Ein richtiger Erfolg war der Audi e-tron GT mit Blick auf den Absatz nicht. Das soll sich jetzt indes nach einem Facelift ändern.
Mit den jetzt drei Modellvarianten setzen die Ingolstädter stärker auf Differenzierung: Der e-tron GT kommt einer klassischen Sportlimousine am nächsten, auch wenn die beachtliche Leistung des elektrischen Antriebs die von einem Verbrenner ausgehenden Emotionen nicht erreicht. Der RS GT geht nicht nur auf dem Papier wesentlich dynamischer zur Sache, ist fast 180 PS stärker und bietet mehr Drehmoment, sondern fährt sich auch real deutlich sportiver. Für Menschen, die immer noch einen draufsetzen wollen, ist die neu ins Programm genommene Spitzenversion RS GT Performance gedacht, die sich mit ihren 925 PS und über 1.000 Newtonmeter Drehmoment als stärkster jemals gebauter Serien-Audi bezeichnen darf.
Viele Käufer bisher nicht überzeugt
Zwar will es in Ingolstadt niemand so richtig zugeben, aber der E-Tron GT konnte in seiner ersten Lebenshälfte weniger Käufer überzeugen als gehofft, nicht zuletzt wegen der zu geringen Reichweiten, aber auch durch die Konkurrenz im eigenen Konzern-Haus durch den ebenfalls erst kürzlich überarbeiteten Porsche Taycan. Der Audi ist unserer Meinung nach dabei die formal gelungenere, weil in der Linienführung ruhigere, klassischere Limousine und verfügt zudem markentypisch über den etwas wertigeren Innenraum, der Porsche setzt dagegen vor allem auf Fahrdynamik und den großen Namen.
Laden mit bis zu 320 kW
Fortschritte und Verbesserungen vermeldet der GT e-tron nicht nur bei Leistung und Reichweite, sondern auch in anderen Bereichen. Zum Beispiel beim Laden, wo die maximale Performance von 280 auf 320 kW steigt und die Batterie dank 800-Volt-Technik im besten Fall nun in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufgeladen ist. Dabei benötigt der Audi keinerlei Vorkonditionierung, vielmehr zeigt er die mögliche Ladeleistung schon vorher im Cockpit an und hält das dort gegebene Versprechen an der Ladesäule dann auch ein.
In allen Varianten bleibt es beim bewährten Allradantrieb, neu entwickelt wurde dagegen das Luftfederfahrwerk. Es bietet trotz der hohen Fahrdynamik und der großen, mindestens 20 Zoll messenden Räder einen überraschend hohen Alltagskomfort. Der lässt sich noch steigern mit dem neuen, gegen Aufpreis erhältlichen Aktivfahrwerk. Ebenfalls Aufgeld kostet die Allradlenkung mit einer deutlich direkteren Übersetzung an der Vorderachse als beim Vorgänger. Die Hinterräder schlagen bis etwa 50 km/h um maximal 2,8 Grad gegenläufig zu den Vorderrädern ein, was die Handlichkeit steigert. Ab 80 km/h schlagen die Räder in die gleiche Richtung ein, ein wahres Vergnügen, wie wir auf teils engen Kurven auf Odenwälder Landstraßen erfahren durften.
Es muss nicht unbedingt ein RS sein
Zur Beschreibung der vielen weiteren Veränderungen, etwas beim Design, fehlt es hier an Platz. Für ein Lob sind aber noch genug Zeilen übrig: Der E-Tron GT hat mit seiner Überarbeitung deutlich gewonnen. Nicht nur Leistung, Drehmoment, Reichweite und Lademanagement wurden verbessert, sondern viele weitere Details in die richtige Richtung gedreht. Der elektrische Audi ist nun zwar nochmals teurer geworden, paradoxerweise aber jetzt erst sein Geld wirklich wert. (SP-X)