- VW und sein China-Werk: In Region Xinjiang würden Uiguren in Umerziehungslagern eingesperrt
- VW-Prüfbericht nach Vorwürfen zu China-Werk: Enthüllungen über erhebliche Mängel
- Kritik an Volkswagen und Werk in China: CDU-Politiker moniert „aktives Wegschauen und gezieltes Täuschen“
- Vorwürfe wegen China-Werk von Volkswagen: Grünen-Politiker sieht „fortgesetzte Verletzung von Standards“
Vorwurf der Zwangsarbeit
Volkswagen nach Enthüllungen unter Druck: Konzern verfolge „wirklich üble Strategie“ in China
Volkswagen steht wegen seines Werks in Xinjiang schon länger in der Kritik. Eine neue Enthüllung ruft einen Zusammenschluss von Politkern auf den Plan.
Berlin – Bei Volkswagen läuft es zurzeit nicht so, wie einst im Zusammenhang mit dem Käfer angepriesen. Deutschlands größter Autobauer hat sich einen strikten Sparkurs auferlegt, Kündigungen und Werksschließungen sind nicht ausgeschlossen. Umso mehr werden die Wolfsburger auf den Autogipfel von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) an diesem Montag (23. September) schauen.
VW-Logo und Eingang zu VW-Werk in China
VW und sein China-Werk: In Region Xinjiang würden Uiguren in Umerziehungslagern eingesperrt
Hintergrund ist, dass in der autonomen Provinz der Volksrepublik die dort lebenden Uiguren zu Zwangsarbeit gezwungen und in Umerziehungslagern eingesperrt würden. Zeitweise sollen eine Million Menschen festgehalten worden sein.
Das Schreiben ist offenbar eine Reaktion auf eine vorherige Enthüllung von Spiegel, Financial Times und ZDF zu einem Prüfbericht, mit dem VW beweisen wollte, dass es in seinem Werk in der Stadt Ürümqi keinerlei Menschenrechtsverletzungen zu beanstanden gibt. Doch das Recherchenetzwerk deckte gravierende Mängel auf, nachdem ihm das 71 Seiten lange Dokument von einer globalen Interessenvertretung der Uiguren mit Namen „Organisation Campaign for Uygurs“ (CFU) zugespielt worden war.
VW-Prüfbericht nach Vorwürfen zu China-Werk: Enthüllungen über erhebliche Mängel
So soll den Autoren die Expertise für diese „Audits“ fehlen. Zwei beteiligte Anwälte sollen der Kanzlei Liangma Law angehören, die eng mit dem chinesischen Apparat verwoben zu sein scheint. Sie agierte als Gastgeber mehrerer Veranstaltungen der Kommunistischen Partei Chinas.
Die Befragungen der Mitarbeiter wurden demnach per Live-Stream in das 3400 Kilometer entfernte Büro der Kanzlei übertragen. So sollte ein Team von Führungskräften bei der Analyse der Interviews assistieren können. Eine vertrauliche Atmosphäre wurde auf diesem Weg allerdings nicht geschaffen. Von Experten setzte es nach der Enthüllung Kritik, der Anthropologe Adrian Zenz hält den Bericht wegen der Mängel nicht geeignet, um Zwangsarbeit auszuschließen.
Michael Brand (l.) und Boris Mijatovic sprechen am Rednerpult im Bundestag
Im Zusammenhang mit dem Werk in Xinjiang versah die Ratingagentur MSCI den Autobauer im November 2022 mit der „red flag“. Dies ist ein Warnhinweis an Investoren, dass Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen im Raum stehen. Offiziell spricht der Finanzdienstleister von „schwerwiegenden Kontroversen“.
Infolge des Prüfberichts wurde die Warnung aufgehoben, VW auf „orange“ herabgestuft. Dies bedeutet zwar, dass die meisten, aber nicht alle Bedenken hinsichtlich der Kontroversen ausgeräumt wurden.
Kritik an Volkswagen und Werk in China: CDU-Politiker moniert „aktives Wegschauen und gezieltes Täuschen“
Nun wendet sich „Ipac“ an die US-Amerikaner: „Wir rufen MSCI auf, ihren red-flag-Hinweis für Volkswagen wieder einzusetzen, bis die Vorwürfe zur Integrität dieser Prüfung vollständig und unabhängig untersucht wurden.“ Das Bündnis zeigt sich „bestürzt über die Inhalte des geleakten Audits zu Volkswagens Beteiligungsprojekt in Xinjiang.“
Gegenüber dem ZDF warf CDU-Politiker Brand VW eine „wirklich üble Strategie von aktivem Wegschauen und sogar gezieltem Täuschen auf dem Rücken von Zwangsarbeitern“ vor. Auch die politische Konkurrenz nahm er in die Pflicht: „Die Vorstände von VW und auch Ministerpräsident Weil (von der SPD) als großer Anteilseigner für das Land Niedersachsen müssen ihre toxische Ergebenheit gegenüber einem brutalen Regime in Peking aufgeben und internationale Normen achten.“
Vorwürfe wegen China-Werk von Volkswagen: Grünen-Politiker sieht „fortgesetzte Verletzung von Standards“
Mijatovic sieht das ähnlich. „Die Volksgruppe der Uiguren und andere Minderheiten müssen sich auf internationale Verabredungen und Regeln verlassen können“, betont der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion: „Das bedeutet, dass sich VW aus Xinjiang aufgrund fortgesetzter Verletzung von Standards aus dieser Region zurückziehen muss.“
Der Autokonzern selbst hatte auf die Berichte zu dem Prüfreport gegenüber dem Recherchenetzwerk festgehalten: „Volkswagen hält sich bei seiner Kommunikation stets an die rechtlichen Vorgaben. Eine Täuschung von Investoren oder der Öffentlichkeit hat zu keinem Zeitpunkt stattgefunden.“ (mg)