Umstrittenes Modell: Tesla-Chef Elon Musk bei der Vorstellung des Cybertruck.
Elon Musk und Oliver Blume sind zwei ganz unterschiedliche Typen, die zwei sehr verschiedene Unternehmen führen – so jedenfalls die gängige Erzählung. Elon Musk gilt als Pionierunternehmer, der mit Tesla als Erster bewiesen hat, dass Elektroautos das Zeug haben, den Massenmarkt aufzumischen. Damit hat der Newcomer Tesla die etablierten Autohersteller blamiert, die das Potential des Elektroantriebs lange unterschätzt haben.
Nachdenklich: Volkswagen-Chef Oliver Blume
Bezahlbarkeit als entscheidendes Erfolgskriterium
Ebenso wie VW hat auch Tesla nicht rechtzeitig erkannt, dass Bezahlbarkeit immer mehr zum entscheidenden Erfolgskriterium beim Bau von E-Autos wird. Deshalb müssen nun beide Unternehmen umsteuern. VW-Chef Blume hat am vergangenen Mittwoch einen Plan präsentiert, wie er sein sieches Chinageschäft zurück auf Wachstumskurs bringen will. Im Zentrum steht eine neue kostengünstige Fahrzeugplattform, die speziell für den chinesischen Markt konzipiert ist. Sie soll um 40 Prozent billiger sein als die bisherigen und VW bis 2026 kostenmäßig auf dasselbe Niveau bringen wie die derzeit überlegenen chinesischen Hersteller.
Der Tesla-Aktienkurs schnellte trotzdem nach oben. Denn Musk kündigte an, der Hersteller werde günstigere Modelle schneller auf den Markt bringen, als bislang anzunehmen war: Ende des Jahres könne es so weit sein, stellte der Tesla-Chef in Aussicht. Er blieb dabei allerdings ziemlich vage. Dass der Aktienkurs dennoch stieg, zeigt, wie groß die Bedeutung bezahlbarer Autos auch aus Sicht der Börse ist.
Es fehlen die richtigen neuen Automodelle
Derzeit fehlt es Tesla an den richtigen Modellneuheiten. Der Marktführer aus den USA hat zuletzt mit dem futuristischen Pick-up Cybertruck nur ein teures Nischenprodukt als Neuheit gebracht. Ansonsten war das letzte neue Auto von Tesla vor vier Jahren das ebenfalls höherpreisige Model Y. Volkswagen braucht derweil nicht nur in China, sondern auch in Europa noch mehrere Jahre, bis günstige Elektro-Einstiegsmodelle marktreif sind. Erst 2026 können die Konzernmarken voraussichtlich mit E-Autos für rund 25.000 Euro aufwarten. Autos mit kleinerem Preisschild werden sogar noch länger auf sich warten lassen.
Tesla und VW haben wegen fehlender Niedrigpreis-Modelle eine gefährlich offene Flanke gegenüber der Konkurrenz. Denn vor allem chinesische Hersteller sind viel weiter. Weil sie staatlich gefördert werden – aber eben auch, weil sie die Bedeutung preiswerter E-Autos früher erkannt haben.
Nach einer neuen Auswertung der Internationalen Energieagentur sind in China bereits heute mehr als die Hälfte der angebotenen E-Autos billiger als vergleichbare Verbrennerfahrzeuge. Der größte chinesische Hersteller BYD bietet im Heimatmarkt seinen E-Kleinwagen Seagull für umgerechnet rund 9000 Euro an. Solchen Angeboten hat derzeit nicht nur VW, sondern auch Tesla nichts entgegenzusetzen.