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Tesla-Woche 17/24: Musk treibt Aktie, Rätseln über neue Modelle, FSD-Demo in Deutschland

tesla-woche 17/24: musk treibt aktie, rätseln über neue modelle, fsd-demo in deutschland

Bild: Theottle

Im Vorfeld der Telefon-Konferenz zu den Tesla-Geschäftszahlen im ersten Quartal dieses Jahres herrschte einerseits die Hoffnung, CEO Elon Musk würde mit überzeugenden Aussagen den Abwärtstrend der Aktie stoppen, und andererseits die Sorge, er könne mit einem lustlosen Auftritt wie bei früheren Gelegenheiten alles noch schlimmer machen. Als richtig erwies sich die optimistische Version: Zwar fielen die Tesla-Zahlen für Q1 2024 noch schlechter aus als im Vorfeld prognostiziert, doch Musk sagte steigende Verkäufe im ganzen Jahr voraus und kündigte den früheren Start neuer Elektroautos an, was der Tesla-Aktie gewaltigen Auftrieb gab. Allerdings ließ die Konferenz viele Fragen offen – und am Freitag ging es auch an der Börse schon wieder abwärts.

Wachstumsperspektive für Tesla-Anleger

Heftige Kursbewegungen nach der Veröffentlichung von Tesla-Zahlen und Musk-Einschätzungen sind nichts Ungewöhnliches, aber die in dieser Woche dürfte die bislang stärkste überhaupt gewesen sein: Um volle 12 Prozent legte die Aktie am Mittwoch nach dem Q1-Bericht zu und am Donnerstag noch einmal 5 Prozent drauf. Denn zum einen machte CEO Musk einen konzentrierten Eindruck und zeigte sich keineswegs amtsmüde. Zudem sprach er überraschend vom Start neuer Elektroautos Anfang 2025 oder sogar Ende 2024 und gab damit Anlegern eine neue Wachstumsperspektive für die nächsten Jahre.

An der drohte es zuvor zu fehlen, weil Tesla das zuletzt im Januar für Ende 2025 angekündigte Elektroauto der nächsten Generation unterhalb von Model 3 und Model Y offenbar verschoben hat. Einen Reuters-Bericht darüber dementierte Musk allgemein als Lüge, sagte aber nicht, wie die aktuelle Wahrheit aussieht. Der Q1-Finanzbericht schuf mehr Klarheit dazu. Neue Modelle sollen früher als bislang kommuniziert auf den Markt kommen, heißt es darin. Zum Teil sollen sie Aspekte der neu entwickelten Plattform nutzen, zum Teil die bisherige, weshalb eine Produktion ohne neue Fabriken möglich sei.

Keine Musk-Antwort zu neuem Elektroauto

Diese Aussage wiederholte Musk fast wörtlich in der Telefon-Konferenz, ergänzte aber, der Start der Produktion werde für Anfang 2025, wenn nicht sogar Ende dieses Jahres erwartet. Tesla hat also offenbar nicht mehr vor, bis Ende 2025 ein in einem völlig neuen Verfahren mit halbierten Kosten produziertes Elektroauto auf den Markt zu bringen. Aber dafür sollen Ableger von Model 3 und Model Y, die Elemente der Plattform der nächsten Generation nutzen und dadurch laut Musk „bezahlbarer“ werden, früher auf den Markt kommen, ohne dass Tesla Milliarden in neue Produktionslinien investieren muss.

Konkreter wollte er allerdings nicht werden. Eine Privatanleger-Frage nach dem zuvor erwarteten „25.000-Dollar-Elektroauto“ von Tesla beantwortete er mit einem Hinweis auf eine Veranstaltung am 8. August, bei der laut einer Ankündigung von ihm von Anfang April ein „Robotaxi“ vorgestellt werden soll. Dieses Projekt wird in dem Q1-Bericht ebenfalls erwähnt. Demnach soll es auf der neuartigen „unboxed“-Produktionsweise basieren, also den Verfahren der nächsten Generation, die ursprünglich auch der nächste konventionelle Tesla nutzen sollte. An den Robotaxi-Plänen scheint sich damit nichts geändert zu haben, aber vor einem gänzlich neuen 25.000-Dollar-Tesla dürften jetzt Modelle auf der Plattform von Model 3 und Model Y kommen.

Tesla Model 3 bald als Hatchback?

Nachdem das Model 3 im Herbst 2023 bereits die Highland-Modellpflege bekommen hat – seit dieser Woche gibt es den aufgefrischten Tesla auch wieder in einer Performance-Version – wäre zunächst vielleicht mit einem Elektroauto zu rechnen, das eher dem Model Y ähnelt. Der Beobachter @TroyTeslike rechnet stattdessen jedoch mit einem Model 3 mit schrägem „hatchback“-Heck, wie er am Samstag schrieb. Voraussichtlich werde es einen Rahmen aus zwei großen Druckguss-Teilen und ein strukturelles Akku-Paket mit 4680-Batterien haben.

So sollte eigentlich schon das Model Y aus den neuen Fabriken in Deutschland und Texas konstruiert sein, aber wohl aus Mangel an eigenen 4680-Batterien blieb Tesla weitgehend bei der konventionelleren Bauweise mit Druckguss aus Giga-Pressen nur für das Heck wie in Kalifornien und China. Beim Model 3 kommen laut @TroyTeslike bislang keine Giga-Gussteile zum Einsatz. Nach seinen Informationen sollte sich das schon mit der Highland-Auffrischung ändern, aber dafür soll die 4680-Produktion bei Tesla noch nicht ausgereicht haben.

Musk betont weiter Autonomie-Bedeutung

In den kommenden Monaten dürfte sich die Verfügbarkeit dieses neuen Batterie-Formats verbessern – nicht nur weil Tesla selbst Fortschritte macht und zudem ab 2025 reichlich Elektroden dafür von LG Energy Solutions beziehen will, wie es in dieser Woche hieß, sondern auch, weil Zulieferer mit der Produktion beginnen. Also wäre ein Model 3 mit strukturellem Akku und Druckguss-Teilen sowie veränderter Heck-Partie tatsächlich möglich; ein YouTuber hat sich schon einmal an einer Fusion mit dem Hatchback Alfa Romeo Giulietta versucht (s. Foto oben). Das Model Y wurde in Grünheide und Austin teils schon in der neuen Bauweise produziert. Um als eines der jetzt im Plural angekündigten bezahlbareren Tesla-Modelle durchzugehen, müsste ein Ableger davon wohl ebenfalls eine veränderte und vielleicht verkleinerte Karosserie bekommen.

Geht es nach Elon Musk, kommt es für Tesla ohnehin nicht auf solche Elektroauto-Neuheiten an, sondern auf autonomes Fahren. In der Q1-Konferenz wiederholte er, die als FSD für Full Self-Driving bezeichnete Software dafür funktioniere ohne Modifikationen auf fast jedem Markt recht gut. Die überwachte Version solle deshalb überall dort eingeführt werden, wo Tesla eine regulatorische Zulassung bekommen. Dazu zähle seines Wissen China, sagte Musk – was Hoffnungen weckte, bei einem Besuch in dem Land ab diesem Sonntag könne es positive Neuigkeiten zum Thema FSD geben.

FSD-Demo in Europa, Autopilot-Verfahren in USA

Mit Blick auf Europa hatte der inzwischen zurückgetretene Politik-Chef von Tesla zuvor erklärt, mit dem dortigen Regulierungsrahmen auch in erweiterter Form sei keine Zulassung der überwachten FSD-Software möglich. Europäische Kunden müssen also weiter warten, auch wenn sie schon vor Jahren mehrere tausend Euro für die gleichnamige Autopilot-Option bezahlt haben. Gänzlich untätig bleibt Tesla in dieser Hinsicht aber nicht: Am Freitag berichtete ein Berater des schwedischen Transport-Ministeriums von einer Demo-Fahrt mit FSD in einem Test-Tesla auf deutschen Straßen. Den Fahrstil des Systems bezeichnete er als beeindruckend sanft und natürlich.

An der FSD-Zukunft auch in Europa wird also gearbeitet, aber in den USA bekam es Tesla in der zurückliegenden Woche erst einmal erneut mit der Autopilot-Gegenwart und Zukunft zu tun. Im Dezember 2023 hatte sich das Unternehmen nach einer Unfall-Untersuchung durch die Behörde NHTSA zu einem Rückruf per Software entschieden, der Missbrauch des Autopilot-Systems verhindern und sanktionieren soll; ohne Rückruf bekamen auch andere Länder dieses Update. Jetzt aber prüft die NHTSA in einem neuen Verfahren, ob die Tesla-Gegenmaßnahmen ausreichend waren, weil es nach dem Update zu 20 weiteren Autopilot-Unfällen gekommen sei, berichtete am Freitag Bloomberg. Die Aktie unterbrach daraufhin ihren Höhenflug vorerst und beendete den Handel mit 1,1 Prozent im Minus bei 168,29 Dollar.

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