten – und schlechtesten – Reiseziele für einen Trip mit dem Elektroauto sind.

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Laut Monta-Untersuchung scheint derzeit Niedersachsen das EV-freundlichste Bundesland für Urlauber zu sein.

Welches Bundesland am elektro-freundlichsten ist

An welchem Urlaubsort es sich am einfachsten laden lässt? Monta hat mehrere Buchungsplattformen durchforstet. Das Resultat: Von knapp 130.000 Unterkunftsoptionen weisen nur circa 9.500 eine Lademöglichkeit aus – das sind 7,3 Prozent. Auf Platz eins des Bundesländer-Rankings schafft es Niedersachsen: Hier haben derzeit rund zwölf Prozent der Unterkünfte eine Ladeoption. Mit einem Durchschnitt von stolzen 82 Prozent ist das niedersächsische Artland der Spitzenreiter unter den Bezirken beziehungsweise Landkreisen. Mit nur 4,8 Prozent – und 647 Möglichkeiten, ein Auto am Unterkunftsort zu laden – bildet Mecklenburg-Vorpommern das Schlusslicht. Bayern schafft es auf Platz zwei, gefolgt von Hessen und Brandenburg. Auf Platz fünf findet sich Hamburg ein, Berlin auf Platz sechs (Baden-Württemberg 7., Schleswig-Holstein 8., Nordrhein-Westfalen 9., Sachsen 10., Thüringen 11., Saarland 12., Bremen 13., Rheinland-Pfalz 14. Platz, Sachsen-Anhalt 15.). „Das interaktive Tool soll es E-Fahrerern erleichtern, eine Unterkunft mit Lademöglichkeit zu finden – vor allem in Regionen, in denen das Ladenetz nicht weit ausgebaut ist“, so Scherer.

Worauf E-Fahrer:innen im Urlaub achten

Außerdem hat Monta Menschen aus Deutschland zu ihrem Reiseverhalten mit dem Auto befragt (Mehrfachantworten möglich). Als häufigstes Hindernis beziehungsweise Einschränkungen für das Laden an öffentlichen Stationen sehen die Deutschen mit jeweils rund 30 Prozent die Dauer und Kosten – auch, dass diese im Vorhinein oft nicht ersichtlich sind. Ungefähr 20 Prozent fehlt es an einer guten Übersicht bezüglich der Standorte der E-Tankstellen, auch würde ein Viertel der Befragten nicht darauf vertrauen, dass vor Ort genügend Ladepunkte auch tatsächlich verfügbar sind. Ein Störfaktor für viele ist außerdem die Tatsache, dass teilweise verschiedene Ladekarten, Apps und Mitgliedschaften für das Laden an unterschiedlichen Standorten benötigt werden.

e-engine meint: die Ergebnisse der Befragungen und Untersuchungen überraschen nicht wirklich. Es bleibt bei der alten Henne-Ei Problematik – und die Hotelerie scheint teilweise die selben Fehler wie bei der Einführung des WLAN zu begehen. Angebot und Nachfrage werden auch hier zu schnellen Änderungen führen.

Fotos: Bjørn Nyland (Youtube Stills), Lotus, istock, Dataforce, Monta/YouGov

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