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Europa auf der Verliererstraße? Chinas E-Busse dominieren den Markt

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Europa auf der Verliererstraße? Chinas E-Busse dominieren den Markt

Nach den Pkws steht jetzt die Elektrifizierung des Nutzfahrzeugmarktes an. Der Druck kommt sowohl durch das Angebot aus China als auch durch die Nachfrage in Europa.

Wie hoch der Druck im Bereich der E-Busse und E-Nutzfahrzeuge inzwischen ist, zeigte Anfang April das Drama um den belgischen Bus- und Trailerhersteller Van Hool. Dieser hatte zunächst angekündigt, die Produktion in Belgien zu reduzieren und die nicht mehr benötigten Mitarbeiter in den kommenden Jahren sukzessive zu entlassen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Ausstieg aus der Produktion von Stadtbussen und damit auch aus der Produktion von Elektrobussen angekündigt.

Van Hool: Vom Elektrobus-Pionier zur Insolvenz

Innerhalb weniger Tage rutschte das Unternehmen jedoch in die Insolvenz. Kurz darauf wurde er zerschlagen und verkauft. Beschleunigt wurde die rasante Entwicklung nicht zuletzt durch den auch in Belgien grassierenden Fachkräftemangel, der den Wert der spezialisierten Mitarbeiter des belgischen Herstellers in die Höhe getrieben hatte. Im Handumdrehen wären diese abgewandert und die Produktionsanlagen ohne Personal schlicht nutzlos gewesen.

Chinesischer Elektrobus-Hersteller BYD setzt neue Maßstäbe

Druck auf Van Hool entstand nicht zuletzt durch einen Rahmenvertrag des flämischen ÖPNV-Betreibers De Lijn mit dem chinesischen Elektrobus-Primus BYD über eine Option auf 500 Elektrobusse. BYD verfügt über eine Produktionslinie in Ungarn, was dem Konzern auch die Teilnahme an europäischen Ausschreibungen ermöglicht.

Auch bei den Lieferzeiten und deren Einhaltung konnte BYD gegenüber der europäischen Konkurrenz punkten.

Nahverkehrsbetriebe, die sich häufig im Besitz der öffentlichen Hand befinden, suchen europaweit verstärkt nach Bussen, mit denen sie ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können. Sowohl die Politik als auch die Bevölkerung drängen auf eine Umstellung der Flotten weg von fossilen Kraftstoffen.

Deutscher Irrläufer mit Oberleitungs-Lkws

Mit der Elektrifizierung und damit der möglichen Dekarbonisierung der Nutzfahrzeugflotten tut man sich offensichtlich auch in Deutschland noch schwer. Dass der staatlich geförderte Versuch mit Oberleitungs-Lkw bei den Beteiligten auf wenig Begeisterung stößt, ist wenig überraschend und erinnert an das frühere Projekt Growian.

Manch einer mag sich noch an den deutschen Growian erinnern, der in den 1980er-Jahren exemplarisch zeigen sollte, dass Windkraft nicht funktionieren kann und eine Energiewende hin zu erneuerbaren Energien eine teure Illusion ist. Wie in der PV-Branche hat China inzwischen auch bei den großen Windkraftanlagen Europa überholt. Gegen die erfolgreichen Hersteller aus China kann nur ein rigider Protektionismus schützen.

Dass ein System, das eine umfangreiche Infrastruktur wie eine Freileitung benötigt, in Deutschland, wo man die staatliche Schuldenbremse für eine kulturelle Errungenschaft hält, weder von der öffentlichen Hand noch von privaten Investoren finanziert werden kann, war zu erwarten. Es ist gut, dass man das jetzt auch sicher begründen kann.

Europa und besonders Deutschland verliert den technischen Anschluss

Während sich Europa und insbesondere Deutschland mit der Optimierung überkommener Technologien auf der Siegerstraße wähnten, setzte man in China auf die in der chinesischen Tradition fest verankerte Kreislaufwirtschaft, die sich langfristig weltweit gegen die westliche lineare Wirtschaftsweise durchsetzen wird, auch wenn dies von den in der Vergangenheit verhafteten Menschen gerne verdrängt wird.

Im technikverliebten China, wo man mit großer Freude und staatlicher Unterstützung gerne Neues ausprobiert, gelingen zwar viele Projekte nicht auf Anhieb, aber immerhin so viele, dass sie die Wirtschaft beflügeln.

Nutzfahrzeughersteller in Europa fürchten chinesische Konkurrenz

Nach den Pkw-Herstellern fürchten nun auch die Nutzfahrzeughersteller eine drohende Abhängigkeit von China. Nicht zuletzt die Volkswagen-Truckholding Traton mit den Marken Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Truck & Bus gehört zu den Vertretern, die vor einer heraufziehenden harten Konkurrenz durch chinesische Hersteller warnen.

Auch die vom Pkw-Geschäft abgespaltene Daimler Truck sieht bei Batterien für elektrische Nutzfahrzeuge dunkle Wolken am östlichen Horizont aufziehen und warnt vor einer Abhängigkeit von China bei Batterien.

Zwar bieten die europäischen Marken MAN und Scania sowie Daimler Trucks und der schwedische Hersteller Volvo Trucks, zu dem auch die französische Marke Renaults Trucks gehört, bereits Elektro-Lkw unter beiden Marken an. Allerdings sind die Verkaufszahlen bisher eher gering.

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