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Wie vor 100 Jahren: Oldtimer zogen bei Herkules-Bergrennen in Kassel die Blicke auf sich

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Wie vor 100 Jahren: Oldtimer zogen bei Herkules-Bergrennen in Kassel die Blicke auf sich

wie vor 100 jahren: oldtimer zogen bei herkules-bergrennen in kassel die blicke auf sich

Horst Laue mit seinem BMW Wartburg DA3 aus dem Jahr 1930.

Knapp 60 Oldtimer am Start und mehrere tausend Zuschauer am Wegesrand: Die Veranstaltung zum 100. Jubiläum des Herkules-Bergrennens ließ ein Stück automobile Zeitgeschichte wieder aufleben.

Kassel – Als „Giftzwerg von Eisenach“ wird der BMW Wartburg aus dem Jahr 1930 angekündigt, als Horst Laue damit am Samstag beim Herkules-Bergrennen in die Startposition rollt. Das gerade mal 3,20 Meter lange und 20 PS starke Fahrzeug wurde seinerzeit oft unterschätzt, fuhr in den 1930er-Jahren aber zahlreiche Klassensiege ein.

Horst Laue findet andere Worte für den Wagen. „Das ist mein Herz und meine Seele“, sagt er und tätschelt das Armaturenbrett hinter dem hölzernen Lenkrad. Für den 82-Jährigen ist es nicht irgendein Oldtimer. Sein Vater Hugo Laue hatte den Wagen vor 93 Jahren selbst im Eisenacher Werk abgeholt und fuhr damit viele Jahre auch Rennen. Ein historisches Foto von dessen Sieg bei der Thüringer Winterfahrt 1934 hat Laue als Plakat mitgebracht.

Von dem Modell wurden damals lediglich 150 Stück produziert, heute gibt es weltweit noch 16 Exemplare, berichtet Laue. Er selbst fährt den Wagen, seit er 18 Jahre alt ist. Damals unternahm er damit auch die ersten Ausfahrten mit seiner späteren Ehefrau. Seit ihrem Tod vor sechs Jahren ist der Beifahrersitz meist leer, wenn Horst Laue in seinem historischen BMW unterwegs ist. Dass der Wert des Wagens sich für ihn nicht in Euro bemisst, versteht sich da von selbst.

Auch wenn der Thüringer seit Jahrzehnten bei Rennen, Schaufahrten und Oldtimer-Treffen mitmischt, ist das Kasseler „Herkules Bergrennen“ für ihn eine Premiere. Vor 100 Jahren fand es erstmals statt. Das wurde am vergangenen Wochenende zwei Tage lang mit einem „rollenden Museum“ gefeiert. 58 historische Automobile und Motorräder nahmen an den Präsentationsläufen teil. Wegen des Welterbetitels führt die Strecke heute nicht mehr durch den Bergpark, sondern verläuft unterhalb auf der Tulpenallee.

Auch Horst Laue, knatterte mit seinem BMW an Torwache und Schloss vorbei und winkte dabei den Zuschauenden am Wegesrand zu. Das Ruckeln, das beengte Sitzen im 1,25 Meter breiten Zweitsitzer, die aus heutiger Sicht spartanische Technik: „Das ist ein ganz andere Fahren“, schwärmt der 82-Jährige. Um Schnelligkeit geht es im längst nicht mehr – zumal das Schmuckstück bloß keine Schrammen davontragen soll. Horst Laue ist Genussfahrer.

Ins Schwärmen angesichts der geballten Automobilgeschichte gerieten viele Teilnehmer und Besucher auch auf dem Parkplatz Ochsenallee, wo weitere Oldtimer ausgestellt waren. Einer der Hingucker – wenn auch vergleichsweise jungen Datums – war der Lotus Eleven Le Mans, mit dem Kees van Degrint und sein Sohn Cornee in Kassel waren. Für den Rennwagen, Baujahr 1957, hatte damals ein Flugzeugingenieur eine aerodynamische und sehr leichte Aluminium-Karosserie entwickelt.

Die seinerzeit sensationellen Geschwindigkeiten von 220 km/h sind heute nicht mehr das Ziel von Kees van Degrint. „Das Auto und ich sind zu alt, um richtig zu kämpfen“, sagt der 71-Jährige. Umso besser gefällt ihm das Schaufahren in Kassel. „Das ist ganz toll hier mit den vielen Vorkriegsautos“, sagt der Holländer.

Heinz Jordan (Helsa) vom Veranstalter J&K Automobiles Kulturgut war am Sonntagabend begeistert vom großen Interesse am Jubiläums-Bergrennen. „Es war bombe!“ Er schätzte die Besucherzahl auf mehrere tausend. Nun wolle man alles daran setzen, dass es im nächsten Jahr eine Wiederholung gibt. (Katja Rudolph)

wie vor 100 jahren: oldtimer zogen bei herkules-bergrennen in kassel die blicke auf sich

Weltmeister-Wagen: Den Lotus Eleven Le Mans, mit dem Kees und Cornee van Degrint (von links) an der Start gingen, hat einst Rennfahrer Graham Hill gesteuert.

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