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Verkehrswende in Frankfurt: Mehr Scooter, Räder, und Autos zum Leihen

verkehrswende in frankfurt: mehr scooter, räder, und autos zum leihen

Mobil auf Zeit: Frankfurt will flächendeckend das Fortkommen ohne eigenes Auto ermöglichen.

Mein Fahrrad, mein Elektroroller, mein Auto: Dieses aus einer älteren Fernsehwerbung bekannte Prinzip hat in der Frankfurter Mobilitätspolitik ausgedient. Um das Verkehrsaufkommen zu reduzieren, setzt sie stattdessen auf geteilte Mobilität, genannt „Shared Mobi­lity“.

Im Stadtgebiet sollen bis zum Jahr 2029 flächendeckend Angebote von Leih-Scootern, Mietfahrrädern und Carsharing-Fahrzeugen den öffentlichen Nahverkehr ergänzen und den Verzicht auf das eigene Auto erleichtern. Dazu sind 950 Mobilitätsstationen geplant, und zwar in den Kon­fek­tionsgrößen S, M und L. Ihre Verteilung richtet sich nach der Lage im Stadt­gebiet.

Die kleinsten, von denen mehr als 500 in der Innenstadt ausgewiesen werden sollen, gibt es an einigen Stellen schon, etwa im Bahnhofsviertel. Es sind die markierten Abstellflächen für E-Scooter und Mietfahrräder, oft nur von der Größe eines Autoparkplatzes, der dafür umgewidmet wird. Auch in der Innenstadt von Höchst und an der Berger Straße, der Leipziger Straße und der Schweizer Straße werden sie markiert und mit entsprechendem Schild versehen. Sie sollen alle 100 bis 200 Meter zu finden sein.

Vom Stadtkern zu den Außenästen des Nahverkehrs

Zu den Stationen der Größe M gehört auch ein Parkplatz für Carsharing-Autos. Knapp 400 solcher Stationen sind um den Innenstadtkern herum zwischen Anlagenring und Alleenring sowie im nörd­lichen Sachsenhausen an Haltestellen und in Wohnquartieren vorgesehen. Zu ihnen soll man nicht mehr als 500 Meter laufen müssen. An den Außenästen des Nahverkehrs und ausgewählten Schienenknotenpunkten sollen schließlich noch etwa 30 Stationen der größten Kategorie hinzukommen, an denen es mehrere Carsharing-Stellplätze geben wird.

Für Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen) sind die Mietangebote zusammen mit dem Nahverkehr ein Teil des Umweltverbunds, ohne den der Verkehr bei einer steigenden Zahl von Einwohnern und Pendlern nicht zu bewäl­tigen sei. „Es geht um die Vernetzung auf der letzten Meile.“ Andere Städte hätten damit schon begonnen, Bremen habe 2003 die erste Mobilitätsstation eingerichtet. Siefert hob bei der Vorstellung der Pläne auch die ordnende Funktion der Mobilitätsstationen hervor.

Denn sie sind nicht nur ein Angebot, sondern E-Scooter dürfen in der Innenstadt auch nur auf diesen ausgewiesenen Flächen abgestellt werden. Die Nahverkehrsgesellschaft Traffiq, die das Projekt Mobilitätsstationen koordiniert, hat eigens eine Software zur Überwachung angeschafft. Mit einer zugehörigen App können auch Bürger falsch abgestellte E-Scooter melden, die von den Anbietern dann korrekt platziert werden müssen. „Außerdem sehen wir, welche Stationen wenig genutzt werden und welche überlastet sind und vergrößert werden müssen“, sagte Traffiq-Geschäftsführer Tom Reinhold.

Traffiq arbeitet mit dem Straßenverkehrsamt und dem Amt für Straßenbau und Erschließung zusammen, die sich um die Anordnung der Mobilitätsstationen und die Instandhaltung kümmern. Weil es in den meisten Fällen nur um eine Markierung und ein Straßenschild geht, sind die 950 Stationen für 5,5 Millionen Euro zu haben. Die Kosten würden von Traffiq zunächst in Rechnung gestellt und von den Ämtern aus dem städtischen Klimafonds bezahlt, sagte Reinhold. „Wir haben aber auch Einnahmen durch die Gebühren der Anbieter für die Sondernutzung“, ergänzte Siefert.

Grundangebot bis Ende 2025 möglich

Zugleich bemüht sich die Stadt darum, bis in alle Stadtteile hinein stationäre Carsharing-Plätze mit je zwei Autos eines Vermieters anzubieten. Neben den mehr als 500 Carsharing-Fahrzeugen ohne festen Stellplatz gibt es in Frankfurt etwa 550 an festen Stationen, die meist auf Privatgelände liegen.

Die Erlaubnis, solche festen Stationen auch im öffentlichen Straßenraum einzurichten, verbindet die Stadt nach Worten von Jens Wöbbeking vom Straßenverkehrsamt mit Vorgaben, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten.

Die Anbieter könnten sich um Bündel aus A-, B- und C-Lagen bewerben. Also einer Mischung aus besonders attraktiven und weniger günstigen Standorten, die sich nach Einwohnerdichte, Parksituation und Nahverkehrsangebot unterschieden. „Wir wollen die Zahl der stationären Carsharing-Fahrzeuge um 210 auf 760 erhöhen, also auf eines je 1000 Einwohner“, sagte Wöbbeking. Ein Grundangebot in allen Stadtteilen könne bis Ende 2025 entstehen.

Die Mobilitätsstationen gehören zu diesem stationären Carsharing-Angebot. Ihre Einrichtung sei ein Ergebnis des noch nicht beschlossenen Masterplans Mobilität, sagte Heiko Nickel vom Mobilitätsdezernat. Sie bedeuten auch, dass dafür mehr als 1000 öffentliche Parkplätze im Stadtgebiet einen neuen Zweck bekommen.

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