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BYD in Deutschland - Vor dieser chinesischen Managerin zittern Deutschlands Autobosse

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Der chinesische Multi BYD Company, in Deutschland bisher nur als Hersteller von Elektroautos bekannt, stößt im Heimatland des Automobils auf ungeahnte Schwierigkeiten. Überall sonst boomt es für den aggressiven Konzern aus Shenzhen. Hier nicht. Nun schickt China die härteste Chefin des Hauses.

Dass ein Auto schimmelt und gar müffelt, passiert auf dem langen Seeweg aus China nicht selten. Das Problem lässt sich beheben. Gute Stimmung macht es gleichwohl nicht, vor allem wenn bei der Reinigung das eine oder andere Exemplar durchrutscht, wie das „Handelsblatt” kürzlich berichtete. Aber wenn die topmodernen Fahrzeuge dann auch noch lange beim Händler stehen, sind sie, wenngleich pilzfrei, nur noch schwer zum Originalpreis verkäuflich. Das liegt nicht nur an möglicher Modellpflege oder neuen Versionen auf dem Markt, sondern vor allem am Akku, der frisch am liebsten gekauft wird. Die Software immerhin, bei heutigen Pkw fast eher schon das Herzstück als der Antrieb, lässt sich von Ferne aktualisieren, das ist ein Plus.

Ungewöhnlich niedrige Verkaufszahlen

Bei BYD reicht das jedoch nicht. Der Konzern, dessen Kürzel für „Build your dreams“ steht, erlebt gerade keinen Traum, sondern einen Alptraum in Deutschland. Hier hat BYD im ersten Quartal genau 393 Fahrzeugen auf die Straße gebracht, das Kraftfahrt-Bundesamt ermittelt einen Marktanteil von 0,1 Prozent. Damit sind Sichtungen der Modelle wie etwa „Atto 3” auf deutschen Straßen fast so selten wie die eines Erlkönigs.

Die derzeitigen Probleme der Chinesen in Deutschland sind so auf keinem anderen Markt zu beobachten. Dafür sprechen nicht nur die Absatzzahlen der restlichen Welt: BYD steigerte seine Verkäufe von Elektroautos im April auf 313.000 von 210.000 im gleichen Monat des Vorjahres, das sind fast 30 Prozent. Dies honoriert aktuell auch der Aktienkurs des Unternehmens, der nach einem Einbruch im Februar gerade auf einen Stand von knapp 27 Euro kletterte. 2022 waren es allerdings auch schon mal 41 Euro. Der Gewinn stieg aktuell um elf Prozent – trotz inzwischen üblicher Rabatte, trotz chinesisch-amerikanischer Handelsstreitigkeiten, trotz angeblicher Flaute bei der Elektromobilität.

Neue Top-Krisenmanagerin für Europa

Wenn es überall sonst rund läuft, warum nicht im Mutterland des Automobils? Das soll jetzt Stella Li herausbekommen – und möglichst umgehend verbessern. BYD sendet mit ihr seine Top-Krisenmanagerin nach Europa. Sie soll für Beruhigung bei den Händlern und für Aufregung im Markt sorgen. Offiziell Senior Vice President von BYD Company, der Muttergesellschaft von BYD Auto, und Chefin des Amerika-Ablegers, ist sie als gar nicht so graue Eminenz so etwas wie die Stellvertreterin des Gründers und Chefs Wang Chuanfu (57).

Bauernsohn Wang, natürlich längst Milliardär, gründete BYD 1998 und entwickelte das Unternehmen zum weltgrößten Hersteller von Mobiltelefon-Batterien. Seine Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Chinas dürfte beim Aufstieg nicht geschadet haben. 2003 folgte dann die Gründung von BYD Auto durch Übernahme eines kleineren Herstellers. BYD ist inzwischen in China Marktführer mit Abstand vor VW##chartIcon, und weltweit die Nummer zwei (nach Tesla##chartIcon).

Stella Li, die einen Masterabschluss in Statistik besitzt, verantwortet in diesem Gefüge sowohl die Tagesproduktion als auch die strategische Planung. Seit 1996 ist sie bei BYD, und Europa ist ihr aus Frühzeiten der Elektromobilität bekannt. Sie gründete immerhin das erste Büro des chinesischen Herstellers, 1999 in Rotterdam. Als Architektin des unbestreitbaren Erfolges in Nord- und Südamerika traut man ihr zu, die Eigenheiten des europäischen und besonders des deutschen Marktes in den Griff zu bekommen. Kollegen beschreiben sie als konziliant im Umgang, aber knallhart in der Sache.

Die Innovationspalette ist enorm

Helfen soll ihr eine angekündigte Modelloffensive von BYD, vor allem mit innovativen Plug-In-Hybriden – diese Version von Elektromobilität ist nach wie vor das Umsatzzugpferd der Chinesen. Dass in Deutschland dieser Typus zur Zeit einen neuen Aufschwung zu erleben scheint, könnte Li in die Karten spielen. Der logische nächste Schritt wäre der Verkauf von SUVs und Limousinen der Luxusmarke von BYD, Yangwang (chinesisch für „Bewunderung”). Zu den Produkten von Yangwang gehören Autos mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als zwei Sekunden, Fahrzeuge mit Schwimmeigenschaften im Falle von Hochwasser wie das SUV „U8” mit 1100 PS und vier Motoren, und solche mit individueller Steuerung aller vier Räder. Das Nachfolgemodell Yangwang U9 ist in der Lage, nach einem Reifenschaden unbehelligt auf drei Rädern weiterzufahren.

Nicht alles aus dieser Innovationspalette dürfte in Deutschland marktentscheidend sein, aber für die angestammte automobile Oberklasse von Mercedes-Benz##chartIcon, BMW##chartIcon und Audi sicherlich ein Grund zum Nachdenken. Zumal die durchsetzungsstarke BYD-Präsidentin noch dabei sein dürfte, wenn BYD seine eigene Produktion in Europa aufnimmt, geplant für 2025 in Ungarn. Auch in anderen Erdteilen, so Firmengründer Wang, sollen Fabriken entstehen. Nicht zuletzt, um leidigen Zollfragen zu begegnen. In den USA rühmt sich der Hersteller bereits der Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze für amerikanische Arbeiter. 620 Millionen Dollar investiert BYD in drei Werke auf dem amerikanischen Kontinent. Mit der Expansion schaffte es Li nun unter die „Time100 Climate”-Persönlichkeiten des US-Magazins Time.

Jedenfalls kann die Managerin fast aus dem Vollen schöpfen, was firmeneigene Errungenschaften der Elektrotechnik und des Fahrzeugbaus angeht – Schimmel ist dabei ein sehr rückwärtsgewandt erscheinendes Problem. Dies aus den Schlagzeilen zu bekommen, ist dennoch eine Aufgabe, und dann das Mutmachen für die Händler des Unternehmens. Eine deutliche Besserung kann Li bereits für den Herbst erwarten, denn BYD ist offizieller Partner der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und dürfte dies als Auftakt einer umfassenden Werbeinitiative nutzen.

Das Problem der Subventionspraxis

Hässliche Schlagzeilen könnten da absehbar eigentlich nur aus Brüssel kommen: Die EU untersucht die Subventionspraxis in China und hat auch BYD im Visier. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft ermittelte 500 Millionen Euro als direkte Subvention in China, zusätzlich gab es dort Kaufprämien für E-Autos, von denen BYD in Höhe von 1,6 Milliarden Euro profitiert haben soll. Da dies jedoch für alle Autobauer je verkauftem Modell galt, dürfte es nicht Gegenstand von EU-Sanktionen sein. Prämien gab und gibt es auch in Europa.

Dass Deutschlands Regierung sich Knall auf Fall von dieser Subvention verabschiedete, brachte daher auch gleich den gesamten Elektroautomarkt ins Schlingern, bekanntlich ließ die Attraktivität für Käufer schlagartig nach, und die Hersteller sind kaum in der Lage, ihre Fahrzeuge derart stark im Preis zu senken, dass dies auszugleichen wäre. Die Errichtung eigener Produktionsstätten ist für Li auch deshalb ein dringliches Ziel, weil so die EU-Vorgaben für Importe kaum mehr ein Thema sein würden.

Ein weiteres Feld: das saisonunabhängige Marketing. Immerhin sei fast jeder im Besitz von BYD-Technologie, so das Unternehmen, wenn auch unbewusst: das vor allem wegen der riesigen Zahl von Smartphone-Akkus des Herstellers. Was nun die Autos betrifft: Auch jenseits sportlicher Großereignisse will die neue Europa-Chefin präsenter werden. Schließlich hat sie, so das US-Magazin „Groundbreakers”, als Ziel nicht weniger ausgegeben als die Schaffung eines komplett grünen Verkehrssektors – von der Energiegewinnung via Solaranlagen und entsprechender Ladetechnik über die Herstellung effizienter Akkus bis zum Fahrzeugbau – Busse, Taxis, Privatautos. Mit einer Entwicklungsgeschwindigkeit wie jener der Künstlichen Intelligenz, sagt Li. Denn KI helfe ihr beim Entwickeln, fügt sie hinzu und es klingt, als rede sie über ihren neuen Lieblingskollegen.

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