- Honda „Baby Dream“ CA 160 Elektro-Umbau
- This Old Jalopy | Voller Aufbau, kein Gerede: Umrüstung eines Honda-Motorrads auf Elektroantrieb.
- Polestar: Auslieferung des aktualisierten „Zweiers“ beginnt
- ADAC zu Stromer und Verbrauch: „Liegt Rom in Italien?“
Honda „Baby Dream“ CA 160 Elektro-Umbau
Elektroumbauten von Oldtimern scheinen vor gar nichts mehr Halt zu machen. Das ist inzwischen für zahlreiche Oldtimer-Fans eine (bittere?) Tatsache. Viele kleine Unternehmen versuchen die teilweise steinalten Verbrenner-Ikonen in die abgasfreie Zukunft zu retten. Ob das tatsächlich dem Klima hilft, sei dahingestellt, denn neben enormen Umbaukosten kommen auch noch neue CO2-Emissionen hinzu, nämlich in Form der Batterieherstellung und so weiter. Wir haben manchmal den Verdacht, dass viele dieses Unterfangen nur durchführen, weil sie es finanziell können. Sei’s drum. Im folgenden Artikel jedoch gehts um Motorräder.
Elektromotorräder
Elektromotorräder sind so eine Sache. Der Autor ist passionierter Biker und hat es ernsthaft mit Stromer-Bikes versucht. Ob Energica oder Zero, der Spaßfaktor ist hoch, aber kurz. Für echtes Motorradfahren ist ein Stromerbike einfach noch zu teuer und die Reichweitenangst bekommt hier buchstäblich andere Dimensionen. Ein langes Wochenende im Friaul oder Südtirol funktioniert eigentlich nur mit Hänger und akribischer Planung. Da winken fast alle gestandenen Biker ab. Wäre die gravimetrische und volumetrische Energiedichte der Batterien doppelt so hoch, man könnte schon drüber reden. Denn dann wären tatsächlich 300 Kilometer und mehr drin. Was für eine Tagestour in der Regel ausreichend ist.
Als Caféracer zu schade
Apropos zu teuer. Bei den Kosten hat sich zumindest ein wenig getan. Die Energica Experia kostet etwa so viel wie eine voll und opulent ausgestattete BMW GS. Spätestens beim ersten Zwischenladen jedoch sinkt der Spaßfaktor vehement. Vor allem die Praktikabilität ist ein großer Hemmschuh. Elektroroller hingegen funktionieren bereits bestens, sie verfügen in der Regel über Tauschbatterien und werden nur in urbanen Gebieten eingesetzt. Bei Motorrädern sucht man Tauschbatterien vergeblich und auch zukünftig ist eine Normierung nicht in Sicht. Unser Zwischenfazit für Elektrobikes: das dauert noch mindestens 5-10 Jahre, bis die im Mainstream ankommen könnten.
Oldtimer-Umbauten
Die Rahmenbedingungen erklären auch, warum es kaum Oldtimer-Umbauten gibt. Denn hier drängt sich unweigerlich die Frage auf: warum sollte man eine alte Maschine vom Schlage einer Ducati 750 SS Königswelle verschandeln? Bei Oldtimern sieht man den Motor in der Regel nicht, erst wenn man die Motorhaube öffnet, kommt der zum Vorschein. Mithin kann also auch ein Ferrari Testa Rossa Elektro funktionieren. Bei Motorrädern ist auch der Motor ein Kunstwerk. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Der Youtuber „This Old Jalopy“ hat sich eine 1967er Honda „Baby Dream“ CA160 vorgenommen und „konvertiert“. Einem echten Biker bricht hier bereits das Herz, weshalb wir eine Warnung aussprechen.
Trotzdem sehenswert
Warum wir den Beitrag trotzdem featuren? Weil der Youtuber ein echter Tüftler ist und sich rührend darum kümmert, dieses altehrwürdige Motorrad porfessionell zu schleifen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Wenn man die Ursprungssubstanz verdrängt und zusieht, wie der Tüftler teilweise als Stop-Motion-Film seinen Umbau und die Restaurierung durchführt, kann man wirklich fasziniert sein. Freilich leistet sich der Youtuber ein paar böse Design-Fouls (Stichwort Batterieanzeige), und auch die Integration des einen oder anderen modernen Bauteils könnte man mit Blenden harmonischer gestalten. Aber hey, wer sind wir, dass wir so eine Leistung nicht anerkennen. Der Autor jedenfalls bewundert den Youtuber, weil er tatsächlich zwei linke Hände hat. Prädikat: Unbedingt ansehen. Schon nach den ersten paar Minuten ist man regelrecht fasziniert …
Eckwerte
Hier noch die Eckwerte für die Zahlenfetischisten: das Original hatte einen 160 ccm Einzylindermotor mit 16,5 PS. Damit schaffte die kleine Honda mit Vierganggetriebe immerhin knapp 110 km/h. Das Motorrad wurde übrigens nur in Nordamerika verkauft. Die Elektrovariante kommt mit einem 5,36 PS-Elektromotor, mit einer Peak-Leistung von 8 PS. Die Top-Speed lag damit bei rund 88 km/h, die Reichweite mit den 40 LG-Pouch-Batterien (15 Ah, 3,6 Volt) liegt bei etwa 40 Kilometern. Fürs Café langts also …
Ach übrigens: es gibt auch Leute wie James Biggar, der ein Elektromotorrad selbst gebaut hat. Geht auch.
Text. Bernd Maier-Leppla
This Old Jalopy | Voller Aufbau, kein Gerede: Umrüstung eines Honda-Motorrads auf Elektroantrieb.
Polestar: Auslieferung des aktualisierten „Zweiers“ beginnt
Der Polestar 2 ist das erste Volumenmodell der Marke und hat innerhalb von drei Jahren die 150.000er-Marke übersprungen. Das ist für den Elektro-Only „Newcomer“ durchaus ein Grund zum Feiern, denn als Eigenmarke gibt es Polestar erst seit 2017.
Weit gekommen – und man will hoch hinaus
Der Polestar 2 bekommt nun seine erste umfassende Modellpflege und die betrifft neben Kosmetik aussen eine Menge unter der Haube. Ab sofort wird mit der Auslieferung der neuen „Zweier“ begonnen. Die Polestar 2 Long Range Single Motor Variante ist nun für bis zu 654 km WLTP zertifiziert und die maximale Gleichstrom-Ladegeschwindigkeit beträgt jetzt bis zu 205 kW für Versionen mit der neuen 82 kWh-Batterie. Die neuen Motoren sind effizienter. Die Umstellung auf Heckantrieb bei den Single Motor Varianten und als die primäre Antriebsquelle bei der Dual Motor Variante bedeutet auch, dass der Polestar 2 noch mehr Fahrspaß bietet, da die Kraftentfaltung von der Gewichtsverlagerung auf die Antriebsräder profitiert.
Neben dem Poloestar 2 sind für die nächsten 12 Monate neue Modelle wie der Polestar 3 und Polestar 5 angekündigt, vom Roadster ganz zu schweigen.
e-engine meint: Demnächst nehmen wir die neue Variante auf die e-engine Normrunde mit. Mal sehen, was sich getan hat.
ADAC zu Stromer und Verbrauch: „Liegt Rom in Italien?“
In städtischen Verkehrsszenarien
Die Herstellerangaben (WLTP) sind im realen Fahrbetrieb über alle Verkehrswege hinweg (Autobahn, Landstraße, Stadt) in der Regel kaum zu erreichen – auch das ist eine Binse. Aber: Insbesondere im Stadtverkehr kann die WLTP-Reichweite nicht nur erlangt, sondern sogar übertroffen werden. Städtische Verkehrsszenarien erfordern jedoch eine besondere Fahrweise, um die Reichweite des Elektrofahrzeugs zu optimieren. So hilft etwa eine behutsame Beschleunigung, den Energieverbrauch zu reduzieren. Gerade im Stop-and-Go-Verkehr ist vorausschauendes Fahren von Vorteil. Durch rechtzeitiges Ausrollen des Fahrzeugs wird die Bewegungsenergie genutzt und Antriebsenergie eingespart. Im Stadtverkehr zahlt sich außerdem die Rekuperation besonders aus. Beim Heranfahren an Ampeln oder im stockenden Verkehr wird kinetische in elektrische Energie umgewandelt, um die Batterie aufzuladen. Wenn der Fahrer mit seinem E-Auto gut vertraut ist, gehört die Nutzung verschiedener Rekuperationsstufen zur individuellen Fahrweise. Der Kia Niro EV beispielsweise hat vier, wählbar über Paddles am Lenkrad.
„Mitschwimmen“ auf der Autobahn
Effizientes und vorausschauendes Fahren trägt auch auf der Autobahn zur Maximierung der Reichweite bei. „Mitschwimmen“ im Verkehrsfluss bedeutet eine Anpassung an die Geschwindigkeit der anderen Verkehrsteilnehmer, und zwar so, dass nicht viele Überhol- oder Bremsmanöver nötig sind. Der Tempomat hilft, eine konstante Geschwindigkeit zu halten und so den Energieverbrauch zu kontrollieren. Auch das sogenannte „Segeln“ kann Energienutzen bringen: Ähnlich wie beim Auskuppeln bei einem Verbrennungsmotor rollt das Fahrzeug und schont so den Stromvorrat. Was auf der Autobahn weniger rekuperiert wird, kann in vielen Fällen weiter gerollt werden. Außerdem hilft auf der Autobahn ein gemäßigtes Tempo in Sachen Energie und Reichweite. Höhere Geschwindigkeiten führen zu deutlich erhöhtem Luftwiderstand und damit zu einem gesteigerten Verbrauch. Der Luftwiderstand auf der Autobahn ist ein entscheidender Faktor: Mit einem 70-Prozent-Anteil macht er das Gros des Gesamtfahrwiderstands aus.
Fahren auf der Landstraße
Auch auf Landstraßen gibt es Strategien für eine effiziente Fahrweise. Rekuperation kann auch auf Landstraßen vorteilhaft genutzt werden. Nicht zu unterschätzen ist, dass Kurven Effizienzfallen darstellen können. In einer Kurve finden immer zwei Bewegungsabläufe statt: eine Vorwärtsbewegung und eine Bewegung aus der Trägheit, die etwa ab der Kurvenmitte einsetzt und das Auto nach außen drückt. Diese Kraft wirkt auf die Reifen. Je schneller eine Kurve genommen wird, desto größer ist die Kraft, aber auch der Abrieb bzw. Verschleiß an den Reifen. Auch auf der Landstraße ist es für die Reichweite, aber auch für die Sicherheit vorteilhaft, auf unnötige Überholmanöver zu verzichten.
Der Akku des Kia Niro EV fasst 64,8 kWh. Der Normverbrauch liegt bei 16,2 kWh. Er lässt sich mit zurückhaltender Fahrweise sogar unterbieten. Wenn der Landstraßen- oder Stadtverkehr-Anteil hoch ist, ist laut Kia ein Verbrauchswert um die 13 kWh möglich.
Der ADAC hat so einige Tipps zusammengestellt:
- Der Eco-Modus hilft beim Stromsparen. Wird dieser aktiviert, wird die maximale Höchstgeschwindigkeit reduziert. Auch die Beschleunigungsleistung lässt nach.
- Reifendruck wirkt sich auf den Verbrauch aus. Eine Erhöhung des Reifendrucks um 0,2 Bar ist beim Fahrkomfort kaum spürbar, reduziert aber den Verbrauch. Wichtig: Einsparbemühungen durch Reifendruck dürfen nie zulasten der Sicherheit gehen!
Spezielle Reifen für E-Autos können einen weiteren Beitrag zur Erhöhung der Effizienz leisten. - An- und Aufbauten wirken sich auf den Luftwiderstand und somit auf den Verbrauch aus.
- Gewicht und Zuladung wirken sich ebenfalls aus – obwohl der Einfluss des Gewichts, etwa durch Gepäck, häufig überschätzt wird.
- Klimaanlage und Heizung spielen eine gewisse Rolle, hier empfiehlt sich ein überlegter und dosierter Einsatz bzw. die Nutzung der „Driver only“-Funktion.
- Auch die Lenkrad- und Sitzheizung verbrauchen Strom. Es sollten immer nur die tatsächlich belegten Plätze beheizt werden.
- Der Komfortbereich für E-Autos liegt zwischen +15 und +25 Grad Celsius Außentemperatur. Niedrige Temperaturen reduzieren die Reichweite.
- Hitze wie Kälte muss das Auto durchs Heizen oder Kühlen Paroli bieten – und das kostet zusätzlichen Strom, der dann fürs Fahren fehlt.
e-engine meint: gute Tipps, die freilich für alle Fahrzeugtypen gelten. Beim Stromer jedoch wirkt sich jeder zusätzliche Verbraucher, wie Klimaanlage, Sitzheizung oder Lenkradheizung auf die Reichweite aus. Das haben allerdings alte Elektrohasen schon ziemlich verinnerlicht. Bei aller Sparerei sollte man aber den Fahrspass nicht vergessen …
Fotos: This Old Jalopy (Youtube Stills), e-engine, Bernd Maier-Leppla, Polestar, Kia