MG

MG3 Hybrid+ Luxury (2024) im Test: Kraftzwerg mit Kraftwerk

Vollausstattung, 194 PS, 24.000 Euro: Lohnt sich der Blick nach China?

mg3 hybrid+ luxury (2024) im test: kraftzwerg mit kraftwerk

Als aufmerksamer Besucher unserer Seite dürften es Ihnen nicht entgangen sein, dass wir in letzter Zeit vermehrt günstige Neuwagen im Bereich um 20.000 Euro getestet haben. Denn was können Sie und ich uns denn noch leisten? Offiziell heißt es laut Statista: “Im Durchschnitt investierten die deutschen Autokäufer 2023 beim Erwerb eines Neuwagens rund 44.630 Euro. Das waren gut 1.800 Euro mehr als noch im Vorjahr.”

Schön und gut, aber hier fließen viele Firmenwagen hinein, wo es nicht so sehr auf den Cent ankommt. Über 40.000 Euro schütteln nur die wenigsten locker-flockig aus dem Ärmel, wenn man Privatkunde ist. Also fragt man sich: Wie viel Auto brauche ich, wie viel Auto kann ich mir leisten? Die Antwort könnten zwei Traditionsbuchstaben liefern, die inzwischen chinesisch sind: MG.

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Bereits 2008 mutierte dort ein Rover Streetwise zum MG 3SW, 2011 folgte der eigenständige, später in Birmingham produzierte MG 3. Besonders in Großbritannien konnte der günstige Kleinwagen punkten. Im Februar 2024 schließlich debütierte auf dem Genfer Salon der MG3 Hybrid+, wie er offiziell geschrieben wird. Und er ist der erste seiner Art, der auch zu uns kommt. 

Zunächst als Vollhybrid zu Preisen zwischen 20.000 und 25.000 Euro, später folgt voraussichtlich noch eine Version nur mit Verbrenner zum günstigeren Tarif. Wir sind den MG3 Hybrid+ ausführlich gefahren. Sorgt er für Sympathien wie die ganz alten MG? Schlägt er so ein wie das altgediente Bundeswehr-Gewehr gleichen Namens? 

Schnelle Daten MG3 Hybrid+ Luxury (2024)
Motor 1,5 Liter-Hybrid; Benziner 75 kW (102 PS), Elektromotor 100 kW (136 PS); Systemleistung 143 kW (194 PS)
Getriebe 3-Gang-Hybrid-Getriebe
Drehmoment 128 Nm (Benziner), 250 Nm (Elektro)
Kofferraumvolumen 293 – 983 Liter
Preis 23.990 Euro

Exterieur | Interieur | Fahreindrücke | Verbrauch und Preis | Fazit

Exterieur

Betrachtet man sich den neuen kleinsten MG, so wirkt er gar nicht so sehr wie eine Neuheit, sondern eher wohl vertraut. Ein Schuss alter Toyota Yaris findet sich im Design, ebenso andere asiatische Kleinwagen, etwas Ford vielleicht auch. Dazu ein paar Sicken und Blechfalze. Aus unserer Sicht keine zu verspielte Optik, aber auch nichts, was einem vom Hocker reißt.

Roland Hildebrandt

Das soll es auch gar nicht, sondern einfach viel Auto fürs Geld bieten. Ähnlich wie der alte MG ZS, dessen Nachfolger gewissermaßen der SUV-Cousin des 3 ist und auch dessen Hybrid-Technik nutzt.

Abmessungen MG3 Hybrid+ Luxury (2024)
Länge 4.113 mm
Breite 1.797 mm
Höhe 1.502 mm
Radstand 2.570 mm
Kofferraum 293 – 983 Liter
Leergewicht 1.285 kg
Zuladung 448 kg
Stützlast n.b.
Anhängelast 500 kg

Interieur

Hier schrieben wir schon nach unserem ersten Kontakt mit dem MG3 Hybrid+ Folgendes: “Eine sehr gute Bein- und Kopffreiheit im Fond, dort gibt es je nach Ausstattung auch Ausströmer der Belüftung. Ausreichend dimensioniert ist auch der Kofferraum, praktisch die Bügeltürgriffe. Vorne sitzt man etwas zu hoch, gleichzeitig ist das Lenkrad etwas zu niedrig positioniert. Das Cockpit setzt auf gut ablesbare Bildschirme, generell erweist sich die Bedienung als weitestgehend einfach. Der mittige Touchscreen hat große Bedienfelder, unter ihm befinden sich große ‘echte’ Direktwahltasten.”

Daran hat sich nichts geändert, olfaktorisch stechen aber doch über längere Zeit die Kunststoffe in die Nase, auch wenn das Ambiente als Mix aus Hartplastik und Kunstleder als solches durchaus zu gefallen weiß. Negativ auch: Die serienmäßige Klimaautomatik bläst viel zu lange auf höchster Stufe, selbst für Freunde der Auto-Einstellung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lüftungsdüsen nicht sehr fein kalibrierbar sind.

Trotz der erwähnten Bedienfelder ist der Touchscreen in einigen Aspekten zu kleinteilig, die China-Herkunft verrät die konsequente Kleinschreibung in einigen Details. Hier gibt es also noch Verbesserungsbedarf, auch bei Lenkradtasten, deren Bedeutung sich nicht sofort erschließt.

Gut sind die vielen Ablagen, zudem in der Luxury-Ausstattung die Vogelperspektive beim Einparken und eine 3D-Ansicht im Stand. Gleiches gilt für die breite Darstellung der Karten bei Apple CarPlay. Beim Durchtauschen im Kollegenkreis zeigte sich zudem, dass die Vordersitze nichts für zu breite Hintern und Hüften sind.

Fahreindrücke

Unterwegs zeigen sich schnell die fast 200 PS Systemleistung des Hybrids und sein großer E-Motor. Beim Beschleunigen ist ein spürbarer Strom-Boost feststellbar, in flotten acht Sekunden schnürt der Kleinwagen auf Tempo 100. Zudem sorgt die üppige E-Maschine für ein weitgehend harmonisches Fahren, ein echter “Gummiband-Effekt” mit Krach entsteht nur bei Vollgas. Gelegentlich korrespondieren Geräusch und Beschleunigung auch im normalen Betrieb nicht miteinander, im kalten Zustand wirkt der Antrieb ungehobelt.

Doch man kann langsam recht lange elektrisch fahren, etwa durch eine Spielstraße. Falls Sie nun sagen: Schön und gut, aber das alles ist mir zu viel! Keine Angst, MG will noch einen 3 mit normalem Verbrenner nachschieben. Vielleicht dann nur der 1,5-Liter-Sauger mit 102 PS alleine, wir werden sehen.

Zwiespältig fällt unser Urteil hinsichtlich der Assistenz-Armada aus. China und die EU meinen es gut mit uns, doch es piept oft, ohne zu wissen, warum denn nun schon wieder. So funktioniert die Verkehrserkennung nur sporadisch, der Spurhalte-Assi plärrt sofort, wenn man nur eine Sekunde zu spät geblinkt hat. Die Eingriffe der Assistenzsysteme bei Lenkung und Bremse erfolgen manchmal zu unharmonisch, hier ist noch Anpassungsarbeit nötig.

Auf der anderen Seite funktionieren ACC und die Integrierte Abstands- und Geschwindigkeitsregelung (ICA) auf Langstrecken sehr gut und ermöglichen einen Hauch von autonomem Fahren. Leider funktioniert ICA nur bis Tempo 130. Insgesamt bleibt festzuhalten: Fahrspaß, aber auch Bevormundung.

Verbrauch und Preis

Kommen wir zum wichtigen Kostenkapitel. Bei einem Hybrid wie dem MG3 hängt er Verbrauch stark von der Fahrweise und der gewählten Strecke ab. Wer den unharmonischen Eco-Modus wählt, erzielt auf Umlandstrecken und in der Stadt sogar eine Drei vor dem Komma. MG gibt 4,4 Liter Werksverbrauch an, das ist durchaus im Normal-Modus ohne Verrenkungen erzielbar. Bei konstant 130 km/h auf der Autobahn kamen wir auf 5,4 Liter, sollte es mal ganz schnell gehen, standen 6,6 Liter auf der Uhr. Insgesamt Werte, die gemessen an der hohen Leistung absolut fair sind.

Fair ist auch die Preisgestaltung für dem MG3 in Deutschland. Die bereits ordentlich ausgestattete Basis notiert bei 19.990 Euro. Doch da der praktisch vollausgestattete “Luxury” nur 4.000 Euro teurer ist, raten wir im Verhältnis zum Inhalt zu diesem. Zum Vergleich: Der günstigste VW Polo mit 80 Saug-PS liegt bei 19.835 Euro.

Zudem gibt MG 7 Jahre oder 150.000 km Garantie. Wie nachhaltig die Versorgung mit Ersatzteilen ist, muss sich noch zeigen, hier hat MG aber durch die mit Abstand meisten Verkäufe aller China-Marken in Deutschland eine gewisse Verpflichtung.

Fazit: 7/10

Beim Thema Kosten und Verbrauch hat der MG3 Hybrid+ das Potenzial für eine 8/10. Doch mangelnder Feinschliff im Detail und nervige Assistenzsysteme rauben ihm diese Wertung. Ein im Konzept gutes Fahrzeug, aber es gibt noch Verbesserungspotenzial.

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