- Falsche Rahmenbedingungen verhindern Klimaneutralität des Straßenverkehrs
- Weltrekorde: Rimac & Genesis veröffentlichen kuriose Begebenheiten
- Große Klappe: Genesis liefert ebenfalls einen (fragwürdigen) Weltrekord …
- Physik besiegen: Nevera stellt einen neuen Guinness World Records™ Titel auf – 275,74 km/h im Rückwärtsgang!
- Rückschlag für Deutschland als Industriestandort: BYD baut in Ungarn
Falsche Rahmenbedingungen verhindern Klimaneutralität des Straßenverkehrs
Da ist sie wieder, die Henne-Ei-Problematik. Bloß haben diesmal die Unternehmen der Speditions-, Transport- und Logistikbranche sowie die Nutzfahrzeughersteller ihre Hausaufgaben gemacht. Wer wieder mal durch Komplettausfall brilliert, ist die Bundesregierung, die die notwendigen politischen Rahmenbedingungen nicht gesetzt hat. Vor dem Hintergrund der sich auftürmenden anderen Versäumnisse Berlins eigentlich kaum überraschend.
Gemeinsame Pressemitteilung von BGL, DSLV, Daimler Truck und MAN Truck & Bus
In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben die obigen Branchenvertreter ihrem Unmut Luft gemacht. Sie alle eint das Ziel, einen größtmöglichen Beitrag zum klimaschonenden Straßengüterverkehr zu leisten. Null-Emissions-Nutzfahrzeuge sind dafür von entscheidender Bedeutung. Um die CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr signifikant zu senken, müssen diese rasch und in wachsender Stückzahl auf die Straßen kommen, gleichzeitig ist die dafür notwendige Tank- und Ladeinfrastruktur aufzubauen. Politische Rahmenbedingungen – Fehlanzeige.
Eine sofortige Kurskorrektur in der Verkehrs- und Klimapolitik forderten daher in Berlin die Vertreter der Verbände der Speditions-, Transport- und Logistikbranche BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung) und DSLV (Bundesverband Spedition und Logistik) sowie der beiden deutschen Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus SE und Daimler Truck Holding AG (Daimler Truck) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.
Falsche Rahmenbedingungen der Bundesregierung
Insbesondere im schweren Lkw-Fernverkehr ist ein schneller Umstieg auf sogenannte Lokal Emissionsfreie Fahrzeuge (Zero Emission Vehicles) angesichts steigender CO2-Abgaben und nicht rückläufiger CO2-Emissionen dringlicher denn je.
Die Zukunftsvision von schweren E-Lkw ist derzeit noch getrübt: Es fehlen der Strom und der Wasserstoff. Es fehlen die Power Charger und die Wasserstoff-Tankinfrastruktur. Es fehlen die notwendigen Flächen. Dazu kommt jetzt noch die fehlende Sicherheit für eine verlässliche und effiziente staatliche KsNI-Anschaffungsförderung. Dies ist Grundlage für Investitionen der überwiegend mittelständisch strukturierten Speditions- und Transportbranche in die lokal emissionsfreien Fahrzeugalternativen.
Aufgrund seiner geringeren Tagesfahrleistungen ist der Nah- und Regionalverkehr (bis 200 km) geradezu prädestiniert für die Elektromobilität. Aber auch hier stockt es beim schnellen Antriebswechsel. Durch den schleppenden Ausbau grundlastfähiger Stromnetze zu den Logistikterminals, Verteilzentren und Depots, begleitet von einem realitätsfernen KsNI-Förderproramm kommen viele Speditionshäuser selbst im Verteilerverkehr über eine Pilotphase mit elektrisch angetrieben Nutzfahrzeugen nicht hinaus.
BGL, DSLV, Daimler Truck und MAN Truck & Bus SE fordern daher:
- Reinvestition beträchtlicher Anteile aus den hohen Mehreinnahmen bei der Lkw-Maut und dem Brennstoffemissionshandelsgesetz in Höhe von rund 9 Milliarden Euro jährlich in den Klimaschutz durch Aufstockung und Verstetigung der Haushaltsmittel für eine schnelle klimaneutrale Transformation des Straßengüterverkehrs
- Verkürzung der Planungszeiten zur Beschleunigung des Aufbaus einer öffentlichen Schnell-Ladeinfrastruktur inkl. des Netzausbaus sowie des Stellplatzausbaus für Nutzfahrzeuge. Deutschland braucht mindestens 10.000 öffentliche Lkw-Ladepunkte – davon mindestens 4.000 mit Hochleistung.
- Entbürokratisierung bestehender Förderprogramme
- Ein abgestimmtes, an der Praxis orientiertes und durch das Bundeskanzleramt koordiniertes Vorgehen der zuständigen Ressorts (BMDV, BMWK und BMF) im Dialog mit den betroffenen Nutzergruppen, der Herstellerindustrie sowie der Energiewirtschaft im Rahmen eines „Runden Tisches Klimafreundlicher Straßengüterverkehr“.
Weltrekorde: Rimac & Genesis veröffentlichen kuriose Begebenheiten
Mit Weltrekorden ist das so eine Sache. Meistens ergeben sie durchaus Sinn, oft genug jedoch sind Begebenheiten drunter, die im täglichen Leben eher irrelevant sind. Das Guiness Book of Records wird dann gerne bemüht.
Der Weltrekord im … Rückwärtsfahren!?
Den schreibt sich der Hypersportwagen-Hersteller Rimac auf die Fahnen. Der Nevera, das Überelektrohypersportgefährt hat ohnehin schon so einige Weltrekorde eingefahren. Genau genommen über 20 neue aufgestellte Beschleunigungs- und Bremsrekorde. Von den Siegen bei Drag-Rennen gegen hochkarätige Wettbewerber aus dem Motorsport ganz zu schweigen. Das sind alles recht ernste Angelegenheiten, die vor allem eines unter Beweis stellten: Elektroautos können jeden noch so hoch gesteckten Rekord eines Verbrenners brechen. Nun fragte man sich bei Rimac zum Jahresausklang: wo bleibt da der echte Spaß?
Man beschloss den Rekord im Rückwärtsfahren zu brechen.
Im Jahr 1967 wurde der Lamborghini Miura zum schnellsten Serienfahrzeug der Welt, indem er die volle Kraft seines V12-Motors nutzte, um als erster die Schallmauer von 170 mph (273,59 km/h) zu durchbrechen. Ein paar Jahrzehnte später hat der Rimac Nevera die gleiche Geschwindigkeit erreicht… allerdings rückwärtsfahrend.
Anders als ein Auto mit Verbrennungsmotor oder sogar einige Elektroautos hat der Antriebsstrang des Nevera kein Getriebe – die vier einzelnen Motoren laufen entweder vorwärts oder rückwärts, aber es ist immer eine einzige unerbittliche Beschleunigung vom Stillstand an. Das bedeutet, dass derselbe Antriebsstrang, der in der Lage ist, in 3,21 Sekunden von 0 auf 100 mph oder in knapp 11 Sekunden von 0 auf 200 mph zu beschleunigen, auch beim Rückwärtsfahren eine ähnliche weltbewegende Leistung erbringen könnte.
Große Klappe: Genesis liefert ebenfalls einen (fragwürdigen) Weltrekord …
Ins Guiness Book of Record wurde unseres Wissens die Clamshell-Motorhaube des Genesis G90 bislang noch nicht aufgenommen, auch wenn die Eckwerte mehr als opulent sind: die koreanische Luxusmarke hat nach eigenen Angaben mit dem G90 eine einzigartige Luxuslimousine geschaffen, die mit 2,5 Quadratmetern die bislang größte, in der automobilen Serienproduktion verwendete Haube aufweist. Motorhaube und Teile des Kotflügels bestehen aus einem einzigen Bauteil. Was die Versicherungen hierzulande vermutlich mit einem erhöhten Beitrag honorieren werden. Denn billig dürfte die Aluhaube als Ersatzteil kaum sein. Im Gegensatz zu Rimac sehen die Designer von Genesis dies nicht als Spaß sondern „bitteren“ Ernst. Mit 5.275 mm ist der Verbrenner kein kleines Auto und wirkt irgendwie aus der Zeit gefallen. Als GV90 soll der Brummer übrigens 2024 als Super-Elektro-SUV kommen.
Physik besiegen: Nevera stellt einen neuen Guinness World Records™ Titel auf – 275,74 km/h im Rückwärtsgang!
Rückschlag für Deutschland als Industriestandort: BYD baut in Ungarn
Eigentlich dürfte die Meldung, die Reuters bereits am 4. November veröffentlicht hat, kaum jemanden, der in Deutschland seine Sinne beisammen hat, überraschen – außer vielleicht unseren formidablen Wirtschaftsminister und seine Grüne Partei, die sich darüber freuen, dass Deutschland gerade eben die drittgrößte Volkswirtschaft, wegen Japans Schwäche, geworden ist.
BYD wird die geplante europäische Batteriefabrik nicht im Saarland bauen, sondern in Ungarn. Kann man es den Chinesen verdenken, wenn sie sich für das Land mit dem niedrigsten Strompreis entscheiden? Der Hausstrompreis liegt dort bei 9,8 Cent, in Deutschland mit 37,4 Cent ist er fast viermal so hoch. Vermutlich dürfte der Industriestrompreis in Ungarn somit noch weit niedriger liegen. Das und die verkorkste deutsche Bürokratie dürften hier ganze Arbeit geleistet haben. Well done Germany. Und ja, das war tatsächlich ein kleiner Kommentar.
Fotos: Rimac (Youtube Stills), Genesis, strategy& (pwc), MAN Truck & Bus, BYD