Der Audi A8 im Check der Autoflotte. © Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte
Luxusautos sind nach wie vor gefragt. Nicht unbedingt in deutschen Chefetagen. Und noch immer sind Mercedes S-Klasse, BMW 7er und Audi A8 für viele – egal welcher Herkunft – die drei attraktivsten Vertreter. Lexus LS, Cadillac CT 6 und Genesis G90 stellen veritable Alternativen dar. Dabei kann es um den vielbeschworenen „Wiederverkauf“ wohl kaum gehen. Denn das gleich vorweg: Unser Testwagen, der Audi A8 50 TDI Quattro ist nach drei Jahren und 120.000 Kilometern laut DAT-Berechnung noch 32,4 Prozent wert. Auch darin spiegelt sich also wahrer Luxus wider. Doch der Absatzmarkt in diesem Segment tanzt sowieso auf anderen Partys – viele finden in Asien und der arabischen Welt statt. In Russland tanzt man nun wieder verstärkt Kamarinskaya und fährt Aurus – die Nobelmarke aus Russland.
Audi A8 50 TDI Quattro Fahrbericht (2023)
Bei all den genannten Fahrzeugen mutet der Audi A8 anno 2023 fast langweilig an. Selbst direkt vor einem stehend, vermittelt der die Luxuslimousine, die bei 100.000 Euro (brutto) erst startet, wenig Blingbling und mehr Wanne-Eikel; und nach Fünfmeterneunzehn, gemessen vom Bug bis zum Heck, sieht sie auch nicht aus. Der A8 wirkt eher wie ein aus dem Leim gegangener Audi A6. Das soll keine Designkritik sein. Ganz im Gegenteil. Es ist schön zu sehen, dass es noch immer noble Automobile gibt, die nicht auf Effekthascherei via ultraauffälliger oder skurriler Linien setzen. Den Vogel in dieser Hinsicht hat BMW mit der beleuchteten Niere im 7er abgeschossen. Der Audi strahlt zurückhaltende Noblesse aus.
Wie es der Zufall wollte, haben wir auf einer Autobahnetappe genau diese Konstellation über einen längeren Zeitraum erleben dürfen. Eine feine Dame und ein eleganter Herr – beide gesetzteren Alters – ließen sich im Karlsruher-Audi-A8 flott über die A3 chauffieren. Tempo 180 war angemessen und das abendliche Zeitunglesen mit Hilfe der 250 Euro teuren Matrix-LED-Leselampen problemlos möglich. Ein in Deutschland eher seltener Anblick. Aber genau für diesen Einsatzzweck ist der A8 prädestiniert. Denn Selbstfahrer mit Spaß am Fahren – diesen unterstelle ich den Käufern bei einem 100.000- Euro-Plus-Fahrzeug – finden in einem A6 den handlicheren und nicht weniger komfortablen Kilometerfresser.
Die Basisversion des A8 stellt der gefahrene 50 TDI dar – preislich bedeutet das die angerissenen 100.000 Euro (brutto). Er bleibt, um genau zu sein, 100 Euro unter der magischen Schwelle – Makulatur. Wer Luxus haben möchte, packt in jedem Fall noch was obendrauf. Unsere Empfehlungen sind in der Preisübersicht zu sehen. Für unseren Testwagen wären ziemlich genau 130.000 Euro fällig gewesen. Kurzer Schwenk zurück zum A6. Den gibt es mit identischen Ausstattungsdetails ebenfalls. Wer analog konfiguriert, „spart“ in etwa 22.000 Euro netto oder 26.000 Euro brutto. Das ist dann durchaus eine Hausnummer – auch in dieser luftigen Höhe.
Ist der Unterschied beim Platzangebot zwar zu spüren, aber gerade für Selbstfahrer irrelevant, sieht die Sache beim Fahren anders aus. Hier schlägt normalerweise die Stunde der langen Radstände (Länge läuft), der komfortablen Fahrwerksabstimmung (Luftfederung serienmäßig) und des niedrigen Geräuschniveaus (Akustikverglasung als Option erhältlich). Doch der Unterschied ist bestenfalls im direkten Vergleich zu spüren. Denn auch den kleinere A6 gibt es mit all den Komfortdetails des A8. Dass dieser mit 2,1 Tonnen trotz viel Aluminium 200 Kilogramm schwerer ist als der A6, hilft ihm beim Federn nicht wirklich. Klar, komfortabel ist die größte Audi-Limousine. Aber irgendwie haben wir mehr erwartet. Vor allem unter dem Aspekt, dass mit 19-Zoll-Winterreifen die zweit-kleinste Möglichkeit montiert war.