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Mercedes-Händler mit digitalem Showroom, Gebrauchtwagen, Autohaus

Ein Mercedes-Händler aus Essen hat den Gebrauchtwagenverkauf neu erfunden. Ohne Showroom, voll digitalisiert, mit 360-Grad-Bildern plus Unterboden-Screening. Und schnellen Jungs, die vor der Probefahrt den Wagen wie am Fließband aufbereiten.

Für Pierre Grumann läuft die Zeit. Soeben hat ein interessierter Kunde eine Probefahrt mit dem roten Mercedes CLA Shooting Break 220 d gebucht. Und die 190 Pferdestärken muss Carjockey Grumann jetzt im Galopp besorgen. Das Ziel: In rund 20 Minuten soll der Gebrauchte dem Kunden für eine 30-minütige Proberunde zur Verfügung stehen. Gestriegelt und gewaschen, mit Übergabe in einer eleganten Fahrzeughalle. Gebrauchtwagen angucken im Regen auf dem Schotterplatz? Das Eis von der Scheibe kratzen, um das Preisschild zu sehen? War gestern! mercedes-händler mit digitalem showroom, gebrauchtwagen, autohaus

Die Chefs von 110 Mitarbeitern: Tim Roderwieser (46, r.) & Hendric Müller (55).


Vor ein paar Monaten hat Mercedes-Händler Lueg aus Essen seinen Gebrauchtwagenverkauf komplett umgekrempelt. Hat seine zehn Gebrauchtwagenstandorte zentralisiert und vor allem: digitalisiert. Das sei die Zukunft des Gebrauchtwagenhandels, da sind sich die Essener sicher.

Digitale Begutachtung als erster Schritt

Der rote CLA ist einer von aktuell 1050 Pkw, die dicht an dicht auf den Außenstellflächen geparkt sind. “Chaotische Lagerung” heißt das im Logistik-Jargon. Kunden haben hier nichts zu suchen. Der riesige Parkplatz ist ausschließlich Lagerfläche. Als “hybrides Modell” bezeichnet Lueg sein Konzept: Bevor sich der Kunde ins Auto setzt, kann er den Gebrauchten digital begutachten. Und sich nicht nur durch eine Fotogalerie klicken, sondern mit 360-Grad-Bildern ums Auto quasi herumlaufen. mercedes-händler mit digitalem showroom, gebrauchtwagen, autohaus

Das Auto steht auf einer Drehscheibe, wird im geschlossenen und geöffneten Zustand fotografiert.


Sogar der Unterboden lässt sich anschauen – als würde man unter das Auto krabbeln, das gerade auf der Hebebühne steht. Mit dem Unterschied: Man sitzt dabei bequem am Rechner – entweder zu Hause oder hier im Autohaus.

Spezielles Fotostudio als Herzstück

Herzstück des Gebrauchtwagenverkaufs von morgen ist der “Twinner” – ein spezielles Fotostudio für Pkw.  Jeder Gebrauchte, der in den Verkauf soll, wird nach der Aufbereitung hier automatisiert fotografiert – und anschließend auf den Logistikflächen abgestellt. Regen, Schmutz, Schnee – ist egal, vor jeder Probefahrt schickt der Carjockey den Wagen ohnehin noch einmal durch die Waschanlage und saugt ihn aus. Das ganze Prozedere sei günstiger als der frühere Gebrauchtwagenverkauf, sagt Tim Roderwieser, einer der beiden Chefs. mercedes-händler mit digitalem showroom, gebrauchtwagen, autohaus

Tim Ullrich (31) baut die 360-Grad-Innenraum-Kamera ein.


Wozu die “Prozessoptimierung” führt: Rund 15.000 Autos kann Lueg so an nur einem Standort mit 22 Verkäufern pro Jahr umschlagen. Und das mit einer Verkaufsfläche von gerade einmal 1500 Quadratmetern, bestehend aus “Lounge” und “Auslieferungshalle”. Vom Rest des 50.000 Quadratmeter großen, prozessoptimierten Areals bekommt der Kunde nichts mit.

Durchschnittspreis: rund 34.000 Euro

Die Probefahrt kann der Kunde schon von zu Hause aus buchen oder direkt vor Ort. In letzterem Fall muss er dann warten, bis der Carjockey den Wagen parat hat. “Wir verkaufen hier nur Fahrzeuge, die maximal 36 Monate alt sind und höchstens 60.000 Kilometer gelaufen haben”, sagt Hendric Müller, der zweite Chef. Durchschnittspreis: rund 34.000 Euro auf der nach oben offenen Preisskala. Gerade hat ein Kunde einen Maybach gekauft, einen Vorführwagen für 275.000 Euro. mercedes-händler mit digitalem showroom, gebrauchtwagen, autohaus

Bislang teuerster “Gebrauchter”: Maybach-Vorführwagen, 275.000 Euro.


Demnächst soll die Digitalisierung noch einen Schritt weiter gehen. Dann will Lueg vor jeder Fahrt eine Probefahrt-Route ins Auto-Navi einprogrammieren, bei der die Ansagerin unterwegs auch die ein oder andere Sehenswürdigkeit erklärt. Zeche Zollverein usw. Bleibt noch eine Frage: An welche Stelle des Prozesses kann man als Kunde denn über den Nachlass reden? “Gar nicht”, sagt Roderwieser. “Wir haben Festpreise.” Tss, Prozessoptimierung hat offenbar nicht nur Vorteile …

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