Oldtimer

Auto-Bäume im Wüstenwald

Zwei Künstler haben in einer ehemaligen Goldgräber-Stadt mit dem International Car Forest einen Wald aus Autos gepflanzt. Nicht nur Sprayer sind jederzeit willkommen.

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© Gregor Hebermehl

Auf dem Gelände des “International Car Forest of the Last Church” in Goldfield/Nevada steckt dieser Schulbus kopfüber im Wüstensand.

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Diese von Einschüssen durchlöcherte Limousine haben die Künstler auf der Seite liegend im Boden vergraben.

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Auch wenn von diesem Auto nur noch Reste übrig sind, ziert eine hübsche Blüte die Karosserie. Graffiti-Künstler sind im International Car Forest jederzeit willkommen – sie sollen die Fahrzeuge optisch permanent verändern.

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Pick-ups gehören zu den ur-amerikanischen Fahrzeugen.

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Ein Pick-up (links) und ein alter Kombi strecken ihre Hecks in den Himmel.

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Auf das Dach dieses Kombis hat ein Künstler ein Bild gesprüht.

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Die Autos wirken, als wären sie vom Himmel gefallen.

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Dieser alte Bus steht erhöht am Rand des Autowaldes.

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Diese Steigung bewältigen nur allradgetriebene Offroad-Fahrzeuge.

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Zirka 30 Autos haben die Künstler Mark Rippie und Chad Sorg zum International Car Forest verarbeitet. Heute erweitert ein fünfköpfiges gemeinnütziges Kuratorenteam den Autowald jährlich um ein bis zwei Fahrzeuge.

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Alien-Motive (oben rechts auf dem Kofferraumdeckel) sind in der Wüste beliebt.

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Dieser Transporter hat endgültig eingeparkt.

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Auf das Dach dieses Pick-ups hat ein Künstler eine einfache Aufforderung gesprüht.

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Hier hat sich das Künstler-Kollektiv Indecline mit seinem Logo verewigt. Offensichtlich hat ein weiterer Künstler der weißen Logo-Figur die Worte “Tun Sie es anderen an” (Do unto others) in den Mund gelegt.

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Die bunt besprühten Autowracks sorgen für farbenfrohe Tupfer in der Wüste.

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Den International Car Forest können Besucher mit dem Auto oder zu Fuß erkunden.

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Dieser Kia Forte sieht noch recht neu aus.

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Den Pralltopf des Kia-Forte-Lenkrads hat jemand mit dem Spruch “Beiß’ rein. Du Abschaum” und einem Herzchen versehen.

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Die im oberen Rand des Kunstgeländes steckenden Fahrzeuge wirken besonders dramatisch.

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Diesem Kleintransporter ist, unter anderem, der Kasten- oder Pritschenaufbau abhandengekommen.

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Vom Dach der Limousine grinst ein prächtiger Smiley.

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Dieser Schulbus mit überdachter Terrasse ist eine Bühne, auf der Bands Konzerte geben.

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Auch ein propellergetriebenes Sumpfboot hat es nach Goldfield in die Wüste geschafft – es gilt augenzwinkernd als das zweite Mitglied des Goldfield Yacht Clubs.

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Der robuste Motor des Boots hat bisher den Wettereinflüssen gut standgehalten.

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Diese Limousine wirkt, als wäre sie über die Jahre von selbst im Sand versunken.

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Dieses Kinderauto steht ebenfalls im International Car Forest – es gehört zu den wenigen Fahrzeugen, die nicht teilweise vergraben sind.

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Dieser Bus wirkt, als hinge er an einer riesigen Angel.

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Im Zentrum des International Car Forest stecken viele Autos dicht beieinander im Wüstensand.

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Diese Autos stehen in der Nähe des Eingangs zum International Car Forest. Möglicherweise wollten die Künstler sie auch noch vergraben. Allerdings hat Künstler Chad Sorg das Projekt vor Jahren verlassen und Car-Forest-Erfinder Mark Rippie ist 2023 gestorben.

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Eine alte Fronthaube am Eingang weist auf den Namen des Kunstparks hin.

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International Car Forest of the Last Church heißt der aus Schrottautos aufgebaute “Wald” am Rand des Wüstenstädtchens Goldfield. 1906 war die ehemalige Goldgräber-Stadt mit zirka 30.000 Einwohnern die größte Stadt des US-Bundesstaates Nevada. Mit Abklingen des Goldrauschs innerhalb weniger Jahre zogen die Bewohner weiter – heute leben nur noch etwa 200 Menschen in dem Ort. Das einzige Restaurant ist das Dinky Diner, wo Reisende auf dem Weg ins Death Valley ihren Hunger stillen. Eine Fahrstunde weiter südlich liegt Beatty – der Wüstenort war bis vor ein paar Jahren als Treffpunkt von Erprobungs-Fahrern bekannt, die im Death Valley die Hitzebeständigkeit neuer Fahrzeugmodelle getestet haben. Wer ins Death Valley will, übernachtet in Beatty – durch Goldfield fahren die meisten nur durch. Aber ein Stopp lohnt sich – zwei Künstler haben im südlichen Teil der Stadt mit ungefähr 30 Autos und Bussen einen Kunstpark geschaffen.

Im Vorbeifahren verliebt

Mark Rippie aus Goldfield gehörten 80 Hektar Land am Rand der Stadt – außerdem hatte er eine Menge schrottreifer Autos. Wer sich in Goldfield umsieht, entdeckt auf vielen Grundstücken Autos aller Erhaltungsstufen. 2001 begann Rippie, ein paar Autos mit der Front nach unten in den hier schotterartigen Wüstenboden zu stecken. Künstler Chad Sorg aus Reno soll die verlassen in der Wüste steckenden Auto durch Zufall entdeckt und sofort Gefallen daran gefunden haben. Sorg meldete sich bei Rippie – er wollte bei dem Kunstprojekt mitmachen. Rippie gefiel das – er stellte Sorg für das Kunstprojekt an. Sorg verliebte sich zudem umgehend in Goldfield und zog in die Stadt. Mit Bagger und Schaufel haben die beiden dann die weiteren Autos im Boden versenkt – die meisten mit der Front voran. Die jetzigen Betreiber des Kunstareals betonen, dass die dafür nötigen Arbeiten pro Auto zirka zwei Wochen dauern.

Pick-ups und Busse

Weithin sichtbar ist ein Schulbus, der am oberen Rand des Geländes aus dem Sand ragt. Seine ehemals gelbe Farbe ist längst verwittert und übersprüht. Am Eingang des Car Forest weist ein Schild darauf hin, dass Sprayer willkommen sind – sie sind eingeladen, die Autos zu besprühen und damit das Kunstwerk permanent zu verändern. Inzwischen gibt es auf dem gesamten Gelände kein Fahrzeug mehr, dass nicht mit mehreren Lagen Graffiti überzogen ist. Allerdings haben die den Car Forest besuchenden Graffiti-Künstler höhere künstlerische Ambitionen als beispielsweise die Besucher der Cadillac Ranch in Texas – dort stecken zehn Cadillacs mit der Front im Sand. Während dort vorwiegend schwer leserliche Namen und Kürzel die Autos verzieren, gibt es im Car Forest oft ganze Bilder. Jede Woche entstehen im Autowald neue überraschende Kunstwerke, worüber sich die Verwalter freuen. Ganz selten übermalen sie eins, weil sie dessen Inhalt als unangemessen empfinden – meistens lassen sie die Künstler sich so ausdrücken, wie diese es für richtig halten.

Konzerte und ein Sumpfboot

“International” heißt der Autowald anscheinend, weil in ihm nicht nur US-amerikanische Fahrzeuge stehen – auch Modelle von Kia, Hyundai und Volvo gehören hier zur Kunst. Auf einem Bus liegt eine Stretch-Limousine und ein etwas höher gelegener Schulbus hat eine Art Veranda aus Holz, was ihn zu einer überdachten Bühne macht. Die Bühne selbst besteht aus dem Ladebett eines Sattel-Aufliegers. Hier treten Bands auf – das Publikum sitzt im gegenüberliegenden natürlichen Amphitheater. Die US-Roots-Rock-Band Muddy Boots & the Porch Pounders hat im Car Forest beispielsweise das Video zu ihrem Song World “I’m Walkin’ In” gedreht – darin kommt auch die besagte Bühne vor. Und unter der Bühne befindet sich eine Art Wohnung, in der Leute Partys feiern oder bei Konzerten tanzen.

In der Nähe des Schulbus-Hauses sitzt ein propellergetriebenes Sumpfboot im Wüstensand – diese Art Boote sind zum Beispiel aus den Everglades in Florida bekannt, in der eher trockenen Mojave Wüste wirkt das Boot bizarr. Die Verantwortlichen des International Car Forest betonen augenzwinkernd, dass das Sumpfboot das zweite Mitglied des Goldfield Yacht Club sei. Vom ersten Mitglied und vom Vorleben des Sumpfboots ist nichts bekannt.

Mark Rippie im Car Forest beerdigt

Mark Rippie und Chad Sorg haben sich während der Arbeiten am Car Forest zutiefst zerstritten. Worum es dabei ging, ist nichts für die Öffentlichkeit. Einige Einwohner Goldfields kennen den Grund, erzählen ihn aber nur unter vorgehaltener Hand und mit der Bitte, dass niemand darüber berichtet. Sorg ist nach Reno zurückgekehrt und arbeitet dort weiter als Künstler, Autor und Social-Media-Berater. Rippie hat seinen International Car Forest 2021 an eine aus fünf Leuten bestehende gemeinnützige Gesellschaft verkauft, die das Kunstprojekt weiterführt. Er ist 2023 gestorben und seinem Wunsch gemäß auf dem Gelände des International Car Forest beigesetzt.

Die Fünfer-Gruppe, die sich jetzt um den Car Forest kümmert, pflanzt jedes Jahr ein bis zwei Fahrzeuge in den Autowald. 2024 kommt nur ein Auto hinzu. Dessen Einweihung findet während der jährlichen Goldfield Days am ersten August-Wochenende (3./4. August 2024) statt.

Immer geöffnet

Den International-Car-Forest-Namens-Zusatz “oft the Last Church” sehen die Künstler als Hinweis auf die innere Spiritualität jedes einzelnen Besuchers. Es soll eine Erinnerung daran sein, dass jede durch den Autowald wandernde Person ein einzigartiges und persönliches Erlebnis hat.

Der International Car Forest ist rund um die Uhr geöffnet und kostet keinen Eintritt – dies ist den jetzigen Kuratoren sehr wichtig (Spenden sind willkommen). Sie laden jeden herzlich ein, vorbeizuschauen und wer mag, darf gern vor Ort Kunst machen.

Sämtliche Straßen des Car Forest sind nicht asphaltiert, bis auf einige steile Anstiege sind die meisten dennoch mit normalen Pkw befahrbar. Besucher können zudem das Gelände zu Fuß erkunden. Die Adresse des Kunstgeländes lautet 1111 East, Crystal Ave, Goldfield, NV 89013, USA (Google-Maps-Koordinaten 37.698820315848835, -117.22845220396154).

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