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„Herr Söder, bitte helfen Sie uns“: Karstadt-Kassiererin fleht Ministerpräsident an – er reagiert überraschend

„herr söder, bitte helfen sie uns“: karstadt-kassiererin fleht ministerpräsident an – er reagiert überraschend

Ministerpräsident Markus Söder tröstet Karstadt-Mitarbeiterin Zera Kader © Bernd Lindenthaler

Bei einem Pressetermin fand sich Markus Söder (CSU) mit einer verzweifelten Frau im Arm wieder – Karstadt-Mitarbeiterin Zerin Kader hat den Politiker um Hilfe gebeten.

München – „Herr Söder, Sie können uns helfen! Sie können Galeria retten“, platzte es aus Karstadt-Mitarbeiterin Zerin Kader heraus. Erst gefasst, dann weinte sie. Sie sei gerade auf dem Weg zur Arbeit gewesen, als sie Söder zufällig gesehen habe, erzählt sie der tz. „Und da ist es aus mir herausgebrochen.“

Seit 14 Jahren arbeitet die 53-Jährige als Kassiererin in dem Warenhaus am Bahnhofsplatz. Vor zweieinhalb Wochen wurde bekannt, dass das Haus zu den bundesweit 52 Filialen gehört, die im laufenden Insolvenzverfahren schließen müssen. Zwar geht es für Galeria weiter. Doch das Schicksal dieser Filiale scheint besiegelt: Am 30. Juni sollen am Hauptbahnhof die Lichter ausgehen. Für die 250 Mitarbeiter ein Schock. „Ich könnte jeden Tag weinen. Wir sind eine Familie“, sagt Kader. Niemand hätte mit der Schließung gerechnet, meint ihre Kollegin Sabine Müller. „Wir haben auf so viel verzichtet – und jetzt sitzen wir von heute auf morgen auf der Straße.“

München: Karstadt-Kassiererin passt Markus Söder ab – und bricht in Tränen aus

Wie berichtet, hätte der Betrieb nach der Sanierung in kleinerer Form im denkmalgeschützten Altbau weitergehen sollen. Das sah der Ursprungsplan des Eigentümers, René Benkos Signa-Gruppe, vor. Doch jetzt stehen Zerin Kader und ihre Kollegen vor den Scherben ihrer beruflichen Existenz. „Wir kriegen jetzt die Kündigungen“, sagt Müller.

70 Prozent Frauen arbeiten in dem Warenhaus am Bahnhof. „Die Belegschaft ist im Durchschnitt 52 Jahre alt und stammt aus 27 Nationen“, sagt Betriebsratschef Eduard Wölbitsch. Zwischen vielen Frauen sind im Laufe der Jahre Freundschaften entstanden: „Wir treffen uns und fahren sogar zusammen in den Urlaub“, sagt Kader. Für sie und viele andere ist Karstadt eine zweite Heimat fernab der Heimat.

Auch deshalb sei sie „froh, dass ich Herrn Söder um Hilfe gebeten habe“. Seine Reaktion – für sie ein Hoffnungsschimmer. „Er hat mich getröstet und will helfen.“ Sein Wirtschaftsminister verhandle mit über die Zukunft des insolventen Unternehmens, sagte Söder gestern. Das Ziel sei, so viele Arbeitsplätze und Standorte zu retten. Wirklich versprechen konnte er aber leider nichts.

Insolvenzplan abgenickt: Tausende verlieren bei Karstadt ihren Job  

Der Warenhaus-Riese bekommt noch eine Chance: Die Gläubigerversammlung hat am Montag einem Insolvenzplan zugestimmt. Der Preis ist hoch: Tausende verlieren ihren Arbeitsplatz. „Der Sanierungsplan und damit das Konzept vom Warenhaus der Zukunft geben Galeria-Karstadt-Kaufhof beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur“, sagte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Entscheidend sei nun, dass das Konzept zügig und konsequent umgesetzt werde. Sachwalter Frank Kebekus betonte, dass eine Ablehnung des Insolvenzplans katastrophale Folgen gehabt hätte. Dann wäre nach seinen Worten die Schließung aller Filialen und die Kündigung aller Mitarbeiter unvermeidlich gewesen.

Für die Gläubiger bedeutet die Zustimmung zum Insolvenzplan den Verzicht auf einen Großteil des Geldes, das ihnen der Konzern schuldet. Sie werden nur 2 bis 3,5 Prozent des Geldes erhalten. Auch der Bund, der Galeria in der Pandemie mit 680 Millionen Euro unter die Arme griff, wird nach Angaben der Finanzagentur einen „Großteil der Summe“ abschreiben müssen.

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