BYD

Fahrbericht BYD Seal U: Preiswertes und Geräumiges E-SUV

Wer in Europa (und weltweit) Erfolg haben will, braucht Midsize-SUVs. Nach dem sportlichen Seal kommt nun die praktisch-pragmatische Familienkutsche. Wir sind das elegant gezeichnete E-SUV rund um Lissabon gefahren.

fahrbericht byd seal u: preiswertes und geräumiges e-suv

(erschienen bei VISION mobility von Thomas Kanzler)

Der BYD Seal U betritt die Bühne der Elektro-SUVs mit einer klaren Zielsetzung: Familien ein geräumiges, komfortables Fahrzeug zu einem erschwinglichen Preis bieten. Mit einer Länge von 4,79 Metern platziert sich das Fahrzeug in der Mittelklasse, und die Basisversion “Comfort” startet jetzt günstigen 41.990 Euro brutto mit einem 72 kWh-Akku. Schon in der einfacheren Ausstattungslinie überrascht BYD mit elektrisch verstellbaren Kunstledersitzen, Panoramaglasdach und einer 360-Grad-Kamera.

Die zweite Version “Design” für 44.990 Euro wartet mit einer 87-kWh-Batterie, einem Head-up-Display, einem Infinity-Soundsystem mit zehn Lautsprechern und kabellosen Aufladeflächen für Smartphones auf. BYD betont, keinerlei Kompromisse bei der Qualität gemacht zu haben, feine Details wie der mit Stoff ausgekleidete Kofferraum und sorgfältig gestaltete Kunstledersitze zeugen von den Anstrengungen der Entwickler. Die Verarbeitung braucht sich nicht hinter Mercedes, BMW und Co zu verstecken.

Typisch BYD: Bildschirm Dreh-dich!

Das Innere des Seal U wird von einem drehbaren XXL-Bildschirm dominiert, der je nach Version 12,8 bis 15,6 Zoll misst. Hier setzt BYD auf eine betont noble Atmosphäre mit Ambiente-Beleuchtung in den Türen und im Cockpit, verspielte Gimmicks inklusive: Stellt man die Heizung kühler, wird das Armaturenbrett kurzzeitig blau illuminiert – stellt man wärmer, leuchtet es kurz rot auf. Trotz des dominanten Mittelbildschirms lassen sich zum Glück noch einige Funktionen per Tasten auf der Mittelkonsole steuern – und der Wählhebel fürs Getriebe schimmert sogar BMW Siebener-like!

Licht und Schatten beim Infotainment

Das Infotainment-System scheint uns zu verspielt und mittunter nicht ganz logisch strukturiert zu sein. Man wird sich an die Menüs gewöhnen und manche noch etwas verwunderliche Übersetzungen („Intensität der Ernergierückmeldung“ – statt einfach „Rekuperation“?) wird sicher nach dem nächsten Update behoben. Wir scheiteten mit dem Versuch, die Warnung bei geringfügigen Geschwindigkeitsübertretungen abzuschalten. Trotz abgeschalteter Sicherheitsoption ließ der Seal U nicht davon ab.

„Hi BYD“ aktiviert den Sprachassistenten. Auf die Frage, „Wie ist das Wetter?“ bekamen wir einen ausführlichen Wetterüberblick, Fahrzeug-Bedien-Optionen wie „Schalte die Verkehrszeichen-Anzeige aus!“ wurden nicht immer gleich verstanden. Das Koppeln des Smartphones ging sehr schnell und einfach von statten, wir scheiterten dann aber daran, eine Musikliste auf dem Handy aufrufen zu können.

Komfortables Gleiten: Hektik ist dem Seal U fremd

In Bezug auf Fahrkomfort und Raumangebot zeigt sich der BYD Seal U als solides Familienauto. Mit einem Radstand von 2,75 Metern bietet er mehr als ausreichend Platz, und die neigbaren Rückenlehnen erhöhen den Komfort in der zweiten Reihe. Der Kofferraum fasst 552 Liter und kann auf bis zu 1440 Liter erweitert werden.

Die Fahreigenschaften des Seal U sind sichtlich auf komfortables Reisen ausgelegt. Mit einem 160 kW (218-PS) Elektro-Frontmotor beschleunigt das SUV in 9,3 bis 9,6 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h. Wobei, gefühlt beschleunigt der Seal U erheblich schneller als auf dem Papier. Trotzdem ist man im „Familien-Seehund“ nicht wirklich sportlich unterwegs: Das Fahrwerk ist weich, die Lenkung wenig direkt und das Fahren angenehm leise.

Was sich BYD allerdings mit dem Rekuperationsschalter gedacht hat, bleibt rätselhaft. Es ist ja aller Ehren wert, auch haptische Schalter zu verbauen, zumal sie auch schmuck gestaltet sind. Der Unterschied zwischen den Schalterstellungen Normal und High ist allerdings nur mit viel Feingefühl zu bemerken – hier sollte BYD noch mal nachjustieren. Bei den Testfahrten erreichten wir angezeigte Verbräuche zwischen 14,7 kWh bei viel Landstraßen-Fahrten und 21,6 kWh bei hohem Autobahn-Anteil.

DC-Geladen wird mit bis zu 140 kWh

Die von BYD entwickelten Blade-Batterien sind der Stolz der Entwickler und sollen Sicherheit und Kosteneffizienz verbessern. Die Zellen sind hier nicht rund oder prismatisch, sondern wie dünne Klingen – „Blades“ aufgebaut. Angeboten werden die Akkus im Seal U in zwei Konfigurationen: mit 72 oder 87 kWh für 430 und 500 Kilometer Reichweite nach WLTP.

Allerdings gibt es Abstriche beim Laden, insbesondere am Schnelllader. Am Wechselstrom sind 11 kW das Maximum, und am Schnelllader gibt es je nach Version nur 115 (Basis) bis 140 kW – da ist die Konkurrenz zum Teil deutlich besser

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Die Basis des Seal U ist – im Gegensatz zu seinem „flachen“ Bruder Seal – keine reine E-Plattform. BYD wird beim Seal U zeitnah eine Hybrid- Variante des Familien-SUV auf den Markt bringen. Sicherlich keine schlechte Idee, um Marktanteile zu erobern.

Ziel: 10 Prozent Marktanteil in Deutschland, gute Garantien

Laut BYD Deutschland-Chef Lars Pauly sind 10 Prozent Marktanteil bei den E-Autos das mittelfristige Ziel der Chinesen. Das sollte nicht so schwer zu erreichen sein, die Palette des mittlerweile größten E-Fahrzeug-Herstellers der Welt wächst. Uns hat der Seal U mit seinem angenehmen Fahrverhalten und hochwertigen Ambiente durchaus überzeugt. Zudem punktet BYD beim Seal U mit dem vergleichsweise günstige Preis und ambitionierten Garantiebedingungen: sechs Jahre Garantie oder 150.000 Kilometer auf das gesamte Fahrzeug, acht Jahre oder 200.000 Kilometer auf die Antriebsbatterie und acht Jahre oder 150.000 Kilometer auf Leistungselektronik und Antriebsbatterie sind ein Wort!

Was bedeutet das?

Der Seal U ist eine logische Abrundung des BYD-Programms. Er punktet mit günstigen Preisen und starken Garantien und einer “All-in-Technik”, denn BYD baut und entwickelt seine Akkus selbst.

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