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China-Autobauer umgeht EU-Strafzölle: Das ist eine Chance für unsere Wirtschaft

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Chinesischer Autobauer nimmt Fahrzeug-Produktion in den USA auf.

Seit dem 5. Juli erhebt die Europäische Union höhere Einfuhrzölle auf Elektroautos aus China. Die Aufschläge liegen bei bis zu 37,6 Prozent und werden mit einer Wettbewerbsverzerrung durch staatliche Subventionen an chinesische Autobauer begründet. Politik und Wirtschaft in Deutschland sehen die – bislang vorläufige – Maßnahme allerdings sehr kritisch: Die deutschen Autobauer arbeiten eng mit den Chinesen zusammen, produzieren selbst in China für den riesigen Markt. Sie befürchten einen Bumerangeffekt.

Unabhängig von diesen Ängsten zeigt sich jetzt ein Nebeneffekt, der sich für Standorte in Europa und in den USA positiv auswirken könnte: Mehrere chinesische Autohersteller haben angekündigt, künftig auch in den USA beziehungsweise in Europa zu produzieren. Polestar hat gerade erst den Produktionsstart in den USA bekannt gegeben.

Chinesische Werke können neue Arbeitsplätze in Europa schaffen

Begründet wird die Entscheidung für Auslandswerke von den meisten chinesischen Herstellern mit den verbesserten Möglichkeiten, die Kunden vor Ort maßgeschneidert zu bedienen. Doch die Zölle, die sich auf diesem Wege für die Hersteller sparen lassen, dürften ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen. Letztlich spart die Produktion vor Ort nicht nur Kosten für den Zoll, sondern verbessert auch die Planbarkeit bei den Preisen.

Wie Polestar jetzt mitgeteilt hat, wurde die Produktion des Elektro-SUV Polestar 3 im US-Bundesstaat South Carolina offiziell aufgenommen. Es ist damit das erste Fahrzeug der Marke, das parallel in China und im Ausland vom Band läuft. Von South Carolina aus soll in Zukunft nicht nur der amerikanische, sondern auch der europäische Markt bedient werden. Polestar-Chef Thomas Ingenlath sprach von einem Schritt, der zu einer stärken Marktposition führen werde. Die Nachfrage nach Probefahrten sei schon jetzt enorm.

Polestar, dass zum chinesischen Geely-Konzern gehört, ist mit seinen Ambitionen für eigene Produktionsstätten in den Zielmärkten keineswegs allein. Platzhirsch BYD hat bereits mitgeteilt, dass im Rahmen der Strategie „in Europa für Europa“ ein Werk in Ungarn die Arbeit aufnehmen soll. Die zeitlichen Angaben schwanken hier stark, zwischen 2025 und 2027 dürfte es aber in jedem Fall so weit sein. In Ungarn – wo inzwischen auch die deutschen Hersteller sehr aktiv sind – könnte eine EU-Version des BYD Seagull gebaut und für einen Preis unter 20.000 Euro angeboten werden. Der Bau eines Werkes an einem weiteren europäischen Standort ist laut BYD-Europachef Michael Shu bereits geplant. Es gibt zahlreiche Bewerber, unter anderem Italien, aber offenbar noch keine Entscheidung.

Chinesische Firmen auf Expansionskurs

Noch schneller als BYD agieren Leapmotor und Chery, die beide europäische Partner besitzen. Chery kooperiert mit Ebro und dürfte die Produktion in Spanien noch in diesem Jahr aufnehmen. Neben E-Autos sollen auch Hybride und Verbrenner gebaut werden. Bei Leapmotor heißt der starke Kooperationspartner Stellantis. Die Opel-Mutter hat sich den Einstieg 1,5 Milliarden Euro kosten lassen, produziert wird in Polen.

Die chinesische Offensive, mit Xpeng wäre ein weiterer Hersteller zu nennen, dürfte an den Produktionsstandorten zahlreiche Arbeitsplätze schaffen und zur wirtschaftlichen Stärke der jeweiligen Region beitragen. Sie bedeutet aber zugleich eine ernsthafte Konkurrenz für die heimische Autoindustrie. Mercedes-Chef Ola Källenius und andere deutsche Spitzenmanager haben deutlich gemacht, dass ihnen dieser Wettbewerb allemal lieber ist, also eine protektionistische Politik, die zur Abschottung der Märkte führt.

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