Wir konnten den neuen Tesla Model 3 auf einer ersten Ausfahrt testen. Was der Fahrbericht bestätigt: Vieles, aber nicht alles wurde besser.
Die Cybertruckpräsentation in München Parsdorf nutzten wir gleich für einen Ausritt im neuen Model 3, das uns wie Sauerbier angeboten wurde: „haben Sie schon einen Tesla“ – „Nein, wir sind von der Presse und wollten das neue Model 3 einfach mal fahren“…was wir ja gern tun wollen. „Dann müssten Sie sich eigentlich an die Presseabteilung…“ aber die antwortet ja nun mal nicht auf derartige Anfragen von uns, weshalb wir gern „privat“ fahren.
„Sie müssen das Model 3 unbedingt fahren – sind Sie schon Tesla gefahren?“ Ja, wir sind bis auf Roadster, Cybertruck und den Semi alle Tesla schon gefahren, teils mehrfach. „Dann kennen Sie sich ja aus: Der Wählschalter liegt jetzt links am Screen und der Blinker im Lenkrad“. Sehr gut, wissen wir und wollen starten, nicht ohne den letzten Hinweis:
“Sie müssen UNBEDINGT einen Tesla kaufen!“
Oh mein Gott, wie nötig hat es diese gehypte Company eigentlich, ihren vollen Hof leerer zu bekommen???
Für uns zählen Fakten und das Wischen am Screen geht in Ordnung, der Blinkerhebel gar nicht, denn um auf die Autobahn zu kommen, muss man in Parsdorf bei München durch zwei Kreisel und da ist die Lösung mit den Lenkradblinktasten einfach kompletter Murks, da man in der Kurve immer erst die Lenkradstellung checken muss, um korrekt zu blinken.
Schnell ladend, sparsam und stark
Beschleunigung und Raumausnutzung sind weiter über jeden Zweifel erhaben, der Bordrechner meldet bei wahrscheinlich eher schlampiger Fahrweise für die letzten 7.166 Kilometer 18,7 kWh/100 km Netto-Verbrauch, was brutto 20,6 kWh sind, sparsamer als der Polestar Long Range in unserem Test. Hatten wir aber erwartet – wir würden im Sommer wahrscheinlich locker auf 18 kWh/100 km minus x kommen, haben im Long Range auch schon mal knapp 15 geschafft – die Sparsamkeit blieb also, ebenso wie das dichte (pro Station zu) üppig bestückte Superchargernetz samt Fahrzeugerkennung. Einstecken, laden, weiterfahren, Rechnung kommt automatisch. So muss das Alles!
Geräusch, Komfort und Verarbeitung wurden allesamt dezent besser
Auch die Verarbeitung wurde dezent besser und Wertiger, wobei der Grat zwischen coolem Premium und Roller-Billig-Möbelbude bei Tesla schon sehr schmal ist – wobei wir das zurückhaltende Design sehr schätzen.
Klare und übersichtliche Bedienung
Auch die Bedienung ist, dafür, dass alles auf den Screen gepackt wurde, weiter einigermaßen übersichtlich und klar – die Menüs hat man trotz ihrer Vielfalt und teils Tiefen nach wie vor schneller intus als bei manch anderem Hersteller, zumal man wenig wischen muss, stattdessen aber per Direkteinsprung viel Ertippen kann. Was ein Unterschied ist!
Am Weg zurück tröpfelt es und wenn man Blinker, Wischer und ja, eigentlich auch den Fahrwählhebel eben als physische HEBEL belassen hätte, wäre das ergonomisch einfach sinnvoller gewesen. Und so kurven wir freudig und zügig, das Blinken auslassend durch die Kreisel zurück zum Tesla-Center. Wo wir jetzt auf die Fastlane dürfen, um die Show des Cybertruck mitzuerleben. Der mit seinen LEDs blinzelt und seinen gewaltigen Frunk öffnet.
Erfolg von Tesla beruht auf Fakten
Was Tesla genauso wenig nötig hätte wie den Hinweis, dass wir doch unbedingt einen Tesla fahren oder noch besser kaufen MÜSSEN…unser nackter weißer Basis-Long-range mit Allrad startet aktuell bei 49.990 Euro. Mit kleinerem Akku und Heckantrieb only und kleinerem 58-kWh-Akku sind es gar nur 40.990 Euro (Stand 28.5.2024) brutto.
Was bedeutet das?
Der Erfolg Teslas beruht nicht auf Show, sondern auf Fakten. Als da wären: Tolles Ladeerlebnis, sparsamer, kräftiger Antrieb und tolle Raumausnutzung bei noch ordentlicher Bedienbarkeit. Schade nur, das die schlechter wurde und das Model 3 mit dem Facelift zwar komfortabler und leiser aber nicht noch sparsamer wurde. Auch die Versicherungseinstufungen sind wegen Gigacasting und Co hoch. Trotzdem würden auch wir empfehlen: Ja, sie können nach wie vor über einen Tesla nachdenken…