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V12-Supercar und Miura-Nachfolger

Mit dem Lamborghini Countach läutete der italienische Sportwagenbauer Anfang der 70er Jahre die Ära der brutalen Kampfkeile ein. Wir erinnern an ein in jeder Hinsicht kompromissloses Automobil.

v12-supercar und miura-nachfolger

© Hardy Mutschler
Vor seinen Nachfahren muss sich der Countach nicht verstecken. Im Vergleich zum Gallardo ist er allerdings etwas anspruchsvoller zu fahren.

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© MKL
Ein Traum in Weiß. Der kompromisslose Countach wurde von vielen Neureichen als Flanier-Mobil an der Côte d’Azur “missbraucht”.

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© Hardy Mutschler
Dabei hatte die leichte Lambo-Flunder genug Power um der nationalen und internationalen Sportwagen-Konkurrenz seiner Zeit die Heckleuchten zu zeigen. Hier im direkten Duell mit dem Ferrari Testarossa.

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© SB-Medien
Eigentlich sollte der Lamborghini Countach gar nicht gebaut werden. Die erste Studie schlug jedoch so gut ein, dass man Anfang der 70er trotz Ölkrise ein Serienmodell entwickelte.

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© Sabine Hofmann
Speedlimit 55 ist schnell erreicht. Erst ab Tempo 300 wird es für Countach-Fahrer interessant.

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© Sabine Hofmann
12 Zylinder, vier Rohre – der Quattrovalvole kommt – wie es am Nummernschild steht – auf 455 PS und einen Top-Speed von 306 km/h.

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© Luftbildprojekte
Flotter Dreier – Lamborghini Countach LP 400, LP 5000 QV und Turbo S stehen zum Drag-Race bereit.

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© Hardy Mutschler
Schon die erste Version – LP400 – kam mit einem 4,0 Liter V12 mit 375 PS. Beim LP 5000S QV (1985) passten 5,2 Liter in die Töpfe.

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© Sabine Hofmann
Der Turbo S markierte die Spitze der Evolution. Dreht man das Dampfrad auf 1,5 bar, mobilisiert der 4,7 Liter V12 bis zu 748 PS.

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© Sabine Hofmann
Der Tacho geht bis 425 km/h – das ist allerdings etwas übertrieben. Bei 333 km/h war offiziell Schluss.

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Der V12-Motor ist längs vor der Hinterachse montiert. Das Getriebe sitzt zwischen den beiden Insassen.

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© Sabine Hofmann
Die traditionelle Lamborghini-Türöffnung hat sich bis heute nicht verändert.

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© Lamborghini
Tief kauert die Flunder über dem Asphalt. Die Dachkante liegt auf 1,07 m.

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© Rossen Gargolov
Je näher der Countach der 300 km/h-Marke kommt, desto mehr Auftrieb generiert er.

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© Teddy Pieper ©2013 Courtesy of RM Auctions
Abhilfe in Form von Abtrieb schafft der wenig elegante Heckflügel, der für 5.000 Dollar nachgerüstet werden konnte.

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© Hardy Mutschler
Das Cockpit wird dominiert vom breiten Mitteltunnel. Zu groß und zu breit gewachsen sollte man für die engen Sportsitze nicht sein.

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© Sabine Hofmann
Der Einstieg in die Countach-Höhle über die breiten Schweller gelingt auf Anhieb nicht ohne Verrenkungen.

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© Rossen Gargolov
Ein Markenzeichen des Stiers sind die 15 Zoll-Felgen mit den 5 kreisrunden Öffnungen.

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© Hardy Mutschler
Auf der Hinterachse wurden auf die – im Vergleich zu heute – kleinen 15 Zöller auch mal 345/35er Gummis aufgespannt. Irgendwie musste die Leistung ja auf die Straße.

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© Lamborghini
1973 schien der Countach mit seinen eckigen Formen wie aus einer anderen Zeit entsprungen.

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© Lamborghini
Scharfe Kanten wie bei einem Stealth-Bomber und Lufteinlässe wie mit den Skalpell geschnitten.

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© Lamborghini
Außen weiß, innen rot – der Countach war ein Auto für extravagante Typen.

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© Hardy Mutschler
Die Sicht nach hinten über die Motorhaube war gelinde gesagt begrenzt.

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© Bonhams
Der 120 Liter-Tank war bei Verbräuchen um die 30 Liter relativ schnell leer.

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© Rossen Gargolov
Die Cockpit-Scheiben wirken wie von einem Kampfjet entliehen.

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© Picture Alliance, Studio Gaukler, Hersteller, AMS, H. D. Seufert
Immerhin 2.042 Exemplare wurden vom Lamborghini Countach zwischen 1974 und 1990 gebaut.

v12-supercar und miura-nachfolger Mit dem Lamborghini Countach (links) eröffnete der Sportwagenbauer aus Sant’Agata Anfang der 70er die Ära der Kampfkeile. Sie hält bis heute an. Wir stellen Ihnen den Ur-Stier genauer vor…

Der Lamborghini Countach ist ein Auto voller Missverständnisse. Das beginnt schon bei seiner Entstehung. Ursprünglich war ein Serienmodell der Studie LP500 nämlich gar nicht geplant. Doch die Reaktionen auf dem Genfer Autosalon 1971 zwangen den Autobauer aus Sant’Agata Bolognese geradezu, den Stier auf die Straße zu lassen.

Lamborghini Countach ab 1973 im Showroom

Und so stellte der italienische Sportwagenbauer zwei Jahre später – ebenfalls in Genf – einen ersten Prototypen der Öffentlichkeit vor. Obwohl der 120 Liter-Tank bei Verbräuchen jenseits von 30 Litern nicht gerade für lange Reisen geeignet und der Inhalt ein kleines Vermögen kostete, stand schon ein Jahr später die Serienversion in den Verkaufsräumen.

Nicht nur die Entstehungsgeschichte ist etwas kompliziert, auch die Bezeichnung des Keils auf vier Rädern bedarf genauerer Erklärung. Countach sieht zwar irgendwie englisch aus, stammt aber aus dem Schweizer Piemont-Dialekt und wird deshalb französisch ausgesprochen.

Die Chronisten streiten sich, ob es ein Bertone-Mitarbeiter, Designer Marcello Gandini oder gar Firmengründer Ferruccio Lamborghini selbst war, der beim Anblick des ersten Prototypen “Countach!” ausgerufen haben soll. Was nicht mehr und nicht weniger heißt als: “Besser geht es nicht”.

748 PS auf 15-Zoll-Felgen

Die ersten Modelle des LP400 mit 375 PS und 4-Liter V12-Motor standen noch auf dünnen 215er Reifen. Doch Motorleistung und Gummidimensionen sollten sich mit der Zeit deutlich steigern. Der Hubraum wurde 1982 erst auf 4,8 Liter erweitert, drei Jahre später passten sogar 5,2 Liter Inhalt in die 12 Töpfe. Um die Leistung auf die Straße zu bringen, wurden Walzen im Format 345/35 aufgezogen. Während heute jeder Polo mit 17-Zöllern ausgerüstet ist, stand der Lamborghini Countach serienmäßig jedoch stets auf 15-Zoll-Felgen.

Der LP500S QV war mit seinen 455 PS aber noch nicht die Spitze des Eisbergs. Anfang der 80er-Jahre wurde bei Lamborghini kurz mit Turbo-Aufladung experimentiert. Dank 1,5 bar Ladedruck entwickelte die 4,8 Liter-Version bis zu 748 Pferdestärken. Der Tacho des Lamborghini Countach Turbo reichte bis 425 km/h. Doch das war wie alles am Countach etwas übertrieben. Aber die versprochenen 333 km/h Top-Speed hätten schon gereicht, um alles, was 1986 über Autobahnen und Highways düste, allenfalls am Auspuff schnüffeln zu lassen.

Die äußere Form der Aluminiumkarosserie passte zur Leistung. Der Lamborghini Countach wurde bestaunt, bewundert und begehrt, daran hatten auch die unter Ingenieure Paolo Stanzani durchgeführten Änderungen auf dem Weg von der ersten Studie bis zur Serienreife nichts geändert. Im Gegenteil, die stilistischen Korrekturen, wie etwa die hinter den Seitenfenstern aufgesetzten Schächte mit Lufteinlässen oder die NACA-Luftschlitze in den Flanken unterstrichen nachhaltig den Charakter dieses Wagens, den damalige Tester als wilde Bestie bezeichneten.

Doch wer die nur 1,07 Meter hohe Flunder fahren wollte, musste erst einmal hineinkommen. Die Tür schwingt nach oben und gibt eine Öffnung frei, bei deren Anblick die Frage entsteht: Soll man da mit den Füßen zuerst rein oder auf allen Vieren? Über den breiten Schweller rutscht man am besten mit dem Hinterteil voraus in die tiefe Sitzschale. Sind alle Extremitäten an ihrem Platz schmiegt sich die rechte Körperhälfte eng ans Getriebe. Die Schaltbox sitzt noch vor dem längs in Wagenmitte untergebrachten 12 Zylinder aus Leichtmetall.

Italienischer Kampfstier mit “Hyundai-Wing”

Ein kurzer Dreh am Zündschlüssel entschädigt sowohl für den komplizierten Einstieg, als auch die beengten Platzverhältnisse im Fußraum, die schwergängigen Kupplung und die mangelhafte Sicht nach hinten. Im Stand brubbelt das Monster dunkel vor sich hin. Beim Tritt aufs Gaspedal brüllt der Stier, als gelte es alle Gegner auf der Straße durch Lautstärke zu verscheuchen.

Roh wie der Antrieb gibt sich auch das Fahrwerk. Es bemüht sich erst gar nicht, Unebenheiten für die Passagiere erträglich zu machen. Je schneller das italienische Huftier vorangetrieben wird, desto energischer will es gebändigt werden. Nähert sich der Lamborghini der 300 km/h-Marke wird Auftrieb zum Thema und sorgt schon mal für Blässe im Gesicht des Fahrers. Ein monströser Heckflügel soll die Lage entschärfen. Ihn gab es als Extra in den 80er Jahren. Die Amis nannten ihn Hyundai Wing, weil er mit 5.000 Dollar so viel kostete wie ein Kompaktwagen der koreanischen Marke.

Immerhin 2.042 Exemplare wurden vom Lamborghini Countach zwischen 1974 und 1990 gebaut. Und da sind wir wieder beim Thema Missverständnisse angelangt. Trotz seiner kompromisslosen Dynamik und dem praktischen Nutzwert einer Quietsche-Ente wurde der Brutalo-Keil vorwiegend von betuchten Jetsettern an der Côte D’Azur gekauft, die damit zwar lautstark aber oft nur wenig sportlich die Promenaden entlang flanierten.

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