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Dieser Mercedes SEC-Breitbau ist 680.000 Euro wert

Allerdings hat der von RM Sotheby’s versteigerte Wagen auch nur 24.000 km auf der Uhr

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Mehr 80er-Jahre-Chic geht kaum: RM Sotheby’s hat einen Mercedes 560 SEC AMG 6.0 “Wide Body” versteigert. Speziell der SEC war seinerzeit ein beliebtes Breitbau-Objekt. Nicht nur bei AMG (damals noch unabhängig), sondern auch bei Firmen wie Koenig Specials oder SGS. Später oft als Autos für das Rotlicht-Milieu geschmäht, erzielen die SEC-Umbauten inzwischen hohe Preise.

Der 1967 von zwei ehemaligen Mercedes-Benz-Ingenieuren gegründete Motorenbauer und unabhängige Veredler AMG wurde schnell dafür bekannt, große Motoren in kleine Chassis zu zwängen. Durch die Kombination der teutonischen Qualität von Mercedes-Produkten mit einem ausgeprägten Gespür für exotische Leistung und kühne Ästhetik hatte sich das Unternehmen bis 1986 zu einer bekannten Marke entwickelt.

Ungefähr zur gleichen Zeit begann AMG mit der Entwicklung von Rennmotoren in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz, und so begann der langsame Weg in Richtung des Konzerndaches der Marke. Vereinfacht ausgedrückt, hatte AMG einen beachtlichen, weltweiten Erfolg erzielt, indem es einem einfachen Ethos folgte: Wenn du tief genug in die Tasche greifen kannst, wird es für dich gebaut.

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Dieser 560 SEC 6.0 “Wide Body” ist ein beispielhafter Vertreter einer der wildesten und berühmtesten Kreationen von AMG. Die Kosten für das 6,0-Liter- und das Wide-Body-Paket von AMG – die auf den Aufkleberpreis eines brandneuen SEC-Coupés aufgeschlagen wurden – machten dieses Auto zu einem der teuersten Fahrzeuge der damaligen Zeit. Diese unerschwinglichen Kosten sorgten dafür, dass nur die wohlhabendsten Enthusiasten den Höhepunkt des Tuning-Katalogs orderten.

Dieser 560 SEC in der archetypischen Farbkombination Blau-Schwarz-Metallic mit anthrazitfarbenem Leder wurde ursprünglich als Bestellung für den deutschen Markt spezifiziert und als Neuwagen an die AMG-Zentrale in Affalterbach geliefert, wo er anschließend zum Supercoupé mutierte.

Bezeichnenderweise liegen diesem Exemplar Kopien der Original-AMG-Rechnungen vom Juli 1987 bei, aus denen hervorgeht, dass der Umbau im Auftrag eines gewissen H. Herrmann aus Berlin mit einer unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers von mehr als 170.000 Dollar durchgeführt wurde. Damals stand der Dollar bei etwa 1,80 DM, ergo wurden rund 300.000 Mark fällig.

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Die Arbeit von AMG bestand darin, einen serienmäßigen 5,5-Liter-M117-V8 auf 6,0 Liter aufzubohren und mit einem Satz Hochleistungsnockenwellen auszustatten, die in einem Paar dreiteiliger 16-Ventil-Zylinderköpfe aus Sandguss untergebracht waren. Mit einer modifizierten Drosselklappe, einem freilaufenden Auspuff und einem Ansaugkrümmer mit Ports leistet dieser Motor 385 PS und bietet ein doppelt so hohes Drehmoment bei der Hälfte der Motordrehzahl wie die Serienkonfiguration.

All diese neu gewonnene Leistung wird über ein verbessertes Getriebe an die Hinterräder geleitet. Es scheint, dass AMG dieses Auto ursprünglich mit einer 2,47:1-Hinterachse ausgestattet hat, aber jetzt ist eine 2,65:1-Hinterachse eingebaut. Ein passender Satz farblich abgestimmter, dreiteiliger Aero III 17-Zoll-Räder von OZ trägt Bridgestone Potenza-Reifen.

Sowohl die Motor- als auch die Getriebenummern haben die korrekte AMG-Sequenz, was auf eine zeitgemäße Modifikation hinweist. AMG Bodykit-Nummern finden sich auf den vorderen Kotflügeln und der vorderen Stoßstange mit korrekten westdeutschen Produktionsinformationen, und die Ventildeckelprägungen identifizieren den 6,0-Liter-Hubraum, die Sequenznummer und den entsprechenden Mitarbeiter-ID-Code.

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Weitere Prägungen auf den Zylinderköpfen, den Auspuffkrümmern und der Drosselklappe zeugen ebenfalls von den umfangreichen Modifikationen an diesem Coupé. Darüber hinaus sind AMG Vierkolben-Bremssättel an der Vorderachse sowie die exklusiven und korrekten “AMG by Bilstein”-Stoßdämpfer und passende Federn vorhanden.

Die anthrazitfarbene Lederausstattung ist zurückhaltend und wird durch äußerst attraktive Wurzelholzzierleisten an den Türen, dem Armaturenbrett und der Mittelkonsole unterstrichen. Die Recaro CSE-Sitze mit tiefen Seitenwangen verfügen über zahlreiche Verstellmöglichkeiten und ergänzen ein lederbezogenes Vierspeichen-Lenkrad der Marke AMG M38 von Momo.

Seit es 2015 in die Sammlung des Einlieferers kam, hat das nun versteigerte Super-Coupé weniger als 65 Kilometer zurückgelegt und zeigte zum Zeitpunkt der Katalogisierung nur 24.014 Kilometer an. Während viele von AMG modifizierte Mercedes-Benz aus dieser Ära vielleicht nur einige wenige leistungsstarke oder kosmetische Attribute aufweisen, profitiert dieser außergewöhnliche 560 SEC 6.0 “Wide Body” von allen begehrten und teuren Upgrades des Unternehmens, was ihn wirklich außergewöhnlich macht.

Die komplette Mischung aus wenig Laufleistung, Originalität und vielen Extras schlug sich denn auch auf die erzielte Auktionssumme nieder. Der Hammer fiel erst bei unglaublichen 720.000 Dollar, nach aktuellem Wechselkurs etwa 680.000 Euro.

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