Die fünfte Generation kommt mit auffälligem Design und massig Raum. Kann der eckige Pampers-Bomber überzeugen?
Das Flagschiff aus Hyundais SUV-Sparte braucht keine gesonderte Vorstellung, keine Einlaufmusik und auch keine Fanfaren. Vor bereits 24 Jahren als einer der ersten im Segment angekommen, ist der geräumige Lifestyle-Pampersbomber ein gesetzter Sparten-Player mit 83.700 verkauften Modellen in Deutschland.
Jetzt geht der Hyundai Santa Fe mit neuem markanten Außenkleid in die fünfte Generation. Einen Diesel gibt es nicht mehr. Die Fahrzeuginkarnation der Hauptstadt New Mexicos treibt immer ein elektrifizierter 1,6-Liter Benziner mit Turboaufladung an. Jeweils als Voll- oder Plug-in-Hybrid mit insgesamt 158 oder 186 kW Leistung alias 215 und 253 PS. Wir waren mal kurz mit ihm in der Sandgrube spielen.
Bildergalerie: Hyundai Santa Fe (2024) im Test
Schnelle Daten | Hyundai Santa Fe (2024) 1.6 T-GDI HEV | Hyundai Santa Fe (2024) 1.6 T-GDI PHEV 4WD |
Motor | 1.6 T-GDI HEV, 118 kW (160PS) PSM E-Motor, 48 kW (65 PS) |
1.6 T-GDI HEV 118 kW (160PS) PSM E-Motor, 72 kW (98 PS) |
Getriebe | 6-Gang-Automatikgetriebe | 6-Gang-Automatikgetriebe |
Antrieb | Frontantrieb, Allrad | Allrad |
Systemleistung | 158 kW (215 PS) | 186 kW (253 PS) |
Drehmoment | 367 Nm | 367 Nm |
Basispreis | 56.700 Euro | 64.150 Euro |
Exterieur | Interieur | Fahrbericht | Preise | Fazit
Exterieur
Für den neusten Anlauf hat Hyundai einmal alles auf links gedreht … oder eher plattgeklöppelt. Weg sind sie, die windgerechten geschmeidigen Linien. Der neue Santa Fe zeigt klare Kante. In seiner Seitenlinie irgendwo zwischen Land Rover Defender und Volvo 850. Ein wenig tiefergelegt könnte er glatt als waschechter Kombi durchgehen. (Nur so als Tipp an Hyundai …)
Aber dann ist da doch die Höhe von stattlichen 1,90 Meter mit den neuen auffälligen H-Scheinwerfern an der massiven Front, die ihn klar als SUV kennzeichnet. Mindestens 20-Zoll-Aluräder runden seine eckige Erscheinung mit dem stattlichen hinteren Überhang ab. Erst nach 4,83 Meter beendet mein Auge die Begutachtung. Das Heck zeigt ebenfalls Rückleuchten im H-Design integriert in solidem Blech.
Hyundai Santa Fe (2024) im Test
Die Front gefällt ganz gut, ist sie doch eigensinniger, mutiger als noch in der vierten Generation. Bis zur C-Säule erinnert der Santa Fe an vertraute 1980er-Kastenkombiformen, bevor er dann in einem Heck endet, das steil und fast ein wenig ideenlos nicht so ganz ins Bild passen will. Für meinen Geschmack zu wenig Rückleuchte und Glas für zu viel Fläche.
Abmessungen | Hyundai Santa Fe (2024) |
Länge | 4.830 mm |
Breite | 1.900 mm |
Höhe | 1.720 mm |
Radstand | 2.815 mm |
Kofferraumvolumen | 711 – 2.032 Liter |
Leergewicht | 1.920 – 2.165 kg |
Zuladung | 580 – 740 kg |
Anhängelast | 1.010 – 1.110 kg |
Interieur
Hier finden zudem einige häufig gebrauchte Schalter Platz. Um das Direktzugangspaket abzurunden, kann die akustische Geschwindigkeitswarnung über einen drei Sekunden langen Druck des Lautstärkenreglers am Lenkrad deaktiviert werden – top!
Ablagefächer finden sich reichlich in Mittelkonsole (inklusive der zwei kabellosen Smartphone-Ladeschalen) und Armaturenbrett. In Letzterem befindet sich auf der Beifahrerseite sogar ein zweites oben angebrachtes Handschuhfach mit integrierter UV-C-Sterilisation. So geht es mit keimfreien Utensilien zum nächsten Termin.
Das bis zu sieben Sitze umfassende Interieur dominieren zudem nachhaltige Materialen wie Rapssamen, Leinsamenextrakt, Maisreste, PET-Flaschen und die obligatorischen Fischernetze. Das Gestühl erscheint auf den ersten flüchtigen Blick bequem, im Fond gibt es klassentypische Beinfreiheit. Heißt: zweite Sitzreihe luftig, dritte Sitzreihe eher für Kinder geeignet.
Viel Raum gibt es für das Gepäck. 711 Liter stehen mindestens zur Verfügung, wer beide hintere Reihen umklappt, schaut tief hinein in die geräumigen 2.032 Liter. “Klassenbestes Raumangebot” nennt das Hyundai. Ich hörte Kia Sorento (2.100 Liter maximal) und Skoda Kodiaq (2.105 Liter maximal) sich imaginär räuspernd. Üppig ist das natürlich dennoch und reicht zudem für die im Zubehör angebotene Campingküche.
Motor1.com
Fahrbericht
Den Rundumblick stören vor allem die ausladenden C- und D-Säulen, auch wenn es von Außen gar nicht den Anschein hat. Die Auswahl der 360-Grad-Kamera scheint daher unumgänglich, um das ausladende Vehikel elegant in die engen Parklücken Europas zu zirkeln.
Einmal ausgeparkt agiert der gefahrene Voll-Hybrid im recht harmonischen Einklang, rollt lautlos davon und schaltet bei ökonomischer Fahrweise akustisch dezent hinzu. Beim kräftigen Beschleunigen geht es jedoch nicht nur etwas zaghaft für das zwei Tonnen Gefährt vorwärts, der 1,6-Liter-Turbo-GDI klingt dann auch beklagend angestrengt. Im Durchzug sollte dem Santa Fe daher immer etwas Zeit eingeräumt werden.
Ansonsten liegt er seinem Antlitz angemessen satt auf der Straße und gibt ausreichend Rückmeldung für gediegene Familienausflüge. Seine Paradedisziplin ist zweifelsohne das entspannte Rollen auf der Autobahn. Doch auch auf losem Untergrund ist vor allem beim Allradler noch immer seine Ursprungs-DNA spürbar. Durch leicht unwegsames Gefilde wühlt er sich souverän hindurch. Falls eine Urlaubsfahrt auf dem idyllischen Landanwesen enden sollte, sind Sie gerüstet.
Jedoch erscheint manch etwaiger Warnungsassistent ein wenig hyperaktiv. Der für den toten Winkel warnt auch emsig, wenn das überholte Fahrzeug langsam kleiner wird im Rückspiegel. Auf einer engeren, rechts abknickenden Straße meldete sich urplötzlich der Kollisionswarner ohne Grund lautstark zur Stelle und der Aufmerksamkeitsassistent meckerte schon nach wenigen Sekunden des Blickes auf Infotainment oder Kombiinstrument.
Das geht definitiv angenehmer, vor allem weil akustische Warnsignale irgendwann ihre Bedeutung verlieren, wenn der Fahrende ständig feststellen muss, dass keine Gefahr droht. Alles Abschalten ist nicht Sinn der Sache.
Fahrleistungen | Hyundai Santa Fe (2024) 1.6 T-GDI HEV | Hyundai Santa Fe (2024) 1.6 T-GDI PHEV 4WD |
0 – 100 km/h | 180 km/h | 180 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 9,6 Sekunden (9,8 Allrad) | 9,3 Sekunden |
Verbrauch (WLTP) | 6,9 – 7,3 Liter | 1,7 Liter, 19,2 kW/h (kombiniert) |
CO2-Emission | 145 – 166 g/km | – |
Batterie | 1,49-kWh-Lithium-Ionen-Polymer | 13,8-kWh-Lithium-Ionen-Polymer |
Ladeleistung | k.A. | 3,6 kW |
Reichweite | k.A. | 54 km |
Preise
Der Hyundai Santa Fe startet bei 56.700 Euro oder einer Leasingrate von 549 Euro in der Prime Ausstattungslinie. Mit an Bord sind dann der 1,6-Liter-Voll-Hybrid mit 158 kW, Frontantrieb, etliche Assistenzsysteme, Ledersitze, 20-Zoll-Alu-Räder und Terracotta Orange (welches sich in Natura gedeckter präsentiert als auf den Bildern).
Ein Bose-Soundsystem, 360-Grad-Kamera und Autobahnassistent kommen mit der Signature-Version für insgesamt 59.050 Euro. Der Einstieg in die Topausstattung Blackline mit Nappa-Leder, Head-up-Display und Relax-Sitzen kostet mindestens 61.850 Euro. Der Plug-in-Hybrid mit Allrad startet erst bei 64.150 Euro. Das Zubehör-Sortiment reicht Lifestyle-gerecht von der Hundedecke über den Dachgepäckträger bis zum Campingküchen-Einsatz.
Fazit 7/10
Der Hyundai Santa Fe ist ein robustes Familien und Lifestyle-Auto mit komfortablem Raum- und Grundausstattungsangebot. Das SUV-Flagschiff liefert ein markantes Äußeres und solide Fahrwerte mit Abzügen bei den emsigen Warnungen und im Durchzug. Letzteres ist etwas wenig für das stattliche Antlitz und das Gewicht.
Seinen Kia-Bruder Sorento gibt es mit ähnlichen Eigenschaften für 3.000 Euro weniger. Zudem bietet Kia derzeit noch einen durchzugsstärkeren Diesel an. Wer unter 50.000 Euro anlegen will, schaut besser gleich Richtung Skoda Kodiaq.