Das Auto ist nicht so agil wie ein klassischer Roadster, macht aber viel Spaß
In Großbritannien ist der MG Cyberster schon konfigurierbar, er kostet 54.995 Pfund in der Version Trophy mit Heckantrieb und 59.995 Pfund in der Allradversion GT. Laut MG-Website soll das Auto ab August im Vereinigten Königreich ausgeliefert werden. Die britischen Kollegen von Autocar gehören denn auch zu den ersten, die den Elektro-Roadster testen konnten. Wir waren neugierig und haben uns ihre Einsichten zu Gemüte geführt.
“Was für eine wunderbare Überraschung der Cyberster ist”, schreibt Kris Culmer in seinem Resümee. Das Auto sei zwar kein klassischer Roadster, zeige aber, dass auch die elektrische Zukunft Spaß machen kann.
MG Cyberster Trophy | MG Cyberster GT | |
Antrieb | RWD 250 kW, 475 Nm | AWD 400 kW, 725 Nm |
0-100 km/h / Höchstgeschw. | 5,2 Sek. / ca. 200 km/h | 3,2 Sek. / ca. 200 km/h |
WLTP-Stromverbrauch | k.A. | k.A. |
Akku netto / WLTP-Reichweite | 74 kWh / 507 km | 74 kWh / 443 km |
Max. DC-Ladeleistung | 150 kW | 150 kW |
Min. DC-Ladedauer (10-80%) | 38 min | 38 min |
Preis in Großbritannien | 54.995 GBP | 59.995 GBP |
Preis umgerechnet in Euro | ca. 65.000 Euro | ca. 71.000 Euro |
Der Cyberster ist der erste MG-Roadster seit dem TF von 2002 (Wikipedia). Die zum chinesischen SAIC-Konzern gehörende Marke bringt den Wagen zu ihrem 100. Geburtstag auf den Markt – MG wurde 1924 gegründet. Die Idee zu dem Zweisitzer stammt von einer Designergruppe, die den Wagen in Eigenregie als moderne Version des legendären MG B konzipierte. Eine Studie wurde auf der Shanghai Motor Show 2021 gezeigt, und das Feedback war so positiv, dass man ein Serienauto daraus machte.
Die Höhe von nur 1,33 Meter war nur durch eine Batterie mit sehr geringer Höhe (11 cm) möglich. Dennoch sieht das Auto nicht aus wie ein moderner MG B, sondern eher wie ein moderner Supersportwagen, schreibt Kris. Dieser Eindruck werde durch die Scherentüren noch verstärkt. Die Klassifizierung als Supersportwagen sei auch durch die Sprintzeit von nur 3,2 Sekunden gerechtfertigt.
MG Cyberster: Nur 1,33 Meter hoch und mit klassischem Stoffverdeck
Für den britischen Markt wurde die Sitzposition noch ein wenig abgesenkt, ein One-Pedal-Driving-Modus hinzugefügt und der Kofferraum geringfügig vergrößert, so dass Golfschläger hineinpassen. Auch die Anzeigen sowie das Fahrgeräusch wurde an den europäischen Geschmack angepasst. Der Sound soll nur bei Vollgas auffallen; dann wirkt er wie eine Mischung aus einem weit entfernten Vierzylinder und einem futuristischen Laserstrahlen-Sound.
Gleich vier Monitore, aber die Touchscreens links und rechts vom Instrumentendisplay werden vom Lenkrad verdeckt
Die Schalensitze mit Kunstleder-Bezug bieten jedoch guten Komfort; Tester Kris hatte auch nach vier Stunden Fahrt auf welligen Straßen keinerlei Beschwerden. Allerdings hätte er gern noch etwas tiefer gesessen. Und über 1,80 Meter große Kollegen mussten sich den Hals verrenken, um dem Fahrtwind zu entgehen.
Der Cyberster Trophy mit seinem 250-kW-Heckantrieb kostet knapp 55.000 Pfund und tritt gegen den 220 kW starken Porsche 718 Boxster an, der in Großbritannien rund 56.000 Pfund kostet und ähnlich schnell sprintet. Der 5.000 Pfund teurere Cyberster GT mit 400 kW-Allradantrieb muss es mit dem Boxster GTS aufnehmen, der allerdings nur etwa 300 kW bringt und eine schlechtere Sprintzeit (4,0 Sekunden) hat.
Bevor man mit dem getesteten Cyberster GT Vollgas gibt, sollte man seine Beifahrerin oder seinen Beifahrer warnen, schreibt der Autocar-Tester. Doch dankenswerterweise steht im Komfortmodus nicht die ganze Leistung zur Verfügung, auch noch nicht im Sportmodus, sondern erst im Supersport-Modus. Die Modi werden mit der rechten Lenkradwippe gewählt, mit der linken Wippe aktiviert man einen der drei Rekuperationsmodi.
Auch wenn MG nun zu SAIC gehört, an der Front prangt immer noch das Achteck
Die elektrische Lenkung vermittelt wenig Gefühl für die Straße, durch ihre Präzision vermittelt sie aber Vertrauen, insbesondere im Sportmodus. Deshalb bevorzugt Kris diesen, zusammen mit dem Comfort-Modus für den Antrieb. In anderen Antriebsmodi ist die Wildheit des Cyberster einfach zu viel für das Gehirn des Testers. Den Track-Modus, der mit dem roten Knopf am Lenkrad aktiviert wird, setzt man auf der Straße wohl höchstens mit großer Vorsicht ein.
Die Effizienz bei der Testfahrt gibt Kris mit etwa 2,5 Meilen pro kWh an; das entspricht einem Verbrauch von etwa 25 kWh/100 km. Das ist ziemlich viel, wie Kris zugibt, aber auch damit ergebe sich noch eine Reichweite von rund 320 km. Im Normzyklus soll das Auto jedoch rund 480 km schaffen.
Mazda MX-5: Nur 132 PS (97 kW), aber viel Fahrspaß
Porsche 718 Boxster: Wegen EU-Cybersicherheits-Richtlinie nicht mehr konfigurierbar
Alles in allem ist der Cyberster nicht so leichtfüßig wie ein MX-5 und nicht so ausgefeilt wie ein Boxster, schreibt Kris. Außerdem wirke das Infotainment ablenkend. Die Assistenzsysteme performen ebenfalls nicht gut. Kris stellte sie schnell ab, nachdem er einmal an einem Berghang einen gehörigen Ruck am Lenkrad spürte. Aber der Wagen beweise, dass Elektroautos Spaß machen können und biete ein sicheres Handling sowie einen Reisekomfort wie ein GT. Zudem beeindruckte den Tester die atemberaubende Power des Allradmodells. Der leichtere Hecktriebler sei sogar noch besser, hier kann man die Hinterräder in der Kurve sogar zum Quietschen bringen.
Unter dem Strich
Der MG Cyberster scheint gut geworden zu sein. Wie nicht anders zu erwarten, sitzt man höher als in einem klassischen Roadster, und das Auto fühlt sich nicht so agil an wie ein Mazda MX-5. Aber durch die überlegene Leistung bietet der Wagen dann doch viel Fahrspaß, und das zu einem Preis, der nicht höher ist als bei gleichwertigen Verbrennern.
Bildergalerie: MG Cyberster (2024)
Quelle: Autocar, MG UK (Daten)